Bestandsdatenblatt

Kap-Seehecht flach (Merluccius capensis)

Gültig 11/2013 - 11/2014

Kap-Seehecht flach (Merluccius capensis)

gültig 11/2013 - 11/2014

Zugehörige Fischart

Seehecht (6 Arten)

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Benguelastrom, Agulhasstrom
Fanggebiet:Südafrika FAO 47
Art:Merluccius capensis

Wissenschaftliche Begutachtung

Universität von Kapstadt (Südafrika), Marine Ressource Assessment and Management Group (MARAM) des Department of Mathematics and Applied Mathematics, www.mth.uct.ac.za/maram/

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung unter Verwendung von Fangdaten und unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Die Begutachtung erfolgt getrennt für die beiden gemischt in den Fängen erscheinenden Arten Kap-Seehecht flach (Merluccius capensis) und Kap-Seehecht tief (M. paradoxus) für die gesamte südafrikanische Küste. Die gemischten Fänge der zwei Bestände werden mathematisch unter Verwendung der Fangtiefe und der Fischlänge getrennt. Der Laicherbiomasse-Zielwert (Weibchen) nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Bmsy) ist definiert. Die fischereiliche Sterblichkeit findet aufgrund zu großer Unsicherheiten keine Anwendung im Management, es kann aber eine Nutzungsrate berechnet werden. Die Fangempfehlung (TAC) wird auf Basis der aktuellen Bewirtschaftungsregel („Operational Management Procedure“, OMP-2010) berechnet und auf die beiden Bestände verteilt. [570] [572] [711] [persönliche Mitteilung, R. Rademeyer, Kapstadt, Nov. 2012]

Wesentliche Punkte

2013: Die Laicherbiomasse der Weibchen steigt seit 2009 und liegt weit über dem Zielwert des maximalen nachhaltigen Dauerertrages (Bmsy). Die Nutzungsrate (Fang/Laicherbiomasse) ist in den letzten Jahren gleichbleibend niedrig. [711] [persönliche Mitteilung, R. Rademeyer, Kapstadt, Feb. 2014]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Geringe Fänge von Kap-Seehecht flach (M. capensis) sind bereits ab 1917 verzeichnet, sie nahmen aber erst in den 1930er Jahren zu und stiegen bis 1955 stetig. Parallel dazu nahm die Laicherbiomasse der Weibchen bis 1959 das erste Mal ab, fiel unter den heutigen MSY-Zielwert, stieg aber nach Reduzierung der Entnahme bis 1972 wieder an. Mit wenigen Einschränkungen war die Seehechtfischerei vor Südafrika bis 1977 für die internationale Fischerei frei zugänglich und nicht durch Fangmengenbegrenzungen reguliert. Nach Ausweitung der ausschließlichen Wirtschaftszone auf 200 sm wurden die Aktivitäten ausländischer Schiffe 1977 stark reduziert. Nach der starken Nutzung von Kap-Seehecht Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre wurde eine konservative Wiederaufbau-Strategie verfolgt. Durch gesetzliche Höchstfangmengen (TACs) wurden die Fänge gesenkt. Die Laicherbiomasse stieg daraufhin erneut schnell an, nahm aber aufgrund schwacher Nachwuchsproduktion nach 1999 wieder ab. Nach erneuter Reduzierung der Entnahme wächst die Laicherbiomasse seit 2009 an. Sie liegt weit über dem Bmsy-Zielwert. Die Nutzungsrate (Fang/Laicherbiomasse) ist in den letzten Jahren gleichbleibend niedrig. [535] [454] [711] [persönliche Mitteilung, R. Rademeyer, Kapstadt, Feb. 2014]

Ausblick

Ein stabilisierendes Element in der derzeitigen Bewirtschaftungsregel (OMP-2010) ermöglicht die Erhöhung der Fangmöglichkeiten um maximal 10% und eine Senkung um max. 5% (unter besonderen Umständen bis zu 25%). Bei guter Nachwuchsproduktion in den letzten Jahren können die Fänge zumindest stabil bleiben. [570] [711]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Beide Kap-Seehecht-Bestände unternehmen horizontale Wanderungen in Abhängigkeit von Umweltbedingungen und Nahrungsverfügbarkeit. Außerdem werden tägliche Vertikalwanderungen durchgeführt. Tagsüber sammeln sich die Tiere nah am Boden, nachts trennen sie sich und steigen zum Fressen in die Wassersäule auf. Der „flache“-Bestand laicht in flacherem Wasser als M. paradoxus, und Strömungen spielen eine große Rolle bei der Verdriftung von Eiern und Larven. [455]

Wer und Wie

Seit 1991 wird der südafrikanische Kap-Seehecht im Rahmen einer Bewirtschaftungsregel („Operational Management Procedure“, OMP) genutzt, die regelmäßig überprüft und überarbeitet wird. Die aktuelle OMP-2010 soll bis 2014 verwendet werden. Ein stabilisierendes Element erlaubt TAC-Erhöhungen von max. 10% und eine Senkung um max. 5% (unter besonderen Umständen bis zu 25%). Die Fangempfehlung (TAC) wird auf Basis der OMP-2010 berechnet. Da die getrennte Regulierung der zum Teil gemeinsam gefangenen Bestände nicht möglich ist, gibt es einen summierten Gesamt-TAC. Die Bewirtschaftung erfolgt außerdem über technische Regularien (z.B. Maschenweiten), Gebietsschließungen und saisonale Schließungen. [455] [535] [570] [711] [712]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 1991 ist die gesetzliche Höchstfangmenge (TAC) kaum von den wissenschaftlichen Empfehlungen abgewichen. Während einer Überarbeitung der Bewirtschaftungsregel 1997 und 1998 wurde keine Empfehlung gegeben und der Vorjahres-TAC beibehalten. [535] [711] [712]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Kap-Seehecht flach (M. capensis) kommt entlang der gesamten südafrikanischen Küste vor, der Verbreitungs-Schwerpunkt liegt jedoch an der Südküste in 30 bis etwa 400 m Wassertiefe. In etwa 250-400 m Tiefe überlappt sich die Verbreitung mit Kap-Seehecht tief (M. paradoxus). Das Management erfolgt über eine Kap-Seehecht Höchstfangmenge (TAC) für beide Arten. [453] [455]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2013 Anlandungen: 25,5 (Summe beide Bestände: 156,1); davon 82% Schleppnetze, 18% Langleinen, außerdem Handleinen
TAC (beide Arten) 2008: 130,5 2009: 118,6 2010: 119,8 2011: 131,8 2012: 144,7 2013: 156,1 [711] [712]

IUU-Fischerei

Nicht gemeldete und falsch gemeldete Fänge sind in dieser Fischerei möglich, aber wahrscheinlich vernachlässigbar. Die Summe der Fänge liegt seit 1991 im Rahmen der TACs, meist sogar leicht darunter. [455] [535]

Struktur und Fangmethode

Dieser Bestand wird gemeinsam mit Kap-Seehecht tief (M. paradoxus) in der Hochsee-Schleppnetzfischerei gefangen. Er ist aber vor allem auch Zielart der küstennahen gemischten Schleppnetzfischerei (mit Seezunge) und wird außerdem mit Langleinen und Handleinen gefangen. Schleppnetze spielen die Hauptrolle, in den letzten Jahren wird nur ein sehr geringer Anteil mit Handleinen gefischt. [455] [711]

Beifänge und Rückwürfe

In der küstennahen Schleppnetzfischerei auf diesen Bestand ist der Rückwurf von Seehecht gering, wie eine Studie für 2002-2006 belegt. Kingklip und Seeteufel sind wertvolle Beifangarten, die teilweise gezielt beigefangen und angelandet werden. Für beide sind inzwischen vorsorgliche Fangbegrenzungen (precautionary catch limit, PCL) festgelegt, da die Kap-Seehecht-Fischerei einen Einfluss auf die Bestände haben kann. Für andere Arten gibt es prozentuale Beifangbegrenzungen. [455] [571] [572]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

In der Schleppnetz- und Langleinen-Fischerei kann es in unterschiedlichem Ausmaß zu Beifang von Seevögeln, Haien, Rochen und Schildkröten kommen, darunter auch gefährdete Arten wie der Schwarzbrauen-Albatross (IUCN Vorwarnliste (NT), Zugriff 25.02.2014). Der Seevogelbeifang in Schleppnetzen konnte in den letzten Jahren drastisch gesenkt worden, insbesondere wegen der Anforderung der MSC-Zertifizierung. Verschiedene Methoden zur Vermeidung von Seevogelbeifang sind im Einsatz (z.B. Tori Lines, Scheuchbänder). Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Der Einfluss der Kap-Seehechtfischerei auf den Meeresboden und seine Lebensräume ist jedoch noch nicht ausreichend untersucht und weitere Forschung wird empfohlen. In der Zwischenzeit wurden einige stark befischte Gebiete geschlossen bis hier genauere Untersuchungen durchgeführt werden können. [7] [8] [384] [455] [571] [572] [573]

Biologische Besonder­heiten

Die Biologie sowie die räumliche und zeitliche Verbreitung der zwei Kap-Seehecht-Arten Merluccius. capensis und M. paradoxus ist gut untersucht. Beide Arten sind entlang der gesamten südafrikanischen Küste verbreitet und werden inzwischen getrennt begutachtet. Eine Vermischung mit den Populationen vor Namibia (besonders M. paradoxus) ist möglich, aber nicht bewiesen. [454] [455]

Zusätzliche Informationen

Die Begutachtungs- und Managementeinheiten für den Kap-Seehecht haben sich mehrfach geändert. Aus einem einheitlichen südafrikanischen „Bestand“ wurden zunächst zwei nach Küste getrennte „Bestände“ (West- und Südküste, Arten gemischt). Seit 2005 erlaubt die Datenlage mit Hilfe mathematischer Modelle eine Trennung der Arten, und es erfolgt nun eine getrennte Begutachtung jeweils für die gesamte südafrikanische Küste (Kap-Seehecht flach (Merluccius. capensis) und Kap-Seehecht tief (M. paradoxus)).
Merluccius capensisund M. paradoxus sehen sich sehr ähnlich, und das angelandete und verarbeitete Produkt kann nur schwer nach Art identifiziert werden. Sie kommen daher unter dem gleichen Namen auf den Markt (in Deutschland als Seehecht oder Kap-Seehecht). Hauptexportmärkte sind Europa, Australien und die USA. [14] [454]

Zertifizierte Fischereien

Eine Fischerei auf Kap-Seehecht (Merluccius capensis) und M. paradoxus) ist nachhaltigkeitszertifiziert nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) (2011: alle Anlandungen der Schleppnetz-Fischerei, etwa 93% der Gesamtanlandungen). [4]

Soziale Aspekte

Die südafrikanische Kap-Seehecht-Fischerei ist die derzeit wichtigste Fischerei des Landes. Das gilt sowohl für den Ertrag als auch für die Anzahl der Arbeitsplätze. Es werden Fahrzeuge unterschiedlichster Größe eingesetzt, von kleinen Booten bis hin zu großen, auf See verarbeitenden Fabrikschiffen in der Hochsee-Fischerei. [454] [455] [535]

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[7]Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR2000Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure Journal of Animal Ecology 69:494-503
[8]Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ2006Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[453]Rademeyer RA2011Output from the South African Hake OMP-2010 for the 2012 TAC recommendation FISHERIES/2011/AUGUST/SWG-DEM/40
[454]Rademeyer RA, Butterworth DS, Plaganyi EE2008Assessment of the South African hake resource taking its two-species nature into account African Journal of Marine Science 30 (2): 263-290
[455]Powers J, Tingley G , Japp D, Combes J, Hough A2010MSC Reassessment Report for South African Hake Trawl Fishery Certificate No: MML-F-005, Client: SADSTIA - South African Deep Sea Trawling Industry Association, Version: 5 Public Certification Reportmsc.org
[535]Rademeyer RA, Butterworth DS, Plaganyi EE2008A history of recent bases for management and the development of a species-combined Operational Management Procedure for the South African hake resource. African Journal of Marine Science 30(2): 291-310
[570]Rademeyer RA, Fairweather T, Glazer JP, Leslie RL, Butterworth DS2010The 2010 Operational Management Procedure for the South African Merluccius paradoxus and M. capensis Resources FISHERIES/2010/OCTOBER/SWG-DEM/59
[571]Attwood CG, Petersen SL, Kerwath SE2011Bycatch in South Africa’s inshore trawl fishery as determined from observer records ICES Journal of Marine Science 68(10), 2163–2174
[572]Petersen S, Nel D, Ryan P, Les Underhill L (Eds.)2008Understanding and Mitigating Vulnerable Bycatch in southern African Trawl and Longline Fisheries WWF South Africa Report Series - 2008/Marine/002. 262 pp
[573]Andrews J, de Rozarieux N, Powers J, Tingley G2012Surveillance Report: South African Hake Trawl Fishery Certificate No.: MML-F-005, Intertek Moody Marine Ltd. July 2012msc.org
[711]Rademeyer RA, Butterworth DS20132013 Update of the South African Hake Reference Case Assessment FISHERIES/2013/NOV/SWG-DEM/67
[712]Rademeyer RA2013Output from the South African Hake OMP-2010 for the 2013 TAC recommendation FISHERIES/2012/SEPT/SWG-DEM/21