Am 31. Mai 2023 wurde der ICES-Advice für 2024 für die Ostsee veröffentlicht.
Die Bestandsberechnung für Dorsch der westlichen Ostsee gibt seit 2023 nur noch Trends an und wird relativ dargestellt. Aufgrund fehlender verlässlicher Daten kann keine fischereiliche Sterblichkeit abgebildet werden. Die stattdessen dargestellte relative Nutzungsrate hat in den letzten Jahren abgenommen und wurde 2022 nochmals erheblich reduziert. Die fischereiliche Entnahme hat auf die Bestandsentwicklung fast keinen Einfluss mehr. Die Laicherbiomasse zeigt 2023 einen leichten Anstieg, liegt aber weiterhin erheblich unter dem Limitreferenzwert (Blim), also tief im roten Bereich. Die gezielte Fischerei auf diesen Bestand ist weiterhin verboten, Anlandungen sind nur im Rahmen einer kleinen Beifangquote erlaubt. Die Tagesfangmenge in der Angelfischerei beträgt auch 2023 ein Tier.
Die Situation des Dorsches der östlichen Ostsee hat sich 2023 nicht verbessert. Die Laicherbiomasse bleibt weitgehend stabil, liegt tief im roten Bereich (unter Blim) und eine Erholung ist selbst bei einer Null-Entnahme weiterhin nicht absehbar. Entsprechend der Vorgaben des Managements lautet die Empfehlung daher erneut auf Schließung der Fischerei. Die fischereiliche Sterblichkeit bleibt sehr niedrig, sie beträgt nur noch ein Zehntel der Gesamtsterblichkeit. Die natürliche Sterblichkeit ist inzwischen also erheblich höher, was heißt, dass die Regulierung der Fischerei nur noch einen geringen Einfluss auf die künftige Bestandsentwicklung hat. Die Ursachen sind vielfältig, haben aber wohl vor allem mit dem Sauerstoffmangel im Bornholmbecken zu tun. Auch 2023 ist in EU-Gewässern keine gezielte Fischerei auf diesen Dorschbestand erlaubt, die EU-Quoten dürfen nur für Beifänge genutzt werden.
Der Bestand des Herings der westlichen Ostsee liegt weiterhin unter dem Limit-Referenzwert für die Laicherbiomasse (Blim), also tief im roten Bereich. Er scheint aber im vergangenen Jahr erneut zugenommen zu haben. Die fischereiliche Sterblichkeit lag 2022 zum vierten Mal unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), ist nun aber erstmals niedrig genug, um eine Erholung des Bestandes zu ermöglichen. In der westlichen Ostsee ist die gerichtete Fischerei 2023 weiterhin nur noch für Fahrzeuge unter 12m erlaubt. 86% des Gesamtfanges aus diesem Bestand stammte 2022 aus der östlichen Nordsee (gefangen unter dem Nordseeherings-TAC).
Da keines der möglichen Fang-Szenarien bis 2025 zu einem Anwachsen des Bestandes über Blim führt, empfiehlt der ICES auf Basis des MSY-Konzeptes im sechsten Jahr in Folge die Schließung der Fischerei.
Die Begutachtungsmethode für Hering zentrale Ostsee wurde 2023 überarbeitet („benchmark“). Dabei wurden auch alle Referenzwerte für die Laicherbiomasse und den Fischereidruck angepasst. Sie werden nun als relative und nicht mehr als absolute Werte angegeben und jährlich aktualisiert. Neue Begutachtungsmethode und Referenzwerte haben zu einer veränderten Wahrnehmung des Bestandszustands geführt: Die Laicherbiomasse liegt nun unter dem Limitreferenzwert (Blim), also im roten Bereich, der Fischereidruck unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy) und somit im grünen Bereich. Fischereidruck und Laicherbiomasse werden als relative Werte bezogen auf Fmsy und MSY Btrigger dargestellt. Die Wahrnehmung des Bestandes und damit auch die Fangempfehlung schwankte in den vergangenen Jahren stark: Die Höchstfangmenge sollte für 2022 um 36% gesenkt werden, für 2023 um 33% steigen und für 2024 nun wieder um 45% sinken.
Die Begutachtungsmethode für Ostsee-Sprotte wurde 2023 überarbeitet. Dabei wurden auch alle Referenzwerte für das Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) und den Vorsorgeansatz angepasst. Der MSY-Wert für die Laicherbiomasse (MSY Btrigger) liegt nun etwas niedriger, der für den Fischereidruck (Fmsy) etwas höher. Die Laicherbiomasse der Ostsee-Sprotte wird wie vorhergesagt 2023 sinken, liegt aber noch weit über MSY Btrigger. Der Fischereidruck liegt knapp über Fmsy und dem Vorsorge-Referenzwert (Fpa). Der Bestand ist aber mit knapp einer Million Tonnen Laicherbiomasse und über 300.000 t Anlandungen derzeit der größte und ertragsreichste Ostsee-Fischbestand.
Der Bestand der Ostsee-Scholle entwickelt sich weiterhin sehr gut, allerdings nimmt die Laicherbiomasse nicht mehr zu. Der Fischereidruck bleibt niedrig und der Bestand liegt weit im grünen Bereich.
Die Laicherbiomasse von Scholle in Kattegat, Belten und Sund steigt weiter, erreicht erneut einen historischen Höchstwert und liegt weit im grünen Bereich. Der Fischereidruck konnte weiter reduziert werden und liegt nun im zweiten Jahr in Folge unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), also ebenfalls im grünen Bereich. Die Jahrgänge 2019, 2020 und 2021 sind außerordentlich stark und erreichen jeweils Höchstwerte. Die Schollen werden jedoch immer dünner, was wahrscheinlich vor allem auf die entstehende Nahrungskonkurrenz bei größeren Tieren zurückzuführen ist. Die Gewichtsabnahme wird in der Bestandsberechnung berücksichtigt und führte in diesem Jahr, auch rückwirkend, zu einer im Vergleich zum Vorjahr geringeren Laicherbiomasse.
Der Bestands-Indikator von Ostsee-Steinbutt blieb 2022 im Vergleich zum Vorjahr stabil. Die bisherigen Fänge scheinen die Entwicklung des Bestandes nicht zu behindern. Es wird aktuell keine Fangempfehlung vom ICES gefordert und daher auch keine abgegeben.
Für Flunder in Belten und Sund und Flunder in der südlichen Ostsee liegen keine aktualisierten Informationen des ICES vor.