Bestandsdatenblatt

Alaska-Seelachs im Golf von Alaska

gültig 12/2015 – 12/2016

Alaska-Seelachs im Golf von Alaska

gültig 12/2015 – 12/2016

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Alaska-Seelachs

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Golf von Alaska
Fanggebiet:Beringsee/Golf von Alaska FAO 67
Art:Gadus chalcogrammus (Theragra chalcogramma)

Wissenschaftliche Begutachtung

Durch Alaska Fisheries Science Center (AFSC), www.afsc.noaa.gov und Alaska Department of Fish and Game (ADF&G), www.adfg.alaska.gov, zusammengestellt und veröffentlicht vom North Pacific Fishery Management Council, (NPFMC), www.npfmc.org

Methode, Frequenz

Jährliche Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten sowie Daten aus mehreren unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Für diesen Alaska-Seelachs-Bestand ist der Zusammenhang zwischen Anzahl der Elterntiere und Nachwuchsproduktion zu unsicher, um Referenzwerte nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrags (MSY) festzulegen. Im Managementplan wird für solche Bestände hilfsweise ein MSY-Biomasse-Referenzwert von 35% der unbefischten Situation festgelegt (B35%). Der Management-Referenzwert liegt etwas höher (B40%) und schließt Unsicherheiten in der Bestandsberechnung ein. Bei Erreichen eines Limitreferenzwerts (B20%) wird die gezielte Fischerei eingestellt. Die Fangempfehlung wird als „akzeptabler Fang“ (ABC = Acceptable Biological Catch) angegeben. Referenzwerte für die fischereiliche Sterblichkeit werden in Bezug dazu (FABC = F40%) und in Bezug zur Überfischung (FOFL ~ Fmsy = F35%) gegeben. Die Berechnung für das süd-östliche Verbreitungsgebiet erfolgt getrennt. [327] [883]

Wesentliche Punkte

2015/2016: Die Laicherbiomasse hat bis 2015 abgenommen, wird aber 2016 wieder über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (B35%) und dem anspruchsvolleren Management-Referenzwert (B40%) liegen, da der starke 2012 Jahrgang in die Fischerei einwächst. Der Fischereidruck liegt unterhalb aller Referenzwerte, der Bestand wird nachhaltig bewirtschaftet. [883]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  unter dem Grenzwert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Die Klassifizierung beruht auf der Vorhersage für 2016. B35% dient als MSY-Referenzwert für die Laicherbiomasse, FOFL (F35%) für die fischereiliche Sterblichkeit (F). Management-Referenzwerte sind der anspruchsvollere Biomasse-Wert B40% und FABC (F40%) für F.

Bestands­entwicklung

Alaska-Seelachs war Mitte der 1960er Jahre nur Beifang in anderen Fischereien, z.B. auf pazifischen Rotbarsch. Als diese Fischereien abnahmen, wurde Alaska-Seelachs immer mehr zur primären Zielart. Die gerichtete Fischerei begann im Golf von Alaska durch ausländische Fahrzeuge in den frühen 1970er Jahren; Mitte der 1970er Jahre kamen US-Schiffe hinzu. Die Fänge nahmen Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre stark zu. Seit 1988 wird die Fischerei nur noch durch US-Fahrzeuge durchgeführt. Diese Bestandsbeschreibung bezieht sich auf die westlichen und zentralen Gebiete und umfasst somit das Hauptverbreitungsgebiet im Golf von Alaska. Die Bestandsgröße war bis Ende der 1970er Jahre relativ niedrig, stieg dann aber in den frühen 1980er Jahren auf ihren Höchstwert. Nach 1994 war eine rapide Abnahme zu beobachten und der Bestand fiel Ende der 1990er unter 35% der unbefischten Bestandsgröße (2003: 21%). Nach 2003 stieg die Laicherbiomasse langsam wieder bis über den Management-Referenzwert (B40%), nahm dann nach 2013 erneut ab, die Vorhersage für 2016 sieht sie jedoch wieder über B40%. Die fischereiliche Sterblichkeit liegt unter den Referenzwerten, der Bestand wird also nachhaltig bewirtschaftet. Ausschlaggebend für die Klassifizierung des Bestandszustandes ist die Laicherbiomasse der Weibchen. [883]

Ausblick

Die Laicherbiomasse wird wahrscheinlich noch bis 2017 anwachsen, dann aber wieder abnehmen, wenn der starke 2012er Jahrgang aus der Fischerei verschwindet. Da bislang kein starker Jahrgang gefolgt ist, werden die Fangmöglichkeiten ab 2017 wieder reduziert werden. [883]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Bestandsentwicklung des Alaska-Seelachs im Golf von Alaska ist abhängig von diversen Umweltfaktoren. Insbesondere die Temperatur hat einen Einfluss auf die Nachwuchsproduktion. [883]

Wer und Wie

Das Fischereimanagement in den Gewässern der USA erfolgt nach dem Magnuson-Stevens Fishery Conservation and Management Act (MSFCM) von 1976. Der National Marine Fisheries Service (NMFS) bewirtschaftet die Grundfischfischerei in der ausschließlichen Wirtschaftszone (3-200 sm, Bundesgewässer) im Golf von Alaska (GOA). Das Management von Bundesstaatsgewässern (0-3 sm) unterliegt dem Alaska Department of Fish and Game (ADF&G). Die Bewirtschaftung erfolgt gemäß dem Managementplan für Grundfische im GOA. Alaska-Seelachs ist eine Zielart dieses Managementplanes, der unter anderem Regularien zu Fanggeräten, Gebietsschließungen, Beifangreduzierung (siehe „Beifänge und Rückwürfe“) und Meldepflichten enthält. Die TACs werden auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen unter Berücksichtigung sozialer und ökonomischer Aspekte festgelegt. [196] [327] [883]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Höchstfangmengen (TACs) für diesen Bestand werden seit Jahren den wissenschaftlichen Empfehlungen folgend festgesetzt. Die jährlichen Anlandungen liegen innerhalb dieser Vorgaben. [883]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Die Bewirtschaftung von Alaska-Seelachs im Golf von Alaska erfolgt über zwei Höchstfangmengen (TACs), eine für die westlichen und zentralen (West, Central & West Yakutat) und eine für die süd-östlichen Gebiete, sowie ein festgelegtes „harvest level“ für den Prince William-Sund. Der TAC für die süd-östlichen Gebiete kann von den herkömmlichen Fahrzeugen wegen des Verbots von Schleppnetzen nicht genutzt werden. Für dieses Gebiet gibt es eine getrennte Bestandsberechnung. [193] [327] [883]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2014: 142,6; davon etwa 90% pelagische Schleppnetze
TACs (westlich 140°W / Südost)2012: 105,47 / 10,8 2013: 110,3 / 10,8 2014: 162,4 / 12,6 2015: 186,5 / 12,6 2016: 247,95 / 9,9 [327] [883]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf unberichtete oder illegale Fänge von Alaska-Seelachs aus dem Golf von Alaska. [883]

Struktur und Fangmethode

Im Golf von Alaska werden etwa 90% der Fänge mit pelagischen Schleppnetzen gefischt. Im Winter zielt die Fischerei vor allem auf Vorlaicher-Ansammlungen in der Shelikof-Straße und nahe der Shumagin-Inseln. Die Sommerfischerei ist weniger vorhersagbar, findet in der Regel aber östlich von Kodiak Island und entlang der Alaska-Halbinsel statt. 2010-2014 wurden 75% der Fänge in Kodiak angelandet. [196] [327] [883]

Beifänge und Rückwürfe

Die Fischerei mit pelagischen Schleppnetzen kann ohne nennenswerte unerwünschte Beifänge durchgeführt werden. Zwischen 2009 und 2013 bestanden etwa 95% der Fänge in dieser Fischerei aus Alaska-Seelachs (bezogen auf Gewicht). Alaska-Seelachs muss generell an Bord behalten werden, wenn die Fischerei geöffnet ist, unabhängig vom verwendeten Netz und der angegebenen Zielart (soweit nicht andere Regularien greifen). Geringe Rückwürfe kommen aber dennoch vor (2014: 1% bezogen auf den Gesamtfang), meist zu kleine Alaska-Seelachse oder solche, die zu groß für die Filetiermaschinen sind. Mögliche Beifänge anderer Zielarten (durch Höchstfangmengen reguliert) sind z.B. Pazifischer Kabeljau und Tintenfische. Außerdem können Nicht-Zielarten wie verschiedene Fische und Quallen beigefangen werden. Schließlich gibt es ein Fangverbot für Arten, die die traditionelle küstennahe Fischerei stützen, und die daher vermieden oder unverzüglich unverletzt zurückgesetzt werden müssen (z.B. pazifischer Hering, pazifischer Heilbutt und verschiedene Krabben). 2010 war der Beifang von Königslachs so hoch, dass besondere Management-Maßnahmen ergriffen wurden, um diesen Beifang zu verringern. Dieser Beifang konnte seither um mehr als zwei Drittel gesenkt werden. [327] [362] [883]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Diese Fischerei wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt, die wenig Grundberührung haben. Besonders empfindliche Gebiete (z.B. Kaltwasserkorallen) sind für die Grundschleppnetzfischerei geschlossen. Alaska-Seelachs ist Hauptnahrungsquelle für Stellersche Seelöwen (westliche Art). Die Fischerei könnte daher einen negativen Einfluss auf die nach IUCN Kriterien stark gefährdeten (EN) Art (Zugriff 8. Jan. 2016) haben. Das Management für Alaska-Seelachs enthält verschiedene Regularien, um die Seelöwen zu schützen und ihre Ernährung zu sichern. Hierzu gehören Schließungen der Fischerei den Gewässern um Seelöwenkolonien, Reduzierung der Alaska-Seelachs Entnahme aus bestimmten Gebieten und die Verteilung der Fischerei auf verschiedene Zeiträume. Außerdem soll die gerichtete Fischerei geschlossen werden, wenn die Alaska-Seelachs Laicherbiomasse im nächsten Jahr unter den Limitreferenzwert (B20%) zu fallen droht. [195] [196] [384] [883]

Biologische Besonder­heiten

Alaska-Seelachs (englisch Alaska pollock oder walleye pollock) gehört zu den dorschartigen Fischen (Gadiformes), ist also entgegen seinem deutschen Namen kein Lachsverwandter. Neuere genetische Studien zu den Verwandtschaftsverhältnissen verschiedener Dorschartiger ergaben, dass Alaska-Seelachs evolutionsbiologisch in eine Reihe mit den verschiedenen Kabeljau-Arten in Atlantik und Pazifik gehört. Aus diesem Grund erfolgte eine neue taxonomische Einordnung. Der lateinische Name ändert sich daher von Theragra chalcogramma in Gadus chalcogrammus, an der deutschen Handelsbezeichnung wird sich dagegen vermutlich nichts ändern. [551] [697] [883]

Zusätzliche Informationen

In den Gewässern um Alaska werden vier Alaska-Seelachs Bestände bewirtschaftet: Östliche Beringsee, Aleuten, Bogoslof-Insel und Golf von Alaska. Zwischen den ersten dreien gibt es wahrscheinlich einen Austausch, während der Bestand im Golf von Alaska separierter ist. Die Trennung der Bestände in der Beringsee ist durch die Analyse der Larvendrift sowie durch genetische Untersuchungen nachgewiesen. Der größte Bestand ist der in der östlichen Beringsee. Um den Konsumenten vor radioaktiv belasteten Lebensmitteln zu schützen, besonders nach dem Reaktor-Unglück im japanischen Fukushima, führt die EU regelmäßige Importkontrollen durch; Eigenkontrollen der deutschen Industrie ergänzen diese Untersuchungen. Die Kontrollen aus dem gesamten Pazifik zeigen, dass bislang keine radioaktiv belasteten Fischereierzeugnisse in die EU eingeführt werden. Die Informationen werden regelmäßig aktualisiert (siehe Literaturquellen für entsprechende Links). [346] [347] [348] [883]

Zertifizierte Fischereien

Die gesamte Alaska-Seelachs Fischerei der USA (100% der Fangmenge) ist seit 2005 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert und wurde im Januar 2016 für weitere fünf Jahre zertifiziert. Die Alaska-Seelachs-Fischerei im Golf von Alaska sowie in der östlichen Beringsee und bei den Aleuten ist außerdem nach dem weniger anspruchsvollen regionalen ASMI (Alaska Salmon Marketing Institute) Programm zertifiziert. [4] [888] Siehe http://www.msc.org/track-a-fishery/fisheries-in-the-program/certified/pacific/gulf-of-alaska-pollock http://certification.alaskaseafood.org/pollock-certification

Soziale Aspekte

Innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der USA steht Alaska-Seelachs für die größten Fänge einer einzelnen Art. Die Alaska-Seelachs Fischerei in der Beringsee, um die Aleuten, sowie im Golf von Alaska ist im Moment die größte Fischerei in den USA und eine der größten Weißfisch-Fischereien weltweit. Im Golf von Alaska fischen nur einheimische Fahrzeuge, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach US-Regeln. [193] [883]

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[193]Alaska Fisheries Science Center (AFSC)Alaska Fisheries Science Center, AFSCfisheries.noaa
[195]North Pacific Fishery Management Council (NPFMC)North Pacific Fishery Management Council: Homepagefakr.noaa
[196]Woodby D, Carlile D. Diddeek S, Funk F, Clark JH, Hulbert L2005Commercial fisheries of Alaska, Special Publication No. 05-09, ADF&Gadfg.alaska
[327]North Pacific Fishery Management Council (NPFMC)BSAI Groundfish Fisheriesnpfmc.org
[346]Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels e.V.2011Pressemitteilung: Fischereierzeugnisse aus dem Pazifik sind sicher! Hamburg, 12.7.2011fischverband.de
[347]European ComissionHomepage: European comission, energy, Fukushima nuclear emergencyeuropa.eu
[348]Thünen-InstitutHomepage: Leitstelle zur Überwachung der Umweltradioaktivität in Fischthuenen.de
[362]National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA2011Fisheries of the Exclusive Economic Zone Off Alaska; Chinook Salmon Bycatch Management in the Gulf of Alaska Pollock Fishery; Amendment 93, Federal Register /Vol. 76, No. 240 /Wednesday, December 14, 2011 / Proposed Rules Federal Register/ Vol. 76, No. 240 / Wednesday, December 14, 2011 / Proposed Rules
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[551]Eschmeyer WN (ed.)Catalog of Fishes. California Academy of Sciences (http://research.calacademy.org/research/ichthyology/catalog/fishcatmain.asp) Electronic version accessed 07 Nov. 2012.calacademy.org
[697]Page LM, Espinosa-Pérez H, Findley LD, Gilbert CR, Lea RN, Mandrak NE, Mayden RL, Nelson JS2013Common and scientific names of fishes from the United States, Canada, and Mexico. 7th Edition American Fisheries Society, Special Publication 34, 243pp
[883]Dorn M, Aydin K, Jones D, McCarthy A, Palsson W, Spalinger K2015Chapter 1: Assessment of the Walleye Pollock Stock in the Gulf of Alaska (2015)afsc.noaa.gov
[888]Responsible Fisheries Management (RFM)Homepage: Responsible Fisheries Management (RFM) Certificationrfmcertification.org