Hoki auf dem westlichen Neuseelandschelf (Neuseeland-Seehecht, Neuseeländischer Langschwanz-Seehecht)
gültig 08/2015 - 08/2016
Zum aktuellen Bestandsdatenblatt
Zugehörige Fischart
Archiv
Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Neuseeland-Schelf |
Fanggebiet: | Neuseeland FAO 81 |
Art: | Macruronus novaezelandiae |
Wissenschaftliche Begutachtung
Arbeitsgruppen im Auftrag des Fischereiministeriums, Neuseelands, fs.fish.govt.nz
Methode, Frequenz
Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten und unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Die Begutachtung des Bestandes ist die Basis für verschiedene Fangoptionen und deren Aufteilung auf die zwei Neuseeland Hoki-Bestände. Der Biomasse-Referenzwert nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) ist definiert (26% der ungenutzten Biomasse B0). Da dieser für die Hoki-Bewirtschaftung nicht angemessen ist, gibt es anspruchsvollere Managementziele (35-50 % von B0) und die damit korrespondierenden Referenzwerte für die Fischerei-Intensität (U35% und U50%). Zwei weitere Biomasse-Grenzwerte sollen Reaktionen des Managements hervorrufen: Unterhalb 20% B0 („weiches Limit“) wird ein Erholungsplan erforderlich, unterhalb 10% B0 („hartes Limit“) soll die Schließung der Fischerei erwogen werden. [892]
Wesentliche Punkte
2015: Der westliche Neuseeland-Hoki-Bestand liegt nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) und den anspruchsvolleren Managementzielen im grünen Bereich. Die fischereiliche Sterblichkeit liegt zwischen den beiden Managementzielen. Der Bestand gilt nun als seit mindestens drei Jahren erholt. Eine Forschungsreise Ende 2014 ergab jedoch sehr niedrige Biomassewerte für den westlichen Hokibestand. Um den Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen Biomasse Rechnung zu tragen, wurde das Fanglimit für den westlichen Bestand für 2015/16 etwas reduziert. [137] [892]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan) |
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
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Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fmsy ist nicht definiert, dafür aber anspruchsvollere Managementziele, die erreicht sind.
Bestandsentwicklung
Die Fischerei auf Neuseeland-Hoki begann in den frühen 1970er Jahren durch Schiffe aus Japan und der Sowjetunion. Die Fänge aus beiden Beständen erreichten 1977 zusammen 100.000 t, fielen aber bereits 1978 auf unter 20.000 t, als die ausschließliche Wirtschaftszone Neuseeland ausgeweitet und die Fangmengen beschränkt wurden. Ab 1979 stiegen die Fänge wieder, das Maximum wurde 1997/98 mit 269.000 t erreicht. Aufgrund des schlechten Bestandszustandes wurden daraufhin die erlaubten Höchstfangmengen reduziert und die Fänge sind stark gesunken. Nachdem sich der Bestandszustand verbessert hat, steigen die Fänge seit 2009/10 wieder an. In der Grafik wird die Laicherbiomasse relativ zur ungenutzten Laicherbiomasse (B0) dargestellt. Die niedrigste Laicherbiomasse wurde 2004-06 erreicht (etwa 25% von B0), seitdem stieg sie stetig an und ist in den letzten drei Jahren konstant. Der Bestand gilt nun seit mindestens drei Jahren als erholt. Die Fischereiintensität wurde ab 2003-2009 reduziert, steigt seitdem aber wieder an. Die Nachwuchsproduktion variiert. Sie war 1995–2001 schwach, 2002-2009 knapp unter dem Durchschnitt, 2010, 2012 und 2013 unterdurchschnittlich und 2011 über dem Durchschnitt. [137] [892]
Ausblick
Wenn die nächsten Jahrgänge wie durch die Modellrechnungen erwartet in die Fischerei auf den westlichen Bestand einwachsen und die Fangmengen gleich bleiben (bezogen auf 2014/15), wird die Biomasse in den nächsten fünf weitestgehend Jahren stabil bleiben. [892]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Die hohe Variabilität in der Nachwuchsproduktion hat starke Auswirkungen auf die Fischerei, und ein besseres Verständnis der klimatischen Einflüsse wäre für die Vorhersage der Bestandsentwicklung sehr wichtig. Bisher sind jedoch keine Verbindungen zwischen Klima, ozeanographischen Bedingungen und Nachwuchsproduktion bestätigt. [543] [892]
Wer und Wie
Das Management erfolgt durch das neuseeländische Fischereiministerium und in bestimmten Teilgebieten in Kooperation mit der Urbevölkerung (Maori). Die neuseeländische AWZ (ausschließliche Wirtschaftszone) ist in 10 Fischereimanagementgebiete (FMAs) unterteilt. Diese dienen der Verwaltung und sind Grundlage für die Quotenmanagementgebiete (QMAs), welche in der Regel bestandsspezifisch sind. Die Regulierung der gesamten Neuseeland-Hoki-Fischerei erfolgt über das Quotenmanagementsystem (QMS). Das Ministerium entscheidet über die Quoten auf der Basis der wissenschaftlichen Analysen und nach einem mehrstufigen Einspruchsprozess. Ziel ist es, die Hoki-Bestände innerhalb der Managementziele für die Laicherbiomasse zu bewirtschaften. Es wird eine kommerzielle Höchstfangmenge (TACC, TAC nach Abzug anderer Entnahmen) für das gesamte Verbreitungsgebiet beider Hoki-Bestände um Neuseeland festgelegt (QMA: HOK1), welche im Rahmen einer speziellen Vereinbarung zwischen den Beständen aufgeteilt wird. Dies soll verhindern, dass der gesamte TACC aus nur einem der zwei Bestände entnommen wird. Das Fischereijahr umfasst den Zeitraum 1. Okt. bis 30. Sep. Die Regulierung der Fischerei erfolgt außerdem durch Gebietsschließungen, u.a. um bestimmte Hoki-Laichgebiete, empfindliche Lebensräume und Tiefseekorallen zu schützen. [137] [892]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Der Fischereiminister wählt die Höchstfangmenge aus einer der empfohlenen Fangmengen-Optionen aus; eine Abweichung zwischen wiss. Empfehlung und implementieren Fangmengen gibt es dadurch nicht. Für das Fischereijahr 2015/16 wurde die kommerzielle Höchstfangmenge (TACC) aus Vorsorgegründen reduziert (mittlere Option), um den westlichen Bestand zu schonen. [137] [892] [893]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Die Verbreitung von Neuseeland-Hoki reicht von Gewässern von 34°S bis 54°S. Der östliche Bestand ist an der Ostküste der Nord- und Südinsel verbreitet. Die Jungtiere beider Bestände können sich in bestimmten Gebieten mischen.
Die Bewirtschaftung erfolgt über eine kommerzielle Höchstfangmenge (TACC) für das gesamte Verbreitungsgebiet beider Bestände um Neuseeland (QMA: HOK1, mit Fanglimits für westl. und östl. Bestand) und einen kleinen TACC für das Kermadec-Gebiet im Norden (QMA: HOK10, 2015/16: 10 t). [137] [892]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2013/14: 90,1; Grundschleppnetze und Pelagische Schleppnetze (Anlandungen beide Bestände 146,3 kt) |
TACs (beide/Limit westl. Bestand) | 2008/09: 90/25 2009/10: 110/50 2010/11: 120/60 2011/12: 130/70 2012/13: 130/70 2013/14: 150/90 2014/15: 160/1000 2015/16: 150/90 [137] [892] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder ungemeldete Fänge aus diesem Bestand. [892]
Struktur und Fangmethode
Die Fischerei auf Neuseeland-Hoki findet mit pelagischen und Grundschleppnetzen statt. Beide Methoden werden sowohl in der Fischerei auf den Laichgründen (hier allerdings überwiegend pelagische Schleppnetze) als auch in den übrigen Gebieten eingesetzt. Der westliche Bestand wird auf den Haupt-Laichgründen an der Westküste der Südinsel und auf der Puysegur-Bank sowie auf dem südlichen Plateau gefischt. Freizeitfischerei und nicht-kommerzielle traditionelle Fischerei (Maori Customary Fisheries) sind für die Gesamtfangmenge unerheblich. [892]
Beifänge und Rückwürfe
Die wichtigsten kommerziellen Beifangarten in der gezielten Hoki-Fischerei sind u.a. Seehecht, Leng und Dornhai. Im Fischereijahr 2012/13 machte Hoki 94,5%, Seehecht 1,3% und Leng 1,2% der Fänge aus. An kommerziell genutzten Arten wird vor allem Dornhai zurückgeworfen, aber z.B. auch Hoki und Grenadier. [892] [893]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Es gibt umfangreiche Informationen zum Beifang von Meeressäugern, Seevögeln und geschützten Fischen in der Hoki-Fischerei. 2010 wurde eine ökologische Risikobewertung abgeschlossen, die den Einfluss dieser Fischerei auf die Meeresumwelt begutachtet hat. Danach hat die Fischerei auf fast alle Komponenten des Ökosystems höchstens einen moderaten Einfluss. Ein Risiko wird jedoch für Nahrungsinteraktionen in zwei Gebieten und für bestimmte Bodenlebensgemeinschaften angenommen. Für einige Komponenten sind die Daten nicht ausreichend, um einen negativen Einfluss sicher ausschließen zu können. Der Beifang von Pelzrobben (IUCN: ungefährdet (LC), Zugriff 16. März 2016) ist in einigen Gebieten möglich, ein Einfluss der Sterblichkeit durch die Fischerei auf die Population um Neuseeland wird aber nicht angenommen. Auch Seelöwen (IUCN: stark gefährdet (EN), Zugriff 16. März 2016) werden durch diese Fischerei nicht gefährdet (zwei Beifänge in den letzten 10 Jahren). Vogelbeifänge sollen durch technische Maßnahmen reguliert werden, die für Trawler über 28 m verpflichtend sind. Die durchschnittliche Beifangrate der letzten 10 Jahre betrug 2,16 Vögel pro 100 Schleppnetzeinsätze. Das ist im Vergleich zu anderen Schleppnetzfischereien im gleichen Zeitraum eher gering. Allerdings werden unter anderem auch gefährdete Albatrosarten beigefangen. Auch Riesenhaie (IUCN: gefährdet (VU), Zugriff 15. März 2016) werden gelegentlich beigefangen. Ein laufendes Forschungsprojekt soll zum Verständnis der Interaktionen zwischen Riesenhaien und der Fischerei beitragen.
Pelagische Schleppnetze haben selten Grundberührung und beeinflussen den Meeresboden daher kaum. Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Über 30% der neuseeländischen AWZ sind jedoch für Grundschleppnetze gesperrt. [7] [8] [30] [384] [569] [892] [893]
Biologische Besonderheiten
Verschiedene Untersuchungen zeigen u.a. morphometrische Unterschiede zwischen erwachsenen Tieren aus den zwei Hauptverbreitungsgebieten und den zwei Hauptlaichgebieten. Diese Unterschiede weisen eindeutig auf zwei Unter-Populationen bzw. Bestände (östlicher und westlicher) hin. Ob die Unterschiede genetische Differenzen reflektieren oder nur das Resultat von unterschiedlichen Umweltbedingungen in den Verbreitungsgebieten sind, ist nicht bekannt. Da sich die Verbreitungsgebiete der Jungtiere von östlichem und westlichem Bestand überlappen, erfolgt eine gemeinsame Bewirtschaftung beider Bestände.
Bisher nahm man an, dass Hoki eine typische Tiefseeart mit langsamem Wachstum und spätem Eintritt der Geschlechtsreife sei. Die sehr schnelle Erholung der Bestände und neuere Untersuchungen zur Altersbestimmung geben jedoch Hinweise darauf, dass diese Art viel schneller Wächst und produktiver ist. [892]
Zusätzliche Informationen
oki heißt auf dem deutschen Markt Neuseeland-Seehecht, Neuseeländischer Hoki oder Neuseeländischer Langschwanz-Seehecht.
Große erwachsenen Hokis werden in der Regel tiefer als 400 m angetroffen, während Jungtiere in flacherem Wasser häufiger sind. Die Hauptlaichgründe liegen an der Westküste der Süd-Insel und in der Cook Strait. [13] [892]
Zertifizierte Fischereien
Die größte Fischerei auf Neuseeland-Hoki ist erstmals 2001 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert worden (94-96 % der Anlandungen). Es war die erste Weißfisch-Fischerei weltweit, die nach einem sehr kontroversen Zertifizierungsprozess das MSC-Siegel erhielt. Die erste Rezertifizierung fand 2007 statt, die zweite 2012. [4] Siehe
www.msc.org/track-a-fishery/fisheries-in-the-program/certified/pacific/new-zealand-hoki/new-zealand-hoki-1
Soziale Aspekte
Die Fischerei auf Hoki ist die größte Fischerei Neuseelands. Sie wird von neuseeländischen, aber auch von ausländischen Schiffen durchgeführt, die von neuseeländischen Firmen gechartert werden. Letztere fuhren bisher unter eigener Flagge und es gab in der Vergangenheit Probleme mit Menschenrechtsverletzungen auf diesen Schiffen. Um die Sicherheit und Arbeitsrechte der Besatzungen besser zu gewähren, sollen ab Mai 2016 alle gecharterten ausländischen Schiffe die in der neuseeländischen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) operieren nach Neuseeland umgeflaggt werden (Ausnahmen sind möglich). Auf diese Weise erhält Neuseeland die volle Gerichtsbarkeit über die Schiffe und kann die Menschenrechte der Besatzungen besser schützen. [544] [892] [897]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[4] | Marine Stewardship Council (MSC) | Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei | msc.org | |
[7] | Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR | 2000 | Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure | Journal of Animal Ecology 69:494-503 |
[8] | Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ | 2006 | Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats | Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736 |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[137] | Fischereiministerium Neuseeland | Homepage: Fischereiministerium Neuseeland (Ministry of Primary Industries, New Zealand) | http://fs.fish.govt.nz/ | |
[384] | IUCN | IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012 | iucnredlist.org | |
[543] | Francis RICC, Hadfield MG, Bradford-Grieve JM, Sutton PJH | 2006 | Links between climate and recruitment of New Zealand hoki (Macruronus novaezelandiae) now unclear. | New Zealand Journal of Marine and Freshwater Research 40: 547-560. |
[544] | Stringer C, Simmons G, Coulston D | 2011 | Not in New Zealand’s waters, surely? | New Zealand Asia Institute Working Paper Series, No. 11-01, University of Auckland Business School |
[569] | Boyd, RO | 2011 | Ecological risk assessment of the New Zealand hoki fisheries, Report for Deepwater Group Limited, Nelson | Ecological risk assessment of the New Zealand hoki fisheries. 76p. + CD (Unpublished report held by Deepwater Group Limited, Nelson) |
[892] | Ministry for Primary Industries, New Zealand | 2015 | Report from the Fisheries Assessment Plenary, May 2015: Stock Assessments and Stock Status, Hoki (HOK), Macruronus novaezelandiae | fish.govt.nz |
[893] | Ministry for Primary Industries, New Zealand | 2015 | Review of Sustainability Controls for 1 October 2015. Proposals to Alter Total Allowable Catch, Allowances, Total Allowable Commercial Catch and Deemed Value Rates for Selected Fishstocks, MPI Information Paper No: 2015/11 | mpi.govt.nz |
[897] | Primary Production Committee, Neuseeland | Fisheries (Foreign Charter Vessels and Other Matters) Amendment Bill (abgerufen 06. April 2016) | govt.nz |