Am 31. Mai 2024 wurde der ICES-Advice für 2025 für die Ostsee veröffentlicht.
Die Bestandsberechnung für Dorsch der östlichen Ostsee gibt seit 2024 nur noch Trends an und wird relativ dargestellt. Die Situation des Bestandes hat sich 2024 nicht verbessert. Die Laicherbiomasse bleibt weitgehend stabil, liegt tief im roten Bereich (unter Blim) und eine Erholung ist selbst bei einer Null-Entnahme weiterhin nicht absehbar. Entsprechend der Vorgaben des Managements lautet die Empfehlung daher erneut auf Schließung der Fischerei. Die fischereiliche Sterblichkeit bleibt sehr niedrig, sie beträgt nur noch ein Zehntel der Gesamtsterblichkeit. Die natürliche Sterblichkeit ist inzwischen also erheblich höher, was heißt, dass die Regulierung der Fischerei nur noch einen geringen Einfluss auf die künftige Bestandsentwicklung hat. Die Ursachen sind vielfältig, haben aber wohl vor allem mit dem Nährstoffreichtum und steigenden Wassertemperaturen sowie daraus resultierenden Auswirkungen wie Sauerstoffmangel und Verlängerung der Nahrungskette zu tun. Auch 2024 ist in EU-Gewässern keine gezielte Fischerei auf diesen Dorschbestand erlaubt, die EU-Quoten dürfen nur für Beifänge genutzt werden.
Für Dorsch der westlichen Ostsee liegt keine neue Begutachtung vor, die nächste Bestandsberechnung findet 2025 statt.
Der Hering der westlichen Ostsee liegt weiterhin unter dem Limit-Referenzwert für die Laicherbiomasse (Blim), also tief im roten Bereich. Er zeigt im dritten Jahr in Folge eine Bestandszunahme, allerdings ist der Zuwachs des vergangenen Jahres durch eine rückwirkend geänderte Bestandswahrnehmung verloren gegangen – der mögliche Erholungszeitraum beträgt damit weiter 5-7 Jahre. Die fischereiliche Sterblichkeit lag 2023 nur noch knapp über 0,05, was als geeigneter Startpunkt für einen Erholungsplan angesehen wird. In der westlichen Ostsee ist die gerichtete Fischerei 2024 wie im Vorjahr nur noch für Fahrzeuge unter 12m erlaubt. 71 % des Gesamtfanges aus diesem Bestand stammte 2023 aus der östlichen Nordsee (gefangen unter dem Nordseeherings-TAC).
Da keines der möglichen Fang-Szenarien bis 2026 zu einem Anwachsen des Bestandes über Blim führt, empfiehlt der ICES auf Basis des MSY-Konzeptes im siebten Jahr in Folge die Schließung der Fischerei.
Der Hering der zentralen Ostsee erscheint nach der sehr pessimistischen Wahrnehmung im vergangenen Jahr in besserem Zustand. Der stärkere 2022er Jahrgang und die reduzierte fischereiliche Sterblichkeit resultieren in einem Anstieg der Laicherbiomasse. Sie liegt nun wieder über dem Limitreferenzwert (Blim), aber noch weit unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger), also im gelben Bereich. Der Fischereidruck bleibt unter Fmsy und somit im grünen Bereich. Die Wahrnehmung des Bestandes und damit auch die Fangempfehlung schwankt weiterhin stark: Die Höchstfangmenge sollte für 2022 um 36 % gesenkt werden, für 2023 um 33 % steigen, für 2024 um 45 % sinken und für 2025 wieder um 139 % steigen.
Die letzten drei Jahrgänge der Ostsee-Sprotte gehören zu den vier schwächsten der Zeitserie. Zusammen mit dem noch immer etwas zu hohen Fischereidruck führt dies zu einer weiteren Abnahme der Laicherbiomasse. Der Bestand liegt aber noch immer über dem Referenzwert für das Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger). Der Bestand ist mit knapp 700 Tausend Tonnen Laicherbiomasse und einer Viertelmillion Tonnen Anlandungen derzeit der größte und ertragsreichste Ostsee-Fischbestand.
Scholle in Kattegat, Belten und Sund liegt weit im grünen Bereich, mit niedrigem Fischereidruck und weiter steigender Laicherbiomasse. Sie erreicht erneut einen historischen Höchstwert. Auch Ostsee-Scholle liegt weit im grünen Bereich, mit niedrigem Fischereidruck und hoher Biomasse. Scholle profitiert offenbar vom stark reduzierten Räuberdruck durch Dorsch, dadurch werden aber so viele Tiere erwachsen, dass eine erhebliche Nahrungskonkurrenz besteht und die Schollen immer dünner werden. Außerdem werden, wie für den Dorsch, die Umweltbedingungen in der Ostsee auch für Plattfische schwieriger.
Flunder in Belten und Sund liegt weit im grünen Bereich, mit niedrigem Fischereidruck und hoher Biomasse. Der Bestands-Indikator für Flunder in der südlichen Ostsee ist erneut gestiegen. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den Referenzwert des maximalen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy). Wie für den Dorsch, werden die Umweltbedingungen in der Ostsee auch für Plattfische schwieriger.
Sowohl Forschungs- als auch kommerzielle Fangdaten von Ostsee-Steinbutt zeigen eine stärkere Nachwuchsproduktion, die auf die westliche Ostsee beschränkt ist, sowie einen abnehmenden Biomasse-Trend in der östlichen Ostsee. Der Biomasse-Indikator spiegelt dies nicht wider und bleibt über die Zeitreihe einheitlich.