Nordsee-Sprotte
gültig 06/2011 - 06/2012
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Nordsee |
Fanggebiet: | Nordsee (4) FAO 27 |
Art: | Sprattus sprattus |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Nordsee-Sprotte. Hauptgrund ist das Fehlen von verlässlichen Eingangs-Daten; Daten aus Forschungsfahrten (Surveys) sind zu variabel, decken nicht das Hauptfanggebiet in der südlichen Nordsee ab und die Datenserien sind zu kurz. Vorhandene Survey-Daten und Fangstatistiken sind keine verlässlichen Indikatoren für die Größe dieses Bestandes, daher können keine Fangempfehlungen gegeben werden. Referenzpunkte sind nicht definiert. [378]
Wesentliche Punkte
2011: Es gibt weiter keine ausreichenden Daten, um den Bestandszustand zu berechnen, die Situation hat sich eher verschlechtert. Aus Vorsorgegründen empfiehlt der ICES eine Reduzierung der Fänge. [378]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen nicht vor. Sprotte in der Nordsee ist eine kurzlebige Art, die Biomasse und Fangmöglichkeiten schwanken daher stark. Hohe Beifänge von jungen Heringen in der Industriefischerei haben die tatsächlichen Sprott-Fänge wahrscheinlich verfälscht. Die Fangmengen von Nordsee-Sprotte werden daher erst nach 1996 als verlässlich angesehen. Die höchsten Fänge der kurzen Zeitreihe wurden 2005 erreicht (207.700 t), danach nahmen die Fänge ab, bis 2008 nur noch 61.100 t gefangen wurden. Seit 2009 ist wieder ein Anstieg der Fänge zu verzeichnen. [378] [379]
Ausblick
In den letzten 12 Jahren waren die Höchstfangmengen (TACs) für diesen Bestand nie restriktiv, die Fänge lagen immer darunter. Auch wenn der TAC für 2012 leicht reduziert wurde, liegt er noch immer über den Fangmengen der letzten 5 Jahre und wird daher wahrscheinlich nicht begrenzend wirken. [378]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Der Sprott-Bestand in der Nordsee hängt im Wesentlichen von der Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsorganismen (Zooplankton) ab. Die Struktur der Zooplankton-Gemeinschaften in der Nordsee verändert sich in den letzten Jahren und die Zooplanktonmenge nimmt in der nördlichen Nordsee ab. Welchen Einfluss diese Umweltveränderungen auf den Bestand der Nordsee-Sprotte haben, ist noch nicht bekannt. [378] [382]
Wer und Wie
Die Bewirtschaftung von Sprotte in der Nordsee erfolgt durch die EU und Norwegen über eine festgesetzte Höchstfangmenge (TAC), die neben der Nordsee (EU-Gewässer von ICES-Gebiet IV) auch die EU-Gewässer von ICES-Gebiet IIa einschließt. Der TAC beinhaltet unvermeidbare Beifänge von z.B. Sandaal, Kliesche und Wittling. Für den Beifang von Hering wird eine separate Beifang-Höchstmenge festgelegt (ICES-Gebiete IV, VIId und EU IIa). Der Sprotten-TAC wurde in der Vergangenheit bei Vorliegen aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse jeweils aus dem ersten Halbjahr angepasst. Norwegen darf seine Quote nur in den EU-Gewässern von Gebiet IV fischen. Außerdem gibt es landesspezifische Regularien, wie z.B. saisonale Fangeinschränkungen, und Maßnahmen zur Verhinderung von fehlberichteten Fängen. [378] [380]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Die ersten Fangempfehlungen für diesen Bestand hat der ICES für 2001 gegeben. Von 2002 bis einschließlich 2005 lagen die festgesetzten Höchstfangmengen (TACs) über den Empfehlungen, die Fänge jedoch immer weit darunter. 2006 bis 2008 wurde der TAC kleiner bzw. gleich der maximal empfohlenen Menge festgesetzt. Für 2009 und 2010 gab es keine Empfehlung. Obwohl für 2011 eine Reduzierung der Fänge empfohlen wurde, blieb der TAC 2011 unverändert hoch. Wie sich die Fänge tatsächlich entwickelt haben, wird die Begutachtung in diesem Jahr zeigen. Der TAC für 2012 wurde den Empfehlungen folgend leicht gesenkt. [378] [380]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Sprotte in der Nordsee (ICES-Gebiet IV) wird als eine Managementeinheit betrachtet. Die Bewirtschaftung erfolgt über eine Höchstfangmenge, die neben den EU-Gewässern der Nordsee auch Fänge in EU-Gewässern von ICES-Gebiet IIa einschließt. Die geographische Verbreitung dieses Bestandes und die Verbindung zu benachbarten Beständen werden derzeit diskutiert. [378] [380] [383]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 143,5; davon ~90% pelagische Schleppnetze (Dänemark), außerdem Ringwaden (Norwegen) |
TACs (EU-Gewässer 2.a & 4) | 2009: 170,0 2010: 170,0 2011: 170,0 2012: 161,5 [167] [378] [380] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesem Bestand.
Struktur und Fangmethode
Nordsee-Sprotte wird hauptsächlich von Dänemark (2010: 90% der Anlandungen) in den ICES-Gebieten IVb und IVc in einer Industriefischerei mit kleinmaschigen Schleppnetzen gefischt. In der norwegischen Sprott-Fischerei werden vor allem Ringwaden eingesetzt. Beide Fischereien werden überwiegend für die Fischmehl und –öl Produktion durchgeführt. In den letzten Jahren landet auch das Vereinigte Königreich gelegentlich kleine Mengen an Sprotten an. [378] [383]
Beifänge und Rückwürfe
Sprott-Rückwürfe sind in dieser Fischerei wahrscheinlich vernachlässigbar, denn kleine Tiere und mindere Qualität werden mit dem gesamten Fang in die Fischmehlproduktion gegeben. Schätzungen aus der dänischen Flotte (1998-2009) ergaben aber bezogen auf das Gewicht 4,2-11% Heringsbeifang, außerdem in viel geringeren Mengen Stöcker, Wittling, Schellfisch, Makrele, Kabeljau und Sandaal. Früher kam es je nach Gebiet zu hohen Beifängen von jungen Heringen, die für den Heringsbestand problematisch waren. Um diese zu reduzieren, wurde die sogenannte „Sprotten-Box“ vor der dänischen Küste eingerichtet, in der die Sprott-Fischerei noch heute verboten ist. Ein Zusammenhang zwischen „Sprotten-Box“ und tatsächlich sinkenden Heringsbeifängen konnte nicht nachgewiesen werden. Die Reduzierung der Beifang-Sterblichkeitsrate von jungen Heringen nach 1996 fällt zusammen mit der Einführung eines Limits für Herings-Beifang in der Industriefischerei, Verbesserungen der Fangmethoden und der Kontrolle der Artzusammensetzung bei der Anlandung. [383]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Die Sprotte ist ein wichtiger Nahrungsorganismus im Ökosystem Nordsee. Der Einfluss der Sprott-Fischerei auf andere Fischarten, Meeressäuger und Seevögel ist im Moment aber noch nicht bekannt. Die Fischerei wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt, die den Meeresboden kaum beeinflussen (weil sie ihn in der Regel nicht berühren). [30] [378]
Biologische Besonderheiten
Die Nordsee-Sprotte hat eine sehr ausgedehnte Laichzeit vom Frühlingsanfang bis in den Spätherbst, die von der Wassertemperatur gesteuert wird. Gelaicht wird in mehreren Schüben, bis zu zehn Schübe sind pro Laichsaison möglich. Fast alle einjährigen Sprotten sind bereits laichreif, also erwachsen. [383]
Zusätzliche Informationen
Die Sprotte ist in der Nordsee kurzlebig (max. Alter ca. 3 Jahre), gefangen werden fast ausschließlich 1-2 Jahre alte Fische. Die Bestandsgröße und Fangmöglichkeiten hängen daher überwiegend vom Einwachsen des letzten Jahrgangs in die Fischerei ab. [378]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf Sprotte in der Nordsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Sprott-Fischerei in der Nordsee wird hauptsächlich von Dänemark durchgeführt (2010: 90% der Anlandungen). Die 2007 in Dänemark eingeführte Quotenregelung ermöglicht den Handel bzw. den Verkauf der Quoten. Viele kleinere Fahrzeuge sind aus der Fischerei ausgeschieden und haben ihre Quoten an größere Fahrzeuge verkauft; die dänische Flotte ist daher von großen Fahrzeugen dominiert. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgen nach Landesregeln. [383]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[167] | Europäische Union (EU) | 2011 | Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011) | europa.eu |
[378] | ICES | 2011 | Report of the Advisory Committee, 2011. Book 6. North Sea 6.4.18. Sprat in Subarea IV (North Sea) | ices.dk |
[379] | ICES | 2011 | Report of the Herring Assessment Working Group for the area South of 62 deg N (HAWG), 16 - 24 March 2011, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2011/ACOM:06 .749 pp, 8. Sprat in the North Sea | ices.dk |
[380] | Europäische Union | 2012 | Verordnung (EU) Nr. 44/2012 des Rates vom 17. Januar 2012 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten im Jahr 2012 in EU-Gewässern und für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern für bestimmte, über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppen | europa.eu |
[382] | Beaugrand G | 2003 | Long-term changes in copepod abundance and diversity in the north-east Atlantic in relation to fluctuations in the hydroclimatic environment | Fisheries Oceanography, 12: 270-283 |
[383] | ICES | 2011 | Report of the Herring Assessment Working Group for the area South of 62 deg N (HAWG), 16 - 24 March 2011, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2011/ACOM:06 .749 pp, Annex 09 - Stock Annex – Sprat in the North Sea | ices.dk |