Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt Ost-Grönland und Island

Gültig 06/2011 - 06/2012

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Ostgrönlandschelf, Islandschelf, Färöer-Plateau, Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:Färöer (5.b), Island (5.a), Ost-Grönland (14), Keltische Meere (6) FAO 27
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk und Hafrannsóknastofnunin (Isländisches Meeresforschungsinstitut), Reykjavik, www.hafro.is

 

Methode, Frequenz

Die Bestandsberechnung ist nur indikativ (anzeigend) und gibt nur relative Bestandsinformationen. Hierfür werden Fangdaten und die Daten aus zwei unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen verwendet. Für diesen Bestand sind relative Referenzpunkte für Biomasse und fischereiliche Sterblichkeit nach dem Konzept des höchsten Dauerertrages (MSY) definiert (Fmsy, Bmsy). Da jedoch kein Triggerwert für die Biomasse (Btrigger) festgelegt ist, wird diese vom ICES mit einem Fragezeichen klassifiziert. Neben den ICES-Managementempfehlungen gibt es die des Isländischen Meeresforschungsinstituts (MRI). [220] [221] [41]

 

Wesentliche Punkte

2011: Die Biomasse liegt in den letzten Jahren konstant auf niedrigstem Niveau, die fischereiliche Sterblichkeit (F) hoch. Alle bisherigen Empfehlungen und Managementmaßnahmen haben nicht zu einer Reduzierung der Sterblichkeit oder einer Zunahme der Biomasse geführt. Der ICES empfiehlt daher für 2012 erstmals eine Schließung der gerichteten Fischerei, um F unter Fmsy zu senken. [220]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  übernutzt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die kommerzielle Fischerei auf diesen Bestand begann in den 1950er Jahren, zunächst hauptsächlich durch die deutsche Flotte in isländischen Gewässern. Mit Ausdehnung der ausschließlichen Wirtschaftszone Islands in den 1970ern nutzte die isländische Flotte diese Ressource. Die Anlandungen aus isländischen Gewässern überstiegen die aus allen übrigen Gebieten meist bei weitem, nur Mitte der 1970er Jahre wurde mehr Schwarzer Heilbutt aus dem Gebiet XIV (Ost-Grönland) angelandet. Mit Beginn der 1990er Jahre stiegen die Anlandungen aus grönländischen Gewässern erneut an und machen im Moment etwa 40% der Gesamtanlandungen aus. Die Biomasse hat seit Beginn der Nutzung fast kontinuierlich abgenommen. Seit 2004 ist sie auf niedrigem Niveau stabil, liegt aber weit unter dem Zielwert zur Erlangung des höchsten Dauerertrages (Bmsy). Die fischereiliche Sterblichkeit liegt seit Jahren über dem entsprechenden Referenzwert (Fmsy). Bei Betrachtung der Einheitsfang-Daten (catch per unit effort, CPUE) getrennt nach den Hauptfischereigebieten vor Island und Grönland zeigt sich eine etwas unterschiedliche Entwicklung der Bestandskomponenten. Der CPUE der isländischen Schleppnetzflotte ist in den letzten Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau und die Daten der isländischen Forschungsreisen bestätigen einen sehr niedrigen Biomasseindex. Der CPUE für grönländische Gewässer lag in den letzten Jahren höher, deutet im Moment aber ebenfalls auf eine höchstens stabile bis abnehmende Biomasse hin. Dieses Gebiet ist Hauptfanggebiet der deutschen Heilbutt-Fischerei. Da ICES in Ermangelung anderer Erkenntnisse nur annehmen kann, dass es sich beim schwarzen Heilbutt in diesem Gebiet um einen Bestand handelt, bestimmt der schlechte Zustand der Komponente auf dem Islandschelf die Fangmöglichkeiten auch in den übrigen Teilen des Verbreitungsgebietes [220] [221] [41]

 

Ausblick

Schwarzer Heilbutt ist eine langsam wachsende und langlebige Art. Die Erholung des Bestandes wird auch bei Schließung der Fischerei nur langsam erfolgen. [220]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diesen Bestand bekannt. [220] [221]

 

Wer und Wie

Das Management dieses Bestandes erfolgt getrennt durch die drei Küstenstaaten, in deren Gewässern er vorkommt (Island, Grönland, Färöer-Inseln) und folgt somit den jeweiligen Gesetzen und Regularien. Island und Grönland regulieren den Fang über autonome Höchstfangmengen (TACs) bzw. Quoten, in deren Grenzen auch EU-Staaten und Russland die Ressource nutzen können. Die Färöer Inseln vergeben eine bestimmte Anzahl von Fischereilizenzen und haben außerdem eine Reihe von Vorschriften, die Beifänge, Fangtiefen und eingesetzte Netze regulieren. Außerdem gibt es noch einen kleinen TAC für EU- und internationale Gewässer, in dem auch die Gebiete Vb (EU) und VI enthalten sind. [220] [221] [41]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

1987-1997 lagen die für die isländische ausschließliche Wirtschaftszone festgelegten Höchstfangmengen (TACs) meist im Rahmen der wissenschaftlichen Empfehlungen des ICES, die aus allen Gebieten angelandete Menge Fisch jedoch weit darüber. Seit Mitte der 1990er Jahre stiegen die Fänge vor Ost-Grönland und seit 1998 legt auch Grönland eine autonome Quote fest. Sie Summe der autonomen Quoten (Island + Grönland + EU) überschreitet regelmäßig die wissenschaftliche Empfehlung des ICES, so auch 2011 (Empfehlung war weniger 5.000 t). Das Isländische Meeresforschungsinstitut (MRI) hat in den letzten Jahren keinen eigenen Advice gegeben, sondern die ICES Empfehlungen übernommen. Während der ICES jedoch für 2012 die Schließung der gerichteten Fischerei empfiehlt, rät das Isländischen Meeresforschungsinstitut zu einer Höchstfangmenge für den Bestand in den Gewässern Islands, Grönlands und der Färöer Inseln von maximal 12.000 t. [220] [221] [41]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Schwarzer Heilbutt in den Gebieten V, VI, XII und XIV wird vom ICES als ein Bestand begutachtet, die genaue Bestandsstruktur ist jedoch nicht bekannt. Das Management erfolgt getrennt durch die drei Küstenstaaten und die EU. [220] [221]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2010: Anlandungen 26,0; davon 99% Grundschleppnetze, 1% Kiemennetze und Langleinen
TACs (Island/Grönland/EU)2008: 15/11/0,8  2009: 15/10/0,7  2010: 12/12/0,6
 2011: 13/12/0,5  [220] [221] [167] [41]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Schwarzem Heilbutt aus diesem Bestand. [220]

 

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei auf diesen Bestand des Schwarzen Heilbutts wird überwiegend von Fabrikschiffen/Frosttrawlern mit Grundschleppnetzen in den Gebieten Va, Vb und XIVb durchgeführt. Obwohl Grundschleppnetze verwendet werden, werden diese zumindest in Gebiet XIV überwiegend deutlich oberhalb des Meeresbodens eingesetzt, weil der stark strukturierte und felsige Untergrund zu Netzverlusten führen kann. Ein kleinerer Teil wird als Beifang in der Fischerei auf Rotbarsch gefangen (in Va von Island, in XIVb von Deutschland und dem Vereinigten Königreich). Seit 1996 wird dieser Bestand auch in den Gebieten VIb und XIIb gefischt. Kiemennetze und Langleinen spielen eine untergeordnete Rolle. [220] [221]

 

Beifänge und Rückwürfe

Die Fischerei ist relativ beifangarm, es kommt jedoch zu Beifang von Rotbarsch und Kabeljau. Im Gebiet südöstlich von Island überlappen sich Kabeljau- und Heilbuttfischerei. Der Einsatz von Sortiereinrichtungen in der Garnelenfischerei in den Gebieten Va und XIVb seit 2002 hat den Beifang von Heilbutt stark reduziert. [221]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Abundanz von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Einige Gebiete um Island sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Fischerei geschlossen. In der Heilbuttfischerei sind die Auswirkungen auf den Meeresboden eher gering, weil die Art auch im freien Wasser (pelagisch) lebt und die Netze den Boden nur selten berühren. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [83] [220] [221] [31] [178]

 

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei vor Ost-Grönland und Island findet kontinuierlich entlang des Kontinentalabhangs in 500-1000 m statt. Diese räumliche Verbindung, gemeinsam mit biologischen Informationen, spricht dafür, dass es sich tatsächlich um einen gemeinsamen Bestand handelt. [220] [221]

 

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf diesen Schwarzen Heilbutt-Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

 

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der jeweiligen Staaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. Für die Deutsche Flotte spielt die Fischerei im Gebiet XIV (Grönländische Gewässer) die wichtigste Rolle. Die meisten Fänge werden noch immer von isländischen Schiffen im Gebiet Va getätigt. Hiervon geht nur ein kleiner Teil nach West-Europa, der größte Teil wird nach Japan, China und Hong Kong exportiert. [13] [31]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[41]Marine and Freshwater Research Institute (MFRI), IslandAdvice-Dokumente zum Status der Meeresfischbestände in Isländischen Gewässern (auf Isländisch und Englisch).hafogvatn.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[220]ICES2011Report of the Advisory Committee, 2011. Book 2. Iceland and Greenland. 2.4.5. Greenland halibut in Subareas V, VI, XII, and XIVices.dk
[221]ICES2011Report of the North Western Working Group (NWWG), 26 April - 3 May 2011, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2011/ACOM:7. 975 pp.15 Greenland Halibut in Subareas V, VI, XII, and XIVices.dk