Flunder in der südlichen Ostsee (ICES-Gebiete 24 & 25)
gültig 05/2015 - 05/2016
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Ostsee |
Fanggebiet: | Ostsee (22-32) FAO 27 |
Art: | Platichthys flesus |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für diesen 2014 neu definierten Bestand. Hauptgründe sind das Fehlen von entsprechenden Eingangsdaten (u.a. biologische Einzelfischdaten wie Alter und Gewicht). Referenzpunkte sind nicht definiert. Zwei unabhängige Forschungsreisen zur Erfassung der Grundfische lassen grobe Aussagen über die Bestandsentwicklung zu und bilden die Basis der nummerischen Fangempfehlung des ICES. [819] [834]
Wesentliche Punkte
2015: Der Bestands-Indikator für Flunder in der südlichen Ostsee (verbreitet in den Gebieten 24 und 25) ist weiter gestiegen, er hat sich seit 2003 vervierfacht. Für 2014 wird erstmalig der Gesamtfang inklusive der geschätzten Rückwürfe angegeben. [819] [834]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen nicht vor. Der aus den Einheitsfängen der jährlichen Forschungsreisen abgeleitete Bestands-Indikator hat sich über die kurze Zeitreihe vervierfacht. 2014 wurden mit 14.610 t die bisher höchsten Anlandungen aus diesem Bestand getätigt. Der größere Anteil der Anlandungen (2014 82%) stammt aus ICES-Gebiet 25. [819] [834]
Ausblick
Der Bestand scheint die derzeitige Fischereiintensität zu verkraften und wächst sogar an. Daher können auch die Fangmengen steigen. Ein erheblicher und sehr variabler Teil der Fänge wird verworfen. Eine Reduzierung der Rückwürfe würde eine weitere deutliche Erhöhung der Anlandungen ermöglichen. Flunder ist nicht quotiert und wird deshalb auch vorerst nicht unter das Anlandegebot der EU fallen. [819] [834]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Der Erfolg der Nachwuchsproduktion der Ostsee-Flunder variiert stark mit den hydrographischen Bedingungen im Laichgebiet. Der Salzgehalt spielt eine wichtige Rolle für die Aktivität der Spermatozoen und die Schwebfähigkeit der Eier. Für die Flundern in den Gebieten 24 und 25 muss der zur Reproduktion geeignete Wasserkörper einen Salzgehalt von mindestens 12 und einen Sauerstoffgehalt von mindestens 2 ml/l aufweisen. Siehe dazu auch unter „Biologische Besonderheiten“. [819] [834]
Wer und Wie
Es gibt kein gemeinsames Management für die Flunder in der südlichen Ostsee. Höchstfangmengen (TACs) werden nicht festgelegt. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt nur durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten und Mindestanlandelängen) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen). [206] [819] [834]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Für 2015 gab es die erste Anlandeempfehlung für diesen neu definierten Bestand, sie liegt über den Anlandungen der letzten Jahre. Für 2016 wird nun eine Empfehlung für den Gesamtfang gegeben. Ohne Festsetzung einer Höchstfangmenge wird es keine Differenzen zwischen wissenschaftlicher Empfehlung und Management geben. [819] [834]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Flunder in der südlichen Ostsee ist in den ICES Gebieten 24 und 25 verbreitet. Das Management begrenzt die Fangmengen nicht. [819] [834]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2014: 20,5; (14,6 Anlandungen plus 5,9 Rückwürfe); von den Anlandungen: Grundschleppnetze 85%, passive Geräte (Kiemenetze) 15% |
TACs | sind nicht festgelegt [819] [834] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Flunder aus der südlichen Ostsee – wegen der fehlenden Fangmengenlimitierung wäre dies auch kaum erklärlich. [819] [834]
Struktur und Fangmethode
Flunder in der südlichen Ostsee wird von den meisten Ländern hauptsächlich als Beifang in der Fischerei auf Grundfische (Dorsch und Plattfische) gefangen. 60% der polnischen und 35% der deutschen Flunder-Anlandungen stammen derzeit jedoch aus einer gerichteten Fischerei. Zum Einsatz kommen überwiegend Grundschleppnetze, seltener Kiemennetze (Stellnetze). [819] [834]
Beifänge und Rückwürfe
Flunder ist selbst überwiegend Beifang. Aufgrund der verbesserten Datenlage kann für 2014 das erste Mal eine Angabe der Gesamtfänge aus diesem Bestand erfolgen. Die Menge der Rückwürfe betrug in diesem Jahr 29% des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht). Die Rückwurfraten unterscheiden sich je nach Land, Fanggebiet, Schiff und einzelnem Fang. Es gibt eine hohe Variabilität zwischen den Jahren; die Rückwurfmenge hängt u.a. von der Größe der gefangenen Tiere und dem Erlös ab. Mit niedrigen Preisen steigt die Rückwurfmenge. Die Überlebensrate der zurückgeworfenen Flundern ist nicht hinreichend bekannt. Frühere Studien ergaben unterschiedliche Überlebensraten in Abhängigkeit u.a. von Fanggerät, -dauer, -größe, -zusammensetzung und Wassertemperatur. Sie variieren zwischen 20 und 100 %. [819] [834]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [30] [97] [208]
Biologische Besonderheiten
Es werden zwei Laichergruppen von Flundern in der Ostsee unterschieden: Eine laicht im flachen Wasser, mit Eiern, die sich mit Bodenkontakt entwickeln (vor allem in der zentralen und nördlichen Ostsee). Die Eier der zweiten Gruppe werden in tieferem Wasser abgelaicht und entwickeln sich in der freien Wassersäule (pelagisch). Die Flunder in der südlichen Ostsee hat freischwebende Eier. Laichgebiete dieses Bestandes sind das Arkona- und Bornholmbecken sowie die Stolper Rinne. Aufwuchsgebiet für die Jungtiere sind die flachen küstennahen Gebiete; hier können sie von den Forschungsreisen kaum erfasst werden. [819] [834]
Zusätzliche Informationen
Flunder ist wegen einer vergleichsweise hohen Toleranz gegenüber variablen Salzkonzentrationen der in der Ostsee am weitesten verbreitete Plattfisch. In Gebiet 24 gibt es eine gerichtete Schleppnetzfischerei im 3. und 4. Quartal, die bis zu 35% der deutschen Flunder-Anlandungen tätigt. [819] [834]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf Flunder in der Ostsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[12] | Europäische Gemeinschaften | 2009 | Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzer | ec.europa.eu |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[97] | Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S | 2009 | Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations | Biological Conservation 142:1269–1281 |
[206] | Europäische Union (EG) | 2005 | Verordnung (EG) Nr. 2187/2005 des Rates vom 21. Dezember 2005 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen in der Ostsee, den Belten und dem Öresund, zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1434/98 und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 88/98 | europa.eu |
[208] | Bellebaum, J | 2011 | Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 | Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de |
[736] | ICES | 2014 | Report of the Baltic Fisheries Assessment Working Group (WGBFAS), 3-10 April 2014, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:10. 834 pp. | ices.dk |
[746] | ICES | 2014 | Report of the Advisory Committee, 2014. Book 8. Baltic Sea. 8.3.6. Flounder in Subdivision 24 and 25 (Southern Baltic Sea) | ices.dk |
[748] | ICES | 2014 | Report of the Benchmark Workshop on Baltic Flatfish Stocks (WKBALFLAT), 27–31 January 2014, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:39. 320 pp. | ices.dk |