Fanggeräte

Grundscherbrettnetze

DE: Grundscherbrettnetze,Scherbrett-Grundschleppnetze, Grundschleppnetz
EN: Bottom otter trawls, single boat bottom otter trawls
FAO-Alpha-Code: OTB
ISSCFG: 03.12

Der aus Ringen mit unterschiedlichen Maschenweiten bestehende trichterförmige Netzkörper ist vorn auf jeder Seite mit jeweils einem Flügel versehen. Der obere Teil (Oberblatt) ist zumeist um ein den unteren Teil (Unterblatt) überragendes Dach verlängert. Dadurch wird nach oben fliehenden Fischen das Entkommen erschwert. Flügel, Ober-und Unterspann bilden eine Netzöffnung, die durch Leinen (Kopftau, Grundtau, Fischleine) verstärkt ist. Die horizontale Öffnung des Netzes wird maßgeblich durch zwei Scherbretter bewirkt. Scherbretter können aus verschiedenen Materialien bestehen und unterschiedliche Formen aufweisen. Die vertikale Öffnung wird durch Auftriebskörper und/oder hydrodynamische Elemente sowie Gewichte am Grundtau erreicht. Das sogenannte Grundgeschirr wird den Bodengegebenheiten angepasst. Es besteht meist aus auf Stahldraht aufgezogenen Gummischeiben, Rollen oder anderen Abstandhaltern und soll die Fängigkeit des Netzes maximieren und es gleichzeitig vor Beschädigungen durch den unebenen Boden schützen. Für Zielarten, die über dem Meeresboden leben (z.B. Seelachs), werden diese Netze entsprechend getakelt und dadurch mit nur wenig Grundberührung eingesetzt.

Zielarten
Grundfische (wie Plattfische: z.B. Seezunge, Scholle, dorschartige Fische: z.B. Kabeljau, Wittling, Schellfisch, Wolfsbarsch), Garnelen und semi-demersale Arten, die über dem Boden leben (z.B. Seelachs).

Einsatzgebiete
Weltweit, in flacherem Wasser bis in Tiefen von 2000 m. hauptsächlich im Meer, selten in Binnengewässern.

Umwelteinflüsse
Durch den Einsatz von Grundscherbrettnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden, indem festsitzende und im Boden lebende Organismen (inkl. Bewuchs) geschädigt und/oder entfernt werden. Die Entnahme kann einen Einfluss auf das Ökosystem haben, wenn sich durch die Befischung Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge verändern.
Der Einfluss kann aber je nach Einsatzort und Bodenbeschaffenheit unterschiedlich sein. Besonders empfindlich sind Gebiete mit langsam wachsenden Kaltwasserkorallen und Schwammgemeinschaften, bekannte Vorkommen sind aber inzwischen meist für die Fischerei mit Grundschleppnetzen geschlossen.
Bei Weichboden kann es zum Aufwirbeln und Abtragen von Sediment kommen. Der Einfluss ist in Gebieten, die generell stark von Strömungen und/oder Gezeiten beeinflusst sind, meist nur temporär. Auch auf sandigem Boden konnten bisher keine großen Veränderungen festgestellt werden. Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist erforderlich.
Nach bisherigem Wissen wirken in dieser Fischerei wahrscheinlich die Grundscherbretter am stärksten auf den Meeresboden ein. Es sind jedoch zahlreiche semipelagische Scherbrett-Typen verfügbar, die ohne Bodenkontakt die horizontale Öffnung eines Grundschleppnetzes gewährleisten würden. Es gibt derzeit jedoch unzureichende Informationen über Fangverluste beim Einsatz von schwebenden Scherbrettern in der Grundschleppnetzfischerei. Einige Zielarten, die mit Grundschleppnetzen gefangen werden, schwimmen deutlich über dem Meeresboden (z.B. Seelachs in der Nordsee). Bei dieser Fischerei werden die Netze entsprechend getakelt und können mit geringer oder gelegentlicher Grundberührung eingesetzt werden, der negative Einfluss auf den Meeresboden kann dadurch minimiert werden.
In der Fischerei mit Grundschleppnetzen kann es zu unerwünschten Beifängen und Rückwurf von zu kleinen (untermaßigen) Fischen und von Nichtzielarten kommen. Dieser unerwünschte Beifang wird derzeit durch Maschengrößen-und Maschenformen sowie Sortier-, Selektion- bzw. Leitgitter vor allem im Netzende (Steert) reduziert. Über diese Gitter können z.B. in der Kaisergranat-Fischerei größere Fische während des Fangprozesses zu einem Auslass geleitet werden und aus dem Schleppnetz entkommen. Sogenannte Fluchtfenster (z.B. Bacoma) aus quadratischen Maschen ermöglichen wiederum ein Entkommen kleinerer Fische, während größere Tiere diese Fenster nicht passieren können. Durch große Maschen in den vorderen Netzbereichen kann der Beifang von großen Bodenfischen reduziert werden. In der Fischerei auf Schellfisch wird dadurch der Beifang von Kabeljau reduziert, da diese Arten ein unterschiedliches Fluchtverhalten zeigen (Eliminator trawl). Durch im Oberblatt verkürzte Schleppnetze (Topless trawls) kann in der Fischerei auf Kaisergranat der Beifang an Wittling, Schellfisch, Seelachs und Kabeljau verringert werden. An der Verbesserung der Selektivität und damit an der Verringerung des unerwünschten Beifangs wird weltweit kontinuierlich geforscht.

Fischereifahrzeuge
Grundschleppnetze können von kleinen offenen Booten bis hin zu über 100 m großen Fabriktrawlern geschleppt werden. [Literatur]