Westlicher Seeteufel (Lophius piscatorius)
gültig 06/2013 - 06/2014
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Zugehörige Fischart
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Keltischer und Biskaya-Schelf |
Fanggebiet: | westliche Gebiete (7), nördliche Biskaya (8.abd) FAO 27 |
Art: | Lophius piscatorius |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Die beiden Bestände des Westlichen Seeteufels 1. Lophius piscatorius und 2. L. budegassa werden in den kommerziellen Anlandungen nicht getrennt. Eine Zuordnung zu den Arten und damit Beständen erfolgt daher anhand der Verteilung in den Beprobungen der Anlandungen. Zusammen mit Daten aus Forschungsfahrten können so zwei getrennte Bestände begutachtet werden. Die Fangempfehlung erfolgt aber für beide zusammen, da die EU gemeinsame Höchstfangmengen festlegt. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Westlichen Seeteufel (L. piscatorius), weil die Eingangsdaten unzureichend sind. Hauptgrund sind fehlende Daten zu Rückwürfen und Unsicherheiten z.B. in der Altersbestimmung. Frühere Referenzpunkte sind aufgrund der unzureichenden Daten und damit einhergehender Probleme nicht mehr gültig. Die Daten aus den unabhängigen Forschungsreisen ermöglichen aber die Berechnung eines Biomasse-Indexes, aus dem auch die Fangempfehlung abgeleitet wird. [595] [644] [648]
Wesentliche Punkte
2013: Die Daten der Forschungsreisen weisen auf ein Anwachsen des Bestandes seit 2008 hin. Die Anlandungen steigen seit 2009. [644]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
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unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Die Anlandungen aus diesem Bestand schwanken seit 1986 um 20.000 t pro Jahr. In den frühen 1990ern und 2000ern waren sie mit etwa 13.000 t geringer. Das Maximum wurde 2007 mit knapp 29.000 t erreicht. Die Anlandungen von L. piscatorius machen den größeren Teil der Gesamt-Anlandungen aus beiden Westlichen Seeteufel-Beständen aus (2012: 74%). Die Biomasse erscheint im Langzeittrend ansteigend. Der Mittelwert der letzten zwei Jahre (2011-2012) ist 55% höher als der Mittelwert der drei vorangegangenen Jahre (2008-2010). Es gibt Hinweise auf eine durchschnittliche Nachwuchsproduktion zwischen 2008 und 2012. [644] [648]
Ausblick
Aufgrund unzureichender Daten können keine Vorhersagen zur Entwicklung des Bestandes gemacht werden. Seeteufel erreichen die Geschlechtsreife erst spät und der Fang besteht daher überwiegend aus jungen, unreifen Fischen. Dies macht den Bestand sehr anfällig für Überfischung. Bei der derzeitigen Entwicklung des Bestandes könnten die Fangmengen stabil bleiben oder sogar leicht steigen. [644]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Die Eier der Seeteufel werden in langen Bändern entlassen, die im freien Wasser treiben. Sie können dadurch weit verdriftet werden und die Verbreitung ist stark von Strömungen abhängig. Diese Art des Laichens sorgt für eine gruppierte Verbreitung von Eiern und jungen Larven, welche dann gemeinsam günstigen oder ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Dies kann einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion haben. [588] [648]
Wer und Wie
Dieser Seeteufel-Bestand ist in verschiedenen Managementgebieten verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt in EU- und teilweise in internationalen Gewässern über zwei Höchstfangmengen (TACs) jeweils für die beiden Arten Lophius piscatorius und L. budegassa gemeinsam. Das Management erfolgt außerdem durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten). In der EU gibt es keine Mindestanlandelänge für Seeteufel, sie schreibt aber für die Vermarktung ein Mindestgewicht von 500 g (ausgenommen) bzw. 200 g (ohne Kopf) vor. Auf der Porcupine Bank (westlich Irlands) ist während einer Schonzeit (2013: 1. – 31. Mai) der Fang oder das an Bord behalten von Seeteufel (und anderen Arten) verboten. [584] [595] [644]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Die Fangempfehlungen des ICES werden für beide Bestände des Westlichen Seeteufels gemeinsam gegeben. Seit 2013 wird jedoch eine bestandsspezifische prozentuale Änderung der Fänge empfohlen, auch wenn sich diese mit einem gemeinsamen TAC nicht umsetzen lassen. Die Höchstfangmengen (TACs) gelten für ein etwas größeres Gebiet als die Empfehlung. Der ICES empfahl bis letztes Jahr eine Beibehaltung bzw. eine Reduzierung von Aufwand, Fängen oder Fischereidruck. Von 2003 bis 2010 sind die TACs allerdings angestiegen, erst danach fand eine geringe Reduzierung statt. Der TAC 2013 lag aber weit über der Empfehlung. [644]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Dieser Seeteufel-Bestand ist im Ärmelkanal (ICES-Gebiete VIIde), in der Keltischen See (VIIgh), westlich und südlich von Irland (VIIbcjk) und in der nördlichen und zentralen Biskaya (VIIIabd) verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt über zwei Höchstfangmengen (TACs) für Lophius piscatorius und L. budegassa gemeinsam: 1. ICES-Gebiet VII und 2. ICES-Gebiete VIIIabde (beide teilweise internationale Gewässer). Das Verbreitungsgebiet ist also etwas kleiner als die Managementgebiete (schließen auch VIIa und VIIIe ein, in denen kaum Seeteufel gefangen wird). Die Begutachtung durch den ICES deckt aber die Hauptfanggebiete ab. [595] [644]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | Anlandungen 2012: L. piscatorius 26,8 (vorl.) ; davon Scherbrettschleppnetze 76%, Baumkurren 12%, Kiemennetze 11%,Kaisergranat-Schleppnetz 1% 2012: beide Bestände: 36,4 |
TACs (Summe, beide Bestände, inkl. ICES-Gebiete 7a, 8e) | 2009: 36,0 2010: 41,4 2011: 40,9 2012: 38,9 2013: 37,0 [595] [644] |
IUU-Fischerei
Die Menge der nicht zugeordneten („unallocated“) Anlandungen ist 2011 und 2012 gestiegen (2012: 13% der Anlandungen). [644]
Struktur und Fangmethode
Seeteufel ist eine wichtige Art in der gemischten Fischerei mit Seehecht, Flügelbutt, Seezunge, Kabeljau, Scholle und Kaisergranat. Mehr als 75% der gesamten Anlandungen aus beiden Beständen werden durch französische und spanische Flotten getätigt. Der Rest wird vom Vereinigten Königreich und Irland (je 10%) und Belgien (unter 5%) gefischt. Frankreich, Spanien und Irland fischen vor allem mit Scherbrettschleppnetzen, das Vereinigte Königreich verwendet vor allem Baumkurren und Kiemennetze. [644] [648]
Beifänge und Rückwürfe
Seeteufel wird selbst zum Teil als meist wertvoller Beifang gefangen. Solange Quote vorhanden ist und der Fang den Ansprüchen des Marktes genügt (Mindestgewicht), ist der Rückwurf von Seeteufel eher unwahrscheinlich. Verlässliche Rückwurf-Zahlen sind nicht verfügbar, es gibt aber Hinweise, dass der Rückwurf von kleinen Fischen in den letzten Jahren zugenommen hat. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass größere Jahrgänge in die Fischerei einwachsen, wodurch mehr kleinere Tiere auf den Fanggründen vorkommen. Der Rückwurf hängt auch mit den Bedingungen des Marktes und Beschränkungen durch Quoten zusammen. Dieser Anstieg der Rückwürfe führt zu größeren Unsicherheiten über die tatsächliche Fangmenge. [14] [644 [648]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen (Scherbrettgrundschleppnetze und Baumkurren) können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Sie fangen neben den Zielarten auch Arten, die nicht kommerziell genutzt werden und deren Entnahme einen Einfluss auf das Ökosystem haben kann. Insbesondere die Baumkurrenfischerei kann Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge im befischten Gebiet erheblich verändern. Diese Fangmethode ist außerdem sehr energieaufwändig. Baumkurrenfischerei ist die Fangmethode mit dem größten unmittelbaren Einfluss auf die Meeresumwelt, sofern der Lebensraum nicht an starke Störungen angepasst ist. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [7] [8] [30] [83] [178]
Biologische Besonderheiten
Die Biologie und Verbreitung von Seeteufeln im Nordostatlantik ist zum Teil noch unerforscht. Erwachsene Fische leben wahrscheinlich in tieferem Wasser, reife Weibchen werden selten angetroffen.
Das Laichen ist bei den Arten der Gattung Lophius sehr ungewöhnlich. Die Eier werden in schwimmfähigen, gallertartigen Bändern entlassen. Diese können über 10 m lang sein, über 1 Mio. Eier enthalten und treiben im freien Wasser. Durch die besondere Art des Laichens werden Eier und junge Larven in Gruppen verbreitet, welche dann gemeinsam günstigen oder ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Dies kann einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion haben.
Seeteufel erreichen die Geschlechtsreife erst spät und der Fang besteht daher überwiegend aus jungen, unreifen Fischen. Dies macht die Art sehr anfällig für Überfischung. [588] [644] [648]
Zusätzliche Informationen
Die beiden im Nordostatlantik vorkommenden Seeteufel-Arten Lophius piscatorius und L. budegassa werden in der Regel gemeinsam gefangen, angelandet und vermarktet. Je nach Seegebiet ist jedoch die eine oder andere Art häufiger vertreten. In den nördlichen Gebieten wird ganz überwiegend L. piscatorius gefangen, L. budegassa zeigt eine etwas südlichere Verbreitung. Die Trennung des ICES in zwei Westliche und zwei Südliche Seeteufelbestände basiert nicht auf biologischen Kriterien. Die Anlandungen von L. piscatorius machen den größeren Teil der Gesamt-Anlandungen aus beiden Westlichen Seeteufel-Beständen aus (2012: 74%). Die Bewirtschaftung erfolgt über Höchstfangmengen, die immer beide Arten einschließen. [588] [644]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf diesen Seeteufel-Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert. Eine Fischerei (Lophius piscatorius und L. budegassa) befindet sich im Bewertungsverfahren nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) [4]
Soziale Aspekte
Die Fischereien auf Seeteufel im Nordostatlantik werden mit Fahrzeugen verschiedener Größen durchgeführt. Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind sehr unterschiedlich, richten sich aber nach den Regeln der jeweiligen Flaggenstaaten. [13] [644]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[4] | Marine Stewardship Council (MSC) | Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei | msc.org | |
[7] | Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR | 2000 | Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure | Journal of Animal Ecology 69:494-503 |
[8] | Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ | 2006 | Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats | Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736 |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[83] | Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM | 2002 | The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts | Hydrobiologia 471:1-12 |
[178] | FAO Food and Agriculture Organization | 2016 | Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management | FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016 |
[584] | Europäische Gemeinschaft (EG) | 1996 | Verordnung (EG) Nr. 2406/1996 des Rates vom 26. November 1996 über gemeinsame Vermarktungsnormen für bestimmte Fischereierzeugnisse | europa.eu |
[588] | Fariña AC, Azevedo M, Landa J, Duarte R, Sampedro P, Costas G, Torres MA, Cañás L | 2008 | Lophius in the world: a synthesis on the common features and life strategies | ICES Journal of Marine Science 65 (7): 1272-1280 |
[595] | Europäische Union (EU) | 2013 | Verordnung (EU) Nr. 39/2013 des Rates vom 21. Januar 2013 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für EU-Schiffe im Jahr 2013 für bestimmte, nicht über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppen | europa.eu |
[644] | ICES | 2013 | Report of the Advisory Committee, 2013. Book 5. Celtic Sea and West of Scotland. 5.4.2. Anglerfish (Lophius piscatorius and L. budegassa) in Divisions VIIb–k and VIIIa,b,d | ices.dk |
[648] | ICES | 2013 | Report of the Working Group on the Assessment of Southern Shelf Stocks of Hake, Monk and Megrim (WGHMM), 10 - 16 May 2013, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2013/ACOM:11A. 11 pp. | ices.dk |