Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt West-Grönland

Gültig 06/2012 - 06/2013

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Westgrönlandschelf
Fanggebiet:West-Grönland (NAFO 0, 1) FAO 21
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Wissenschaftlicher Rat (Scientific Council) der Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO), www.nafo.int

Methode, Frequenz

Die hier zusammengefassten Bestandskomponenten des Schwarzen Heilbutts vor West-Grönland sind in den ausschließlichen Wirtschaftszonen von Kanada und Grönland verbreitet. Die Begutachtungen werden im Auftrag dieser Staaten von der NAFO (Northwest Atlantic Fisheries Organization) jährlich durchgeführt. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung, Referenzwerte sind nicht festgelegt. Anlandedaten und Biomasseinformationen für einzelne Gebiete (Forschungsfahrten und kommerzielle Daten) sind verfügbar. Die Beurteilungen und Empfehlungen werden für eine nördliche Komponente (NAFO-Gebiete 0A, 1A offshore, 1B) sowie eine südliche Komponente (0B, 1C-F) getrennt gegeben. [279] [536] [537] [540]

 

Wesentliche Punkte

2012: Die Biomasse der Bestandskomponenten ist stabil. In Gebiet 1CD steigt der Biomasseindex seit Beginn dieser Zeitreihe vor 14 Jahren stetig und erreichte 2011 den höchsten Wert. [536] [537]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Von 1982-1989 lagen die Anlandungen zwischen 3.000 und 4.500 t. Durch eine Erhöhung des Aufwands vor allem der russischen Flotte und einer neuen Schleppnetzfischerei von Kanada und Norwegen stiegen die Anlandungen im Jahr 1992 auf 18.000 t. Die nach einer Abnahme seit 2001 erneut steigenden Anlandungen sind wieder auf erhöhten Fischereiaufwand in wechselnden Gebieten zurückzuführen. Die Biomasseindices aus verschiedenen Forschungsreisen deuten derzeit auf stabile Bestandskomponenten hin. In Gebiet 1CD steigt der Biomasseindex seit Beginn der Zeitreihe vor 14 Jahren stetig und erreichte 2011 den höchsten Wert. Die standardisierten Einheitsfänge (CPUEs) aus der kommerziellen Schleppnetz-Fischerei sind stabil (Gebiete 0A, 1AB) bzw. stiegen an (0B, 1CD). Diese Entwicklung kann u.a. aber auch durch die technische Entwicklung der Fanggeräte beeinflusst werden und muss daher mit Vorsicht interpretiert werden. [536] [537]

 

Ausblick

Aufgrund der Stabilität von Biomasseindex und Einheitsfängen (CPUE) werden die erlaubten Fangmengen weiterhin stabil bleiben können. Eine Erhöhung wird nicht empfohlen. [536] [537]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diese Bestandskomponenten genannt. [536]

 

Wer und Wie

Das Management der nördlichen (Gebiete 0A, 1AB) und südlichen (0B, 1C-F) Bestandskomponenten erfolgt gemeinsam von Kanada und Grönland über zwei nach Nord- und Süd-Komponente getrennten Höchstfangmengen (TACs). Die Fischerei findet in den jeweiligen Hoheitsgewässern statt und folgt somit den Gesetzen und Regularien der beiden Länder. [279] [536] [537]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 2002 wird die Empfehlung für die nördliche (Gebiete 0A, 1AB) und die südliche Komponente (Gebiete 0B, 1C-F) getrennt gegeben. Die festgesetzten Höchstfangmengen (TACs) entsprechen seitdem diesen wissenschaftlichen Empfehlungen und die Fangmengen liegen streng innerhalb dieser Vorgaben. [536] [537]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Schwarzer Heilbutt in den NAFO-Gebieten 0 und 1 besteht aus verschiedenen Komponenten eines Bestandes, der bis in das Gebiet 3 verbreitet ist. Das Management erfolgt für die Gebiete 0, 1A offshore, 1B-F gemeinsam durch Kanada und Grönland. Gebiet 1F ist zum Teil internationales Gewässer. [279] [536] [537]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2011: Summe: 27,0; davon in Gebiet 0 (49% der Anlandungen): 59% Schleppnetze, 40% Kiemennetze, 0,6% Langleinen
TACs (Summe) 2008: 24,0  2009: 24,0  2010: 27,0  2011: 27,0  2012: 27,0
[536] [537] [540]

IUU-Fischerei

Die NAFO führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste) und hat diverse Regularien festgelegt, die eine IUU-Fischerei verhindern sollen. Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesem Bestand. [538]

 

Struktur und Fangmethode

In den NAFO-Gebieten 0A und B fischt nur die kanadische Flotte, mit Schleppnetzen und Kiemennetzen. Langleinen spielen eine sehr geringe Rolle. Die Gebiete 1A-F werden neben Grönland von diversen weiteren Nationen befischt, in 1CD ist unter anderem auch die deutsche Flotte tätig. In Gebiet 1 kommen überwiegend Schleppnetze zum Einsatz außerdem Kiemennetze, Langleinen nur selten mit geringen Fangmengen. [380] [536] [537] [540]

 

Beifänge und Rückwürfe

Rückwürfe sind in der Schleppnetzfischerei auf diese Bestandskomponenten gering und liegen normalerweise bei unter 1% des Gesamtfanges. [540]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Sie fangen neben den Zielarten auch Arten, die nicht kommerziell genutzt werden und deren Entnahme einen Einfluss auf das Ökosystem haben kann. Auf sandigem Boden konnten allerdings keine großen Veränderungen festgestellt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Einige Gebiete in der NAFO-Region sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Schleppnetzfischerei geschlossen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [31] [83] [158] [178] [280]

 

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei auf schwarzen Heilbutt in Grönland begann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der Disko-Bucht. Hier wurde traditionell der höchste Anteil der grönländischen Fänge getätigt und die Fänge stiegen fast kontinuierlich bis 2004. Auch heute ist dieses Gebiet durch die Heilbutt-Fischerei geprägt und ein Anziehungspunkt für Touristen. [288]

 

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Schwarzen Heilbutt West-Grönland nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

 

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren vor allem unter den Flaggen Kanadas und Grönlands. Hinzu kommen norwegische, russische, färöische und EU Schiffe (darunter auch deutsche). Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt nach den Regeln der jeweiligen Staaten. In Grönland ist die Fischerei und die anschließende Verarbeitung der Hauptindustriezweig. Zwischen 80 und 90% des jährlichen Exports bestehen aus Fisch und Meeresfrüchten, eine starke Abhängigkeit von der internationalen Preisentwicklung ist die Folge. [13] [31] [288]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[158]Fisheries and Oceans Canada, DFOHomepage: Fisheries and Oceans CanadaDFO-Kanada
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[279]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)Northwest Atlantic Fisheries Organization, Homepagenafo.int
[280]ICES2016Report of the Advisory Committee, 2016. Book 6, Greater North Sea Ecoregion, 6.3.41 Sandeel (Ammodytes spp.) in Divisions 4b and 4c, SA 1 (Central and South North Sea, Dogger Bank)ices.dk
[288]The Government of Greenland (Naalakkersuisut)Homepage: Government of Greenland (dänisch und grönländisch)naalakkersuisut.gl
[380]Europäische Union2012Verordnung (EU) Nr. 44/2012 des Rates vom 17. Januar 2012 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten im Jahr 2012 in EU-Gewässern und für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern für bestimmte, über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppeneuropa.eu
[536]R Berghahn1996Episodic Mass Invasions of Juvenile Gadoids into the Wadden Sea and their Consequences for the Population Dynamics of Brown Shrimp (Crangon crangon) Marine Ecology, 17 (1-3): 251-260
[537]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)20122012: Greenland halibut in SA 0 + Div. 1A offshore and Div. 1B-1Fnafo.int
[538]Alaska Department of Fish and Game (AFD&G)Homepage: Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) (englisch)adfg.alaska.gov
[540]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)Homepage: NAFO Scientific Council Research (SCR) Documentsnafo.int