Nordsee-Sprotte
gültig 04/2017 - 04/2018
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Nordsee |
Fanggebiet: | Nordsee (4) FAO 27 |
Art: | Sprattus sprattus |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
In die Berechnungen gehen Fangdaten und drei unabhängige wissenschaftliche Forschungsreisen ein. Um den Lebenszyklus der Sprotten besser abzubilden und damit das Ergebnis der Berechnung präziser zu machen, sind Begutachtungsjahr und Empfehlungszeitraum nicht auf ein Kalenderjahr (Januar bis Dezember), sondern auf Juli bis Juni des Folgejahres bezogen. Nach Vorsorgeansatz sind zwei Referenzwerte für die Laicherbiomasse festgelegt (Blim und Bpa). Nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) sind Referenzwerte für Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit definiert (modifiziert für kurzlebige Arten: Fcap und MSY-Bescapement). Sie sind Basis für die Fangempfehlung, Fcap findet aber keine Anwendung für die Klassifizierung des Bestandes nach MSY. [993] [1003]
Wesentliche Punkte
2017: Die Laicherbiomasse hat wieder zugenommen, der Bestand liegt weit im grünen Bereich. Die fischereiliche Sterblichkeit ist weiter gestiegen. Die legale Höchstfangmenge (TAC) für Nordsee-Sprotte ist nun bis Juni 2018 fischbar. [993] [1003]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
---|
volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
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Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Sprotte in der Nordsee gilt als kurzlebige Art, die Biomasse und Fangmöglichkeiten schwanken daher stark. Die Laicherbiomasse schwankte viele Jahre um den Vorsorge-Referenzwert (Bpa) und den Referenzwert nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Zurzeit liegt sie aber weit darüber. Die fischereiliche Sterblichkeit zeigte seit 2004 einen abnehmenden Trend, hat aber in den letzten drei Jahren wieder zugenommen. Hohe Beifänge von jungen Heringen in der Industriefischerei haben die tatsächlichen Nordsee-Sprott-Fänge in der Vergangenheit wahrscheinlich verfälscht. Die Fangmengen werden daher erst nach 1996 als verlässlich angesehen. Die Anlandungen 2014 haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, 2015 wurde erneut fast eine Verdoppelung erreicht. 2016 waren die Anlandungen niedriger als im Vorjahr. Die Nachwuchsproduktion 2014 war die bis dahin höchste der gesamten Zeitreihe. Die Werte für 2016 sind noch sehr unsicher, könnten aber den 2014er Wert übersteigen. [993] [1003]
Ausblick
Der 2016er Jahrgang ist möglicherweise wieder sehr stark. Wenn sich diese Annahme bewahrheitet, können die Fangmengen wieder steigen. Der aktuelle TAC ist bis Juni 2018 befischbar. Mittelfristige Vorhersagen über die Entwicklung der Fänge sind bei kurzlebigen Arten kaum möglich. [993] [1003]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Der Sprott-Bestand in der Nordsee hängt im Wesentlichen von der Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsorganismen (Zooplankton) ab. Die Struktur der Zooplankton-Gemeinschaften in der Nordsee verändert sich in den letzten Jahren und die Zooplanktonmenge nimmt in der nördlichen Nordsee ab. Welchen Einfluss diese Umweltveränderungen auf den Bestand der Nordsee-Sprotte haben, ist noch nicht bekannt. [993] [1003]
Wer und Wie
Die Bewirtschaftung von Sprotte in der Nordsee erfolgt durch die EU über eine festgesetzte Höchstfangmenge (TAC), die neben der Nordsee (EU-Gewässer von ICES-Gebiet 4) auch die EU-Gewässer von Gebiet 2.a einschließt. Dieser TAC wurde 2015, 2016 und 2017 im laufenden Jahr angepasst. Der 2017er TAC ist bis Ende Juni 2018 fischbar. Norwegen erhält eine Quote für die EU-Gewässer von Gebiet 4. Der TAC beinhaltet unvermeidbare Beifänge von z.B. Sandaal und Wittling. Für den Beifang von Hering wird eine separate Höchstfangmenge festgelegt (ICES-Gebiete 4, 7.d und EU 2.a). Außerdem gibt es landesspezifische Regularien, welche die Sprottenfänge limitieren können, wie z.B. saisonale Fangeinschränkungen, ein maximaler Beifanganteil pro Fang oder Anlandung und Maßnahmen zur Verhinderung von fehlberichteten Fängen. [993] [1003] [1004]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Die ersten Fangempfehlungen für diesen Bestand hat der ICES für 2001 abgegeben. Von 2002 bis einschließlich 2005 lagen die festgesetzten Höchstfangmengen (TACs) über den Empfehlungen, die Fänge jedoch meist darunter. 2006 bis 2008 wurde der TAC kleiner bzw. gleich der maximal empfohlenen Menge festgesetzt. Für 2009 und 2010 gab es keine Empfehlung. Obwohl für 2011 eine Reduzierung der Fänge empfohlen wurde, blieb der TAC unverändert hoch. Der TAC für 2012 wurde den Empfehlungen folgend leicht gesenkt, im Laufe des Jahres wurde allerdings eine weitere Reduzierung empfohlen. Die wissenschaftliche Empfehlung gilt seit 2013 für Juli bis Juni des Folgejahres, während der TAC für ein Kalenderjahr festgelegt wurde. Die Zahlen waren also nicht mehr direkt zu vergleichen. Der im Juli 2017 angepasste TAC kann nun bis Ende Juni 2018 befischt werden. Der ICES empfiehlt die Entwicklung eines Managementplanes. [993] [1003] [1004]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Die Nordsee-Sprotte ist vor allem in EU-Gewässern der Nordsee verbreitet (ICES-Gebiet 4). Die geographische Verbreitung des Nordsee-Bestandes und die Verbindung zu benachbarten Beständen werden derzeit diskutiert. Fänge in den norwegischen Fjorden werden nicht zu diesem Bestand gerechnet; genetische Untersuchungen zeigen erhebliche Unterschiede zwischen Sprotten aus den Fjorden und der Nordsee. Die Bewirtschaftung erfolgt über eine Höchstfangmenge, die neben den EU-Gewässern der Nordsee auch Fänge in EU-Gewässern von Gebiet 2.a einschließt. [993] [1003] [1004]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2016: 240,7; hauptsächlich pelagische Schleppnetze (vor allem Dänemark), außerdem Ringwaden |
TACs (EU-Gewässer 2.a & 4, bis 2016 für das Kalenderjahr) | 2009: 170,0 2010: 170,0 2011: 170,0 2012: 161,5 2013: 161,5 2014: 144,0 2015: 350,0 2016:245,0 2017/18: 176,4 (fischbar vom 01.01.2017 bis 30.06.2018) [993] [1003] [1004] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesem Bestand, allerdings wurden in der Vergangenheit wahrscheinlich in erheblichem Umfang Heringe als Sprotten fehlberichtet. [993] [1003]
Struktur und Fangmethode
Nordsee-Sprotte wird hauptsächlich von Dänemark (derzeit 82% der Anlandungen) in einer Industriefischerei mit kleinmaschigen Schleppnetzen gefischt. Die meisten Fänge werden in den Untergebiet 4.b, gefolgt von 4.c, getätigt und frisch und unsortiert angelandet. In der norwegischen Sprott-Fischerei werden Ringwaden und Schleppnetze eingesetzt. Beide Fischereien werden überwiegend für die Produktion von Fischmehl und –öl durchgeführt. Sehr viel kleinere Mengen werden von Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Schweden angelandet. [993] [1003]
Beifänge und Rückwürfe
Seit Januar 2015 gibt es ein generelles Rückwurfverbot in der Sprottenfischerei der Nordsee. Sprott-Rückwürfe können nicht quantifiziert werden, werden aber inzwischen als vernachlässigbar angesehen. Rückwürfe kamen z.B. in Form von „slipping“ vor (Verwerfen des gesamten Fanges), wenn der erlaubte Anteil von Hering im Fang überschritten war. Kleine Sprotten und mindere Qualität hingegen werden mit dem gesamten Fang in die Fischmehlproduktion gegeben. Der Beifang von Hering ist in dieser Fischerei nicht vollständig vermeidbar, außer in Jahren mit hoher Sprotten-Häufigkeit und schwacher Herings-Nachwuchsproduktion. Die maximal erlaubten Hering-Beifangmengen wirken daher limitierend auf die Sprott-Fischerei. In der dänischen Sprott-Fischerei (derzeit 82% der Anlandungen) kam es 1998-2009 zu 4-11% Herings-Beifang. 2013 und 2014 waren es 8%, 2015 unter 2%, 2016 5,3%. Außerdem werden in geringeren Mengen Stöcker, Wittling, Schellfisch, Makrele, Kabeljau und Sandaal beigefangen. Da es sich hierbei meist um Jungtiere handelt, ist der Anteil am Gewicht zwar gering, kann aber aus einer großen Anzahl von Individuen bestehen. Bis 1997 kam es je nach Gebiet zu hohen Beifängen von jungen Heringen, die für den Heringsbestand problematisch waren. Um diese zu reduzieren, wurde ein Limit für Herings-Beifang in der Industriefischerei und Verbesserungen der Fangmethoden und der Kontrolle der Artzusammensetzung bei der Anlandung eingeführt. [750] [993] [994] [1003]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Die Sprotte ist ein wichtiger Nahrungsorganismus im Ökosystem Nordsee, im Winter z.B. für viele Seevögel, wenn der dann im Boden vergrabene Sandaal nicht verfügbar ist. Der Einfluss der Sprott-Fischerei auf andere Fischarten, Meeressäuger und Seevögel ist derzeit aber noch nicht quantifizierbar. Die Fischerei wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzen n durchgeführt, die den Meeresboden kaum beeinflussen (weil sie ihn in der Regel nicht berühren). [30] [993] [1003]
Biologische Besonderheiten
Die Nordsee-Sprotte hat eine sehr ausgedehnte Laichzeit vom Frühlingsanfang bis in den Spätherbst, die von der Wassertemperatur gesteuert wird. Gelaicht wird in mehreren Schüben, bis zu zehn Schübe sind pro Laichsaison möglich. [993] [1003]
Zusätzliche Informationen
Die Sprotte gilt in der Nordsee kurzlebig (max. Alter ca. 3 Jahre), gefangen werden fast ausschließlich 1-2 Jahre alte Fische. Die Bestandsgröße und Fangmöglichkeiten hängen daher überwiegend von der Stärke des letzten Jahrgangs ab. [993] [1003]
Zertifizierte Fischereien
Eine Fischerei auf Sprotte (und andere industriell genutzte Arten) in der Nordsee ist seit Aug. 2017 nachhaltigkeitszertifiziert nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC). Eine weitere Fischerei befindet sich im MSC-Bewertungsverfahren. [4] Siehe
http://fisheries.msc.org/en/fisheries/norway-sandeel-pout-and-north-sea-sprat/@@view
Soziale Aspekte
Die Sprott-Fischerei in der Nordsee wird hauptsächlich von Dänemark durchgeführt (derzeit 82% der Anlandungen). Die 2007 in Dänemark eingeführte Quotenregelung ermöglicht den Handel bzw. den Verkauf der Quoten. Viele kleinere Fahrzeuge sind aus der Fischerei ausgeschieden und haben ihre Quoten an größere Fahrzeuge verkauft; die dänische Flotte ist daher von großen Fahrzeugen dominiert. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgen nach Landesregeln. [993] [1003]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[4] | Marine Stewardship Council (MSC) | Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei | msc.org | |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[750] | Europäische Union (EU) | 2013 | Verordnung (EU) Nr. 1380/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2013 über die Gemeinsame Fischereipolitik und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1954/2003 und (EG) Nr. 1224/2009 des Rates sowie zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 2371/2002 und (EG) Nr. 639/2004 des Rates und des Beschlusses 2004/585/EG des Rates | europa.eu |
[993] | ICES | 2017 | Herring Assessment Working Group for the Area South of 62 deg N (HAWG), 14-22 March 2017, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2017/ACOM:07. 856 pp. | ices.dk |
[994] | Europäische Union (EU) | 2014 | DELEGIERTE VERORDNUNG (EU) Nr. 1395/2014 DER KOMMISSION vom 20. Oktober 2014 zur Erstellung eines Rückwurfplans für die Fischerei auf bestimmte kleine pelagische Arten und die Industriefischerei in der Nordsee | europa.eu |
[1003] | ICES | 2017 | ICES Advice on fishing opportunities, catch, and effort, Greater North Sea Ecoregion, Sprat (Sprattus sprattus) in Subarea 4 (North Sea) | ices.dk |
[1004] | Europäische Union (EU) | 2017 | VERORDNUNG (EU) 2017/1398 DES RATES vom 25. Juli 2017 zur Änderung der Verordnung (EU) 2017/127 hinsichtlich bestimmter Fangmöglichkeiten | europa.eu |