Am 28. Mai 2021 wurde der ICES-Advice für 2022 für die Ostsee veröffentlicht. Er enthält zunächst keine Empfehlung zum Nordsee-Hering und zum Dorsch westliche Ostsee. Für beide Bestände ergaben sich in der Bestandsberechnung technische Probleme, sie benötigen daher eine Überprüfung. Diese sogenannten "interbenchmark-assessments" werden im Sommer durchgeführt. Der ICES-Advice für Dorsch westliche Ostsee wird am 10. September, der für Nordsee-Hering am 30. September 2021 veröffentlicht.
Die Situation des Dorsches der östlichen Ostsee hat sich 2021 nicht verbessert. Die Laicherbiomasse hat nochmals abgenommen, liegt tief im roten Bereich (unter Blim) und wird sich selbst bei einer Null-Entnahme nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre erholen. Entsprechend der Vorgaben des Managements lautet die Empfehlung daher erneut auf Schließung der Fischerei.
Die Laicherbiomasse der Ostsee-Sprotte liegt weit über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger) und wird 2021 wieder ansteigen. Der Fischereidruck ist aber unverändert zu hoch (über Fmsy). Die Jahrgänge 2019 und 2020 liegen nach aktuellen Kenntnissen über dem Mittelwert, die Perspektive für den Bestand ist daher weiterhin gut. Der Bestand ist inzwischen der größte (knapp 1 Mio t Biomasse) Ostsee-Fischbestand, er liefert jedes Jahr über 250.000 t Ertrag.
Die Laicherbiomasse des Herings der westlichen Ostsee hat sich 2020 weit unter dem Limit-Referenzwert (Blim) stabilisiert, liegt also weiter tief im roten Bereich. Der Fischereidruck konnte nochmals erheblich gesenkt werden und liegt nun unter allen Referenzwerten, ist aber noch immer zu hoch, um eine Bestandserholung zu ermöglichen. Da keines der möglichen Fang-Szenarien bis 2023 zu einem Anwachsen des Bestandes über Blim führt, empfiehlt der ICES auf Basis des MSY-Konzeptes im vierten Jahr in Folge die Schließung der Fischerei.
Die Bestandsberechnung für den Hering der zentralen Ostsee ist noch pessimistischer ausgefallen als im vergangenen Jahr. Der zuvor als stark eingeschätzte Jahrgang 2019 konnte nicht verifiziert werden. Der Fischereidruck wurde im letzten Jahr zwar etwas gesenkt, liegt aber weit oberhalb des Referenzwertes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy) und auch über dem Vorsorgereferenzwert (Fpa). Die Laicherbiomasse liegt unter dem MSY-Referenzwert (MSY-Btrigger), aber noch knapp über dem Limitreferenzwert (Blim).
Der Bestands-Indikator von Ostsee-Steinbutt bleibt stabil. Die bisherigen Fänge scheinen die Entwicklung des Bestandes nicht zu behindern. Es wird aktuell keine Fangempfehlung vom ICES gefordert und daher auch keine abgegeben.
Die Laicherbiomasse von Scholle in Kattegat, Belten und Sund ist weiter gestiegen, erreicht einen historischen Höchstwert und liegt weit im grünen Bereich. Der Fischereidruck konnte weiter reduziert werden und liegt nun unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), also ebenfalls im grünen Bereich.
Die Laicherbiomasse von Ostsee- Scholle ist weiter gestiegen und der Fischereidruck konnte erneut gesenkt werden. Bezogen auf mögliche Kandidaten (Proxies) für die MSY-Referenzwerte liegen Laicherbiomasse und Fischereidruck im grünen Bereich.
Der Bestands-Indikator für Flunder in der südlichen Ostsee (verbreitet in den Gebieten 24 und 25) ist erneut etwas gestiegen. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den MSY-Referenzwert liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy).
Für Flunder in Belten und Sund (ICES-Gebiete 22 & 23) und für Ostsee-Kliesche wurde keine neue Bestandsberechnung vorgelegt.