Am 31. Mai 2022 wurde der ICES-Advice für 2023 für die Ostsee veröffentlicht.
Die Laicherbiomasse von Dorsch der westlichen Ostsee bleibt stabil und liegt damit weiterhin erheblich unter dem Limitreferenzwert (Blim). Der berechnete Fischereidruck liegt über den Referenzwerten des Konzepts zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), des Managementplanes (Fmgmt) und des Vorsorgeansatzes (Fpa), enthält aber möglicherweise Anteile der natürlichen Sterblichkeit. 2022 ist die gezielte Fischerei auf diesen Bestand verboten (ICES Gebiete 22-24), Anlandungen sind nur im Rahmen einer kleinen Beifangquote erlaubt. Die Tagesfangmenge
der Angelfischerei wurde auf ein Tier reduziert.
Die Situation von Dorsch der östlichen Ostsee hat sich 2022 nicht verbessert. Die Laicherbiomasse hat nochmals abgenommen, liegt tief im roten Bereich (unter Blim) und eine Erholung ist selbst bei einer Null-Entnahme weiterhin nicht absehbar. Entsprechend der Vorgaben des Managements lautet die Empfehlung daher erneut auf Schließung der Fischerei. Die fischereiliche Sterblichkeit ist weiter reduziert worden, sie beträgt nur noch ein Zehntel der Gesamtsterblichkeit. Die natürliche Sterblichkeit ist inzwischen also erheblich höher, was heißt, dass die Regulierung der Fischerei nur noch einen geringen Einfluss auf die künftige Bestandsentwicklung hat. Die Ursachen sind vielfältig, haben aber wohl vor allem mit dem Sauerstoffmangel im Bornholmbecken zu tun. Auch 2022 ist in EU-Gewässern keine gezielte Fischerei auf diesen Dorschbestand erlaubt, die EU-Quoten dürfen nur für Beifänge genutzt werden.
Der Bestand des Herings der westlichen Ostsee liegt weiter bei ca. 50% des Limit-Referenzwertes für die Laicherbiomasse (Blim), also tief im roten Bereich. Er scheint aber im vergangenen Jahr leicht zugenommen zu haben. Die fischereiliche Sterblichkeit lag 2021 zum dritten Mal unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), war aber nach wie vor viel zu hoch, um eine Erholung zu ermöglichen. Die Abnahme des Fischereidrucks wurde bisher überwiegend durch die Fangmengenreduzierung in der westlichen Ostsee erreicht, 2022 ist die gerichtete Fischerei dort nur noch für Fahrzeuge unter 12m erlaubt. Der Bestand wird jedoch in drei verschiedenen Managementgebieten gefangen, und seine Erholung ist kaum möglich, wenn die Fänge nicht in allen Gebieten ausreichend reduziert werden. Für 2022 wurde erstmalig auch die legale Fangmenge im Skagerrak/Kattegat (Gebiet 20-21, bzw. 3.a) deutlich reduziert, was das Gleichgewicht zwischen den Managementgebieten 20-21 und 22-24 wieder herstellen sollte.
Da keines der möglichen Fang-Szenarien bis 2024 zu einem Anwachsen des Bestandes über Blim führt, empfiehlt der ICES auf Basis des MSY-Konzeptes im fünften Jahr in Folge die Schließung der Fischerei.
Der Heringsbestand in der zentralen Ostsee erscheint in diesem Jahr wieder in besserem Zustand – vor allem, weil der Jahrgang 2019, der in der Bestandsberechnung 2020 stark, in der 2021er aber nur noch durchschnittlich erschien, nun wieder stark wirkt. Vermutlich befanden sich die Jungtiere im vergangenen Jahr außerhalb des von der Forschungsreise abgedeckten Gebietes. Die Laicherbiomasse ist gestiegen und liegt nun knapp unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Btrigger). Die fischereiliche Sterblichkeit konnte etwas reduziert werden, liegt aber weit oberhalb des MSY-Referenzwertes (Fmsy) und auch über dem Vorsorgereferenzwert (Fpa).
Die Perspektive für die weitere Entwicklung des Bestandes ist wieder besser als im Vorjahr: MSY-Btrigger sollte zur Laichzeit 2023 überschritten werden.
Die Laicherbiomasse der Ostsee-Sprotte liegt weit über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Btrigger) und wird 2022 nochmals ansteigen. Der Fischereidruck liegt seit vielen Jahren über Fmsy und ist 2021 auch noch über den Vorsorge-Referenzwert (Fpa) gestiegen, er ist also unverändert viel zu hoch. Nach den stärkeren Jahrgängen 2019 und 2020 ist der 2021er Jahrgang schwächer und die Fänge müssen etwas reduziert werden. Der Bestand ist aber mit über einer Million Tonnen Laicherbiomasse derzeit der größte und ertragsreichste (über 250.000 t) Ostsee-Fischbestand.
Die Ostsee-Scholle entwickelt sich weiterhin sehr gut, allerdings nimmt die Laicherbiomasse nicht mehr zu. Der Fischereidruck bleibt niedrig und der Bestand liegt weit im grünen Bereich. 2022 wurden die Modelle für die Bestandsberechnung der Ostsee-Scholle überarbeitet und Referenzwerte angepasst bzw. neu definiert.
Die Laicherbiomasse von Scholle in Kattegat, Belten und Sund ist weiter gestiegen, erreicht einen historischen Höchstwert und liegt weit im grünen Bereich. Der Fischereidruck konnte weiter reduziert werden und liegt nun unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), also ebenfalls im grünen Bereich. Basis für die Fangempfehlung ist, wie im Vorjahr, das MSY-Konzept.
Der Bestands-Indikator für Flunder in Belten und Sund (verbreitet in den Gebieten 22 und 23) ist wieder gestiegen. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den MSY-Referenzwert liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy).
Der Bestands-Indikator für Flunder in der südlichen Ostsee (verbreitet in den Gebieten 24 und 25) bleibt stabil. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den MSY-Referenzwert liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy).
Für Ostsee-Steinbutt und Ostsee-Kliesche liegen keine aktualisierten Informationen des ICES vor.