Lachs, Pazifischer (Wildlachs)
Oncorhynchus spp.
gültig 03/2024-03/2025
Die meisten Wildlachsprodukte auf dem deutschen Markt kommen aus dem Nordpazifik. Sechs Arten der Gattung Oncorhynchus werden hier gemeinsam dargestellt. Atlantischer Wildlachs spielt dagegen nur eine sehr geringe Rolle. Der ganz überwiegende Teil des Lachses auf unseren Tellern ist kein Wildfang, sondern kommt aus der marinen Aquakultur.
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Biologische Charakteristika
Pazifische Wildlachse gehören wie auch der Atlantische Wildlachs zu den anadromen Wanderfischarten. Sie schlüpfen im Süßwasser von Flüssen und Seen aus den Eiern, wandern zum Aufwachsen und Reifen ins Meer und nach einigen Jahren zur Fortpflanzung wieder in die Flüsse bzw. Seen, aus denen sie ursprünglich abwanderten. Hier gräbt das Weibchen eine Laichgrube (Nest) in den Kies und legt seine Eier hinein, die sofort vom Männchen befruchtet werden. Das Nest wird vom Weibchen bewacht, bis es stirbt. Pazifische Lachse sterben generell nach dem Laichen (Semelparität = einmalige Nachwuchsproduktion), Atlantische Lachse hingegen können in ihrem Leben mehrere Laichwanderungen durchführen (Iteroparität = mehrmalige Nachwuchsproduktion). In den Flüssen spielen die aufsteigenden wie die toten Lachse eine wichtige Rolle als Energie- und Nährstoffquelle. Die Jungtiere ernähren sich von Planktonorganismen und Insekten, später auch von anderen wirbellosen Tieren. Die erwachsen Lachse fressen Krebse, Fische, Schnecken, Tintenfische und Manteltiere. Auf dem deutschen Markt spielen vor allem Keta-Lachs (Oncorhynchus keta, engl. Chum salmon), Rotlachs (Roter Lachs) (O. nerka, engl. Sockeye salmon), Buckellachs (Rosa Lachs) (O. gorbuscha, engl. Pink salmon/Humpback salmon) und Silberlachs/Coho-Lachs (O. kisutch, engl. Coho salmon) eine Rolle. Weitere Arten sind der Königslachs/Quinnat (O. tshawytscha, engl. Chinook/King salmon) und der Masu-Lachs (O. masou, Cherry salmon, nur Nordwest-Pazifik, hier nicht weiter behandelt). [2] [13] [229] [446] [538]
Maxima: |
Länge (cm): O. keta 100, O. nerka 84, O. gorbuscha 76, O. kisutch 108, O. tshawytscha 150, Alter (Jahre): O. keta 7, O. nerka 8, O. gorbuscha 3, O. kisutch 5, O. tshawytscha 9, Masse (kg): O. keta 15,9, O. nerka 7,7, O. gorbuscha 6,8, O. kisutch 15,2, O. tshawytscha 61,4 [229] |
IUCN-Status: | O. keta, O. gorbuscha, O. kisutch, O. tshawytscha nicht bewertet (NE), O. nerka ungefährdet (LC) (Zugriff 02. Feb. 2024) [384] |
CITES-Status: | nicht gelistet [3] |
Widerstandsfähigkeit (resilience): | alle: mittel (min. Populationsverdopplungszeit 1,4-4,4 Jahre) [229] |
Fruchtbarkeit (fecundity): | O. keta 700-7.000, O. nerka 2.000-5.000, O. gorbuscha 1.200-1.800, O. kisutch 2.400-4.500, O. tshawytscha 3.000-14.000 Eier pro Weibchen [229] [446] [538] |
Trophische Ebene: | O. keta 3,7 ± 0,2, O. nerka 3,5 ± 0,2, O. gorbuscha 4,5 ± 0,4, O. kisutch 4,2 ± 0,7, O. tshawytscha 4,4 ± 0,7 (Standardfehler) [229] |
Die verschiedenen Wildlachsarten der Gattung Oncorhynchus kommen im Nordpazifik vor. Sie sind im Westen von Korea, Japan und Russland über die Beringsee nach Osten über Alaska und Kanada bis nach Kalifornien verbreitet. Je nach Lebensstadium sind sie im Meer oder in Flüssen bzw. Seen zu finden. Es gibt außerdem Populationen die nur im Landesinnern leben und z.B. aufgrund geographischer Gegebenheiten nicht ins Meer ziehen (können). Die Inlandsform des Rotlachs (O. nerka) heißt „Kokanee“. Diese Tiere erreichen eine geringere Größe als die Wanderformen, stammen aber direkt von diesen ab. [229] [446]
Ein typisches Merkmal für Lachse (und für alle Lachsartigen Fische) ist die sogenannte Fettflosse. Sie ist eine kleine fleischige Zusatzflosse zwischen Rückenflosse und Schwanzflosse. Im Meer sehen die vier Oncorhynchus-Arten relativ ähnlich aus. Sie haben einen metallisch grün-blauen Rücken, silbrige Seiten und einen weißen Bauch. Buckellachs (O. gorbuscha), Silberlachs (O. kisutch) und Königslachs (O. tshawytscha) haben schwarze Flecken auf dem Rücken, Keta-Lachs (O. keta) und Rotlachs (O. nerka) haben hingegen meist keine Flecken. Unterschiede bestehen auch in der Größe. Coho/Silberlachs und Königslachs sind die größten, Buckellachs die kleinste der hier behandelten Oncorhynchus-Arten.
Wenn die Lachse zum Laichen in die Flüsse zurückkehren vollzieht ihr Äußeres eine auffällige artspezifische Veränderung. Diese Veränderung findet bei beiden Geschlechtern statt, ist bei den Männchen aber stärker ausgeprägt. Die Weibchen zeigen immer eine etwas weniger auffallende Färbung. Die Männchen aller Arten entwickeln hakenartige Kiefer, teilweise mit großen Fangzähnen. Keta-Lachse entwickeln ein tigerartiges Streifenmustermit breiten gezackten roten und schwarzen Streifen. Beim Rotlachs verfärbt sich der Kopf grün und der Körper wird leuchtend rot (namensgebend). Buckellachs bekommt einen dunklen Rücken, die Seiten werden rot mit bräunlich-grünen Flecken. Die Männchen bilden außerdem einen enormen Buckel aus (namensgebend). Silberlachs bekommt einen grünlich-schwarzen Kopf und einen rot bis kastanienbraun gefärbten Körper.Königslachs verfärbt sich je nach Ort, Geschlecht und Reife rot, kupferfarben oder dunkelgrau. [229] [446] [538]
Lachs rangiert beim Fischkonsum seit vielen Jahren mit an vorderster Stelle. In der Rangfolge der bedeutendsten Fische, Krebse und Weichtiere steht er in Deutschland seit 2019 auf Platz 1 (verschiedene Lachsarten aus Wildfang und Aquakultur zusammengefasst). Als Wildlachs wird bei uns vor allem der pazifische Lachs, also die verschiedenen Oncorhynchus–Arten, angeboten. Auch wenn die meisten Bestände gesund sind, wird die Wildlachsfischerei im Pazifik durch Aufzuchtprogramme unterstützt. Die Brut verschiedener Lachsarten wird in Aufzuchtstationen („hatcheries“) durch Abstreifen produziert und aufgezogen. Durch die Nutzung weniger Elterntiere kann es zu einer genetischen Verarmung kommen. Die Jugendstadien werden dann ausgesetzt, wachsen wild auf und werden bei Rückkehr ins Herkunftsgewässer befischt („hatch and catch“). Der Atlantische Lachs (Salmo salar) im Handel stammt hingegen überwiegend aus Aquakulturen in Norwegen, Schottland, Chile oder Irland. Einige Oncorhynchus–Arten werden ebenfalls in der Aquakultur produziert (z.B. Silberlachs/Coho-Lachs und Rotlachs), hier überwiegt aber bei weitem der Wildfang. Pazifische Lachse sind eine wertvolle Ressource, die von der kommerziellen und der Freizeitfischerei genutzt wird. Sie spielen außerdem eine wichtige Rolle in der Subsistenz-Fischerei in Alaska (nicht-kommerziell, aus Gewohnheitsrecht, traditionell). [13] [14] [538] [541]
Frisch als ganzer Fisch oder Filet, tiefgefroren, geräuchert, mariniert, in Konserven, sowie getrocknet und gesalzen. Die großen orangenen Eier der jeweiligen Arten werden als Keta-Lachskaviar, Gorbuscha-Lachskaviar und Coho-Lachskaviar angeboten. Pazifischer Wildlachs ist in der Regel deutlich teurer als konventionell erzeugter Lachs aus Aquakultur. [14] [229] [446] [538]
Marktdaten
Für den deutschen Markt sind die Daten für die verschiedenen Lachsarten aus Wildfang und Aquakultur zusammengefasst (das Verhältnis liegt bei etwa 90% aus Aquakultur und 10% aus Wildfang).
2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 195.731 t (2021: 222.721 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 17,1 % (2021: 19,8 %) [13] [14]
Anlandungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicherbiomasse (in 1.000 t) | Laicherbiomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
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Rotlachs (Sockeye salmon) Alaska | 131,0 | 131,0 | - | ... | ... | Alle Bestände: 2023: Anlandungen & Fänge in kt kommerziell (~51,9 Mio Fische), Freitzeitfischerei: ~651.428 Fische (inkl. catch and release: ~914.336), Referenzwerte als gebietsspezifische Entkommensziele definiert |
05/2024 - 05/2025 |
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
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[2] | Muus BJ, Nielsen JG | 1999 | Die Meeresfische Europas | Franckh-Kosmos Verlag |
[3] | CITES | Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and III | cites.org | |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[229] | Froese, R. and D. Pauly. Editors. | 2011 | FishBase. World Wide Web electronic publication. www.fishbase.org, version (06/2011). | fishbase |
[384] | IUCN | IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012 | iucnredlist.org | |
[446] | National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) | Homepage: Search Sustainable Seafood Profiles | fisheries.noaa.gov/ | |
[538] | Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) | Homepage: Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) (englisch) | adfg.alaska.gov | |
[541] | North Pacific Anadromous Fish Commission (NPAFC) | Homepage der North Pacific Anadromous Fish Commission (NPAFC) (englisch) | npafc.org |