Fischarten

Rotbarsch – Sebastes mentella / norvegicus

gültig 10/2022-10/2024

Hier finden Sie allgemeine Informationen zu zwei Rotbarsch-Arten.
Für spezifische Informationen wählen Sie bitte einen Bestand aus der Liste am linken Rand aus.

Biologische Charakteristika

Die wissenschaftliche Bezeichnung für den Goldbarsch, Sebastes marinus, wurde in der taxonomischen Literatur durch S. norvegicus ersetzt. Rotbarsche sind typische Vertreter der Tiefsee-Fischfauna: Sie wachsen und bewegen sich langsam, erlangen spät die Geschlechtsreife (mit ca. 10-12 Jahren) und bringen nach einer internen Befruchtung vergleichsweise wenige Larven zur Welt. Die ca. 6 Bestände der beiden bedeutenden Rotbarscharten im Nordatlantik (weitere Informationen dazu auf der Seite "Rotbarsch Bestandsstruktur") sind daher besonders empfindlich gegen Überfischung, sie würden viele Jahrzehnte benötigen, um sich von einem Zusammenbruch zu erholen. Rotbarsche leben in 200 bis über 1.400 m Tiefe entweder demersal (am Boden) oder pelagisch (in der freien Wassersäule). Sie fressen Leuchtgarnelen (Krill), Flohkrebse, Tintenfische, Pfeilwürmer und kleinere Fische (Hering, Lodde). Rotbarsche haben eine kräftige Schwimmblase, die auch dann nicht platzt, wenn die Tiere aus großer Tiefe im Schleppnetz an die Oberfläche geholt werden - sie verdrängt dann alle weichen Organe. [2] [229] [389] [390] [551] [552]

Maxima: S. mentella/S. norvegicus Länge: bis 77,5/100 cm,
Alter: bis 75/60 Jahre,
Masse: k.A./bis 15 kg [229]
IUCN-Status: S. mentella: Europa: stark gefährdet (EN), global: ungefährdet (LC), S. norvegicus: Europa: gefährdet (VU), global: nicht bewertet (NE) [384] [1032] (Zugriff 12. Okt. 2022)
CITES-Status: nicht gelistet [3]
Widerstandsfähigkeit (resilience): sehr niedrig (min. Populationsverdopplungszeit über 14 Jahre)/niedrig (Verdopplung der Population dauert 4,5-14 Jahre) [229]
Fruchtbarkeit (fecundity): k.A./19.000-350.000 Larven pro Weibchen [229]
Trophische Ebene: 4,2 ± 0,61/4,0 ± 0,68 (Standardfehler) [229]

Rotbarsche leben hauptsächlich im nördlichen und östlichen Nordatlantik und bevorzugen Wassertemperaturen zwischen 3 und 8 Grad Celsius und Tiefen bis zu 1.000 Meter. Wichtigste Aufenthaltsräume sind die Schelfgebiete von Grönland, Island und den Färöern und – für die pelagischen Bestände – die Irminger- und die Norwegensee. [2] [229]

Auffällig ist die Rotfärbung der Fische, die ihnen auch den Namen gab. Sie sind leuchtend rot mit einigen dunkleren Marmorierungen auf dem Rücken und einem hellen Rosa auf dem Bauch. Die Maulhöhlen sind hellrot gefärbt. Diese Farbe wirkt jedoch im natürlichen Lebensraum nicht rot sondern dunkelgrau – rote Lichtanteile dringen nicht bis in die Tiefsee vor. Ein weiteres Merkmal sind die harten, festsitzenden Schuppen mit den leicht zugespitzten Dornen am hinteren Rand, wodurch sich die Fische sehr rau anfühlen. Kräftige Dornen auf den Kiemendeckeln und sehr harte Flossenstrahlen der ersten Rückenflosse machen Rotbarsche für Fressfeinde fast unverdaulich. Die genaue Unterscheidung zwischen Sebastes norvegicus (Goldbarsch) und S. mentella ist nicht einfach, da sie vom Habitus sehr ähnlich erscheinen. Sie erfordert häufig die Berücksichtigung vieler Körpermerkmale oder genetische Analysen. Hinzu kommt eine weitere Variante, die sogenannten Riesen-Rotbarsche („giant redfish“) die im Schnitt 60 cm groß werden, aber auch Längen von 100 cm erreichen können. Morphologisch ähneln sie S. norvegicus, ihre genaue Stellung zu S. norvegicus und S. mentella konnte bisher aber nicht endgültig geklärt werden. [2] [229] [272]

Für die deutsche Fischwirtschaft sind die Rotbarsche wegen ihrer Beliebtheit beim Verbraucher von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Handelsbezeichnung „Rotbarsch“ umfasst alle Sebastes-Arten (Sebastes spp.), für Sebastes norvegicus findet auch die Bezeichnung „Goldbarsch“ Anwendung. Der Handel unterscheidet selten zwischen den Arten. [13] [14] [31]

frisch, ganz oder als Filet, tiefgefroren, heißgeräuchert. [2] [14] [229]

Marktdaten: Alle Rotbarscharten auf dem deutschen Markt zusammengefasst.

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 8.298 t (2021: 12.965 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,7 % (2021: 1,2 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Goldbarsch (S. norvegicus) Island (5 6 12 14) 43,4 - 220,1 Managementplan ab 2014 06/2022 -
06/2023
Goldbarsch (S. norvegicus) NO-Arktis (1 2) 10,2 10,2 29,9 - 06/2022 -
06/2024
Rotbarsch (S. mentella) Islandschelf (5.a, 14) 10,6 - - - 06/2022 -
06/2023
Rotbarsch (S. mentella) NO-Arktis (1 2) 63,5 - 996,1 - 09/2022 -
06/2024
Rotbarsch (S. mentella) pelagisch flach 5, 12, 14, NAFO 6,2 6,2 - Advice für 2022-2024 09/2021 -
09/2024
Rotbarsch (S. mentella) pelagisch tief 5, 12, 14, NAFO 19,3 19,3 - Advice für 2022-2024 09/2021 -
09/2024
Rotbarsch (S. mentella) Südostgrönland (14.b) 1,3 - - - 06/2022 -
06/2023

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[2]Muus BJ, Nielsen JG1999Die Meeresfische Europas Franckh-Kosmos Verlag
[3]CITESConvention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and IIIcites.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[272]Johansen T, Naevdal G, Danielsdottir AK, Hareide NR2000Genetic characterisation of giant Sebastes in the
deep water slopes in the Irminger Sea
Fisheries Research 45: 207-216
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[389]Appeltans W, Bouchet P, Boxshall GA, Fauchald K, Gordon DP, Hoeksema BW, Poore GCB, van Soest RWM, Stöhr S, Walter TC, Costello MJ2011World Register of Marine Species, WoRMSmarinespecies.org
[390]Integrated Taxonomic Information System (ITIS)Homepageitis.gov
[551]Eschmeyer WN (ed.)Catalog of Fishes. California Academy of Sciences (http://research.calacademy.org/research/ichthyology/catalog/fishcatmain.asp) Electronic version accessed 07 Nov. 2012.calacademy.org
[552]Mecklenburg CW, Møller PR, Steinke D2011Biodiversity of Arctic marine fishes: taxonomy and zoogeography. Marine Biodiversity v. 41 (no. 1): 109-140. Supplementary online material 1, p 18
[1032]Nieto A et al.2015European Red List of Marine Fishes Publications Office of the European Union