Schwarzer Heilbutt Neufundland/Labrador
gültig 06/2016 - 06/2017
Zum aktuellen Bestandsdatenblatt
Zugehörige Fischart
Archiv
Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Neufundland-Labradorschelf |
Fanggebiet: | Neufundland/Labrador (NAFO 2, 3KLMNO) FAO 21 |
Art: | Reinhardtius hippoglossoides |
Wissenschaftliche Begutachtung
Wissenschaftlicher Rat (Scientific Council) der Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO), www.nafo.int
Methode, Frequenz
Derzeit wird keine analytische Bestandsberechnung vorgenommen. Verlässliche Anlandedaten sind seit 2011 nicht verfügbar, Biomasseinformationen für einzelne Gebiete (aus Forschungsfahrten und kommerziellen Daten) liegen aber vor. Seit 2011 werden die Höchstfangmengen im Rahmen einer mittelfristigen Bewirtschaftungsregel (HCR) auf Basis der aktuellen Biomassetrends aus den jährlichen Forschungsfahrten berechnet, die keine analytische Bestandsberechnung für die Ableitung der Fangmenge benötigt. Referenzpunkte sind nicht festgelegt. [285] [540] [707]
Wesentliche Punkte
2016: Die Biomasse-Daten aus verschiedenen Forschungsreisen deuten in unterschiedliche Richtungen. Die Interpretation des Gesamtzustandes von Schwarzem Heilbutt aus Neufundland/Labrador ist daher kompliziert. Der Mittelwert der drei relevanten Indexe zeigt aber eine Abnahme über die letzten fünf Jahre. [540] [707]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Die Fischerei auf diesen Bestand begann in den frühen 1960er Jahren, und die Anlandungen schwankten zwischen 1966 und 1989 zwischen 20.000 und 40.000 t. Sie stiegen aber 1990 bis auf über 60.000 t an, als die Fischerei in den tiefen Bereichen der NAFO Gebiete 3LMNO intensiviert wurde, und sanken erst 1995 wieder deutlich, als zum ersten Mal eine Höchstfangmenge (TAC) durch die Fischerei-Kommission der NAFO festgesetzt wurde. Zuvor gab es nur autonome kanadische Quoten, die aber nicht in internationalen Gewässern galten. Seit 2011 gibt es keine verlässlichen Anlandedaten. Die fischbare Biomasse (ab Alter 5) nahm zwischen 1991 und 1995 aufgrund der hohen Anlandungen und stark gestiegenen fischereilichen Sterblichkeit deutlich ab. 2003 trat ein Aufbauplan für diesen Bestand in Kraft, der eine erneute Reduzierung der Anlandungen bewirkte. Die Biomasse konnte sich stabilisieren, obwohl die TACs bis 2010 regelmäßig weit überschritten wurden und die Nachwuchsproduktion sehr variabel ist. Der Mittelwert der drei Biomasse-Indices zeigt eine Abnahme über die letzten fünf Jahre. [279] [540] [707]
Ausblick
Die aktuellen Daten weisen auf eine schlechte Nachwuchsproduktion in den letzten vier Jahren hin, und die Biomasse-Indices nahmen über die letzten fünf Jahre ab. Die Fangmöglichkeiten werden daher etwas reduziert werden. Die derzeitige Bewirtschaftungsregel dämpft die Quotenreduzierung, indem sie eine Abweichung von der Vorjahresquote von nur 5% erlaubt. Sie soll aber nur bis 2017 angewendet werden. [540] [707]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diesen Bestand genannt. [540] [707]
Wer und Wie
Bis 1995 wurde eine Höchstfangmenge (TAC) für diesen Schwarzen Heilbutt-Bestand autonom von Kanada nur für kanadische Gewässer (Gebiete 2 und 3K) festgesetzt. Seit 1995 legt die NAFO für den gesamten Bestand einen TAC fest (Gebiete 2 und 3KLMNO). Das Management in internationalen Gewässern (3LMNO) erfolgt durch die NAFO, hier haben neben dem Küstenstaat Kanada auch die verschiedenen NAFO-Mitglieder wie Russland, Japan und die EU Fangmöglichkeiten. Die Gebiete 2 und 3K fallen dagegen weiter unter kanadisches Management. Seit Ende 2003 ist für diesen Bestand ein von den Vertragspartnern erstellter Aufbauplan (über 15 Jahre) in Kraft, der unter anderem die TACs bis einschließlich 2007 festgelegte. Ab 2008 sollten die TACs abhängig von der Erholung des Bestandes und nach wissenschaftlicher Empfehlung festgesetzt werden. Da die Bestandsberechnung aber sehr unsicher ist, wird der TAC von 2011 bis voraussichtlich 2017 auf Basis einer mittelfristigen Bewirtschaftungsregel (HCR) festgelegt. In die Ableitung des TACs geht der Biomassetrend aus den aktuellsten Forschungsreisen ein. Außerdem gibt es ein stabilisierendes Element, welches die Veränderung des TACs zwischen zwei Jahren auf ±5% beschränkt. Darüber hinaus sind verschiedene technische Regularien in Kraft. [285] [540] [707] [709] [907]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Da die Höchstfangmengen (TACs) für 2004 bis 2007 im Rahmen eines Wiederaufbauplanes für diesen Bestand fixiert waren, wurde 2005 bis 2008 keine wissenschaftliche Empfehlung erstellt. Die Empfehlungen für 2009 und 2010 wurden bei Festlegung der TACs weit überschritten. Zusätzlich liegen die tatsächlichen Anlandungen seit 2004 zwischen 22 und 64% über den TACs. Diese regelmäßigen Überschreitungen der TACs haben die Erfolgsaussichten des Erholungsplanes gefährdet. Seit 2011 liegen keine verlässlichen Anlandedaten vor, und der TAC wird auf Basis einer Bewirtschaftungsregel (HCR) festgelegt. Die Wissenschaft hat die Regel grundsätzlich als „robust“ bewertet und liefert keine davon abweichende Fangempfehlung. Allerdings weist sie darauf hin, dass stärkere Reduzierungen als von der HCR vorgesehen erforderlich sind, wenn außergewöhnliche Umstände auftreten. Die HCR soll bis 2017 als Basis für die TACs angewendet werden. [279] [285] [540] [707] [709]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Schwarzer Heilbutt in den NAFO-Gebieten 2 und 3 KLMNO ist wahrscheinlich Teil eines Bestandes, der auch die Komponenten in den Gebieten 0 und 1 umfasst. Diese Komponente kommt in kanadischen und internationalen Gewässern vor. Das Management erfolgt durch die NAFO (int. Gewässer) und Kanada (kanadische AWZ) mit einem gemeinsamen TAC. [158] [279] [707]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | Keine aktuellen Daten; 2010: 26,2; davon in der kanadischen Flotte (25% der Anlandungen): 49,8% Kiemennetze, 50,2% Schleppnetze |
TACs | 2007: 16,0 2008: 16,0 2009: 16,0 2010: 16,0 2011: 17,2 2012: 16,3 2013: 15,5 2014: 15,4 2015: 15,6 2016: 14,8 [158] [279] [707] [907] |
IUU-Fischerei
Die NAFO führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste) und hat diverse Regularien festgelegt, die eine IUU-Fischerei verhindern sollen. Es gibt in dieser Fischerei erhebliche Probleme mit unberichteten Fängen. Die Anlandungen lagen 2004 bis 2010 zwischen 22 und 64% über den erlaubten Höchstfangmengen, seit 2011 liegen keine verlässlichen Anlandedaten mehr vor. [540] [707] [709]
Struktur und Fangmethode
Die Kanadische Flotte fischte 2010 etwa 25% der Anlandungen aus diesem Bestand, vor allem mit Schleppnetzen und Kiemennetzen. Die Fänge mit Langleinen sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. 2012 kamen die meisten kanadischen Schleppnetz-Fänge aus Gebiet 2J. Neben der kanadischen Flotte fischen hier unter anderem auch Fahrzeuge aus Russland, Japan und der EU. Die EU-Quote für Gebiet 3LMNO (2016: 6.430 t) wird auf verschiedene Länder verteilt, hauptsächlich Spanien und Portugal, aber auch Deutschland hat einen Anteil. Diese Flotten bestehen im Wesentlichen aus Vollfrost-Trawlern. [279] [907]
Beifänge und Rückwürfe
Informationen über Beifänge liegen nur teilweise vor und die Datensammlung ist nicht standardisiert. In der kanadischen Fischerei auf Schwarzen Heilbutt sind Beifänge an kommerziellen Arten gering, 2007 bis 2011 weniger als 2% des Gesamtfanges (nach Gewicht). Beigefangen werden z.B. andere Plattfische, Rotbarsche und Rochen. Für die russische Flotte liegen aus der gezielten Heilbutt-Fischerei nur Daten für 2011 vor. Hier machte die Zielart 94% der Fänge aus, beigefangen wurden u.a. Rotbarsch, Grenadier und verschiedene Plattfische. [540] [707] [709]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Sie fangen neben den Zielarten auch Arten, die nicht kommerziell genutzt werden und deren Entnahme einen Einfluss auf das Ökosystem haben kann. Auf sandigem Boden konnten allerdings keine großen Veränderungen festgestellt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Einige Gebiete in der NAFO-Region sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Schleppnetzfischerei geschlossen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [31] [83] [158] [178] [709]
Biologische Besonderheiten
Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31] [229]
Zusätzliche Informationen
Schwarzer Heilbutt kommt zirkumpolar in den arktischen und temperierten Bereichen des Nordatlantiks und des Nordpazifiks vor. [229]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf diesen Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen Kanadas und der jeweiligen NAFO-Mitgliedsstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt nach den jeweiligen Regeln. [13] [31]
Marktdaten: Alle Heilbuttarten auf dem deutschen Markt zusammengefasst.
2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 1.204 t (2021: 5.970 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,1 % (2021: 0,5 %) [13] [14]
Anlandungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicherbiomasse (in 1.000 t) | Laicherbiomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Neufundland/Labrador (NAFO 2, 3KLMNO) | 15,7 | - | - | Bewirtschaftungsregel |
06/2023 - 06/2024 | ||
Nordost-Arktis (1, 2) | 27,0 | 27,0 | 51,9 | - |
06/2023 - 06/2024 | ||
Ost-Grönland & Island (5, 6, 12, 14) | 21,9 | 21,9 | 22,4 | - |
06/2023 - 06/2024 | ||
West-Grönland (NAFO 0, 1) | 36,4 | 36,4 | - | Anlandungen 2021 |
06/2022 - 06/2024 | ||
West-Grönland Fjorde (1A inshore) | 27,1 | 27,1 | - | Anlandungen Summe der 3 Gebiete 2021 |
06/2022 - 06/2024 |
Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:
Symbol | Biomasse | Bewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit) |
---|---|---|
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | angemessen oder unternutzt | |
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | übernutzt | |
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten |
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[31] | Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, Island | Informationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries" | government.is | |
[83] | Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM | 2002 | The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts | Hydrobiologia 471:1-12 |
[158] | Fisheries and Oceans Canada, DFO | Homepage: Fisheries and Oceans Canada | DFO-Kanada | |
[178] | FAO Food and Agriculture Organization | 2016 | Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management | FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016 |
[229] | Froese, R. and D. Pauly. Editors. | 2011 | FishBase. World Wide Web electronic publication. www.fishbase.org, version (06/2011). | fishbase |
[279] | North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO) | Northwest Atlantic Fisheries Organization, Homepage | nafo.int | |
[285] | NAFO | 2010 | NAFO/FC Doc. 10/12: 32nd Annual Meeting - September 2010 Working Group on Greenland Halibut Management Strategy Evaluation (WGMSE) Recommendations to Fisheries Commission | nafo.int |
[540] | North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO) | Homepage: NAFO Scientific Council Research (SCR) Documents | nafo.int | |
[707] | North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO) | Homepage: NAFO Scientific Council Summary (SCS) Documents | nafo.int | |
[709] | North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO) | Northwest Atlantic Fisheries Organization Conservation and Enforcement Measures | nafo.int | |
[907] | Europäische Union (EU) | 2016 | VERORDNUNG (EU) 2016/72 DES RATES vom 22. Januar 2016 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für 2016 für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Fischereifahrzeuge der Union in bestimmten Nicht-Unionsgewässern und zur Änderung der Verordnung (EU) 2015/104 | europa.eu |