Bestandsdatenblatt

Flunder in Belten und Sund (ICES-Gebiete 22 & 23)

Gültig 05/2016 - 05/2017

Flunder in Belten und Sund (ICES-Gebiete 22 & 23)

gültig 05/2016 - 05/2017

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Flunder

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Ostsee
Fanggebiet:Ostsee (22-32) FAO 27
Art:Platichthys flesus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für diesen Bestand. Hauptgründe sind das Fehlen von entsprechenden Eingangsdaten (u.a. biologische Einzelfischdaten wie Alter und Gewicht). Referenzpunkte sind nicht definiert. Zwei unabhängige Forschungsreisen zur Erfassung der Grundfische lassen grobe Aussagen über die Bestandsentwicklung zu und bilden die Basis der nummerischen Fangempfehlung des ICES. [748] [916] [926]

Wesentliche Punkte

2016: Der Bestands-Indikator für Flunder in Belten und Sund (verbreitet in den Gebieten 22 und 23) steigt seit 2009 stark an. [916]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen nicht vor. Der aus den Einheitsfängen der jährlichen Forschungsreisen abgeleitete Bestands-Indikator zeigt für die Flunder in Belten und Sund seit 2009 einen starken Anstieg. Die höchsten Anlandungen für Flundern aus diesem Bestand wurden 1978 getätigt (3.790 t). In den letzten Jahren schwankten die Anlandungen zwischen 1.000 und 1.500 t. [916]

Ausblick

Der Bestand scheint die derzeitige Fischereiintensität zu verkraften und wächst sogar an. Daher können auch die Fangmengen steigen. Ein erheblicher und sehr variabler Teil der Fänge wird verworfen. Eine Reduzierung der Rückwürfe würde eine weitere deutliche Erhöhung der Anlandungen ermöglichen. Flunder ist nicht quotiert und wird deshalb auch vorerst nicht unter das Anlandegebot der EU fallen. [916] [926]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Der Erfolg der Nachwuchsproduktion der Ostsee-Flunder variiert stark mit den hydrographischen Bedingungen im Laichgebiet. Der Salzgehalt spielt eine wichtige Rolle für die Aktivität der Spermatozoen und die Schwebfähigkeit der Eier. Die Flunder in Belten und Sund hat freischwebende Eier, die dafür einen bestimmten Salz- und Sauerstoffgehalt benötigen. [916] [926]

Wer und Wie

Es gibt kein gemeinsames Management für die Flunder in Belten und Sund. Höchstfangmengen (TACs) werden nicht festgelegt. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt nur durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten und Mindestanlandelängen) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen). Ein neuer Managementplan für Dorsch und alle pelagischen Bestände der Ostsee, der Beifänge von Flundern berücksichtigt, wird voraussichtlich noch 2016 in Kraft treten. [206] [916] [926]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Für 2015 gab es die erste Anlandeempfehlung für diesen 2014 neu definierten Bestand, sie lag etwas über den Anlandungen der letzten Jahre und wurde 2015 nicht erreicht. Für 2016 und 2017 wird nun eine Empfehlung für den Gesamtfang gegeben. Ohne Festsetzung einer Höchstfangmenge wird es keine Differenzen zwischen wissenschaftlicher Empfehlung und Management geben. [916]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Flunder in Belten und Sund ist in den ICES Gebieten 22 und 23 verbreitet. Diese Gebiete hängen nicht zusammen – tatsächlich lebt ein Teil des Bestandes auch im Westen des Gebietes 24, das aber für die Managementempfehlung dem Bestand in der südlichen Ostsee (24 und 25) zugeordnet wird. Die Bewirtschaftung begrenzt die Fangmengen nicht. [748] [916] [926]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2015: 1,4; (1,1 Anlandungen plus 0,3 Rückwürfe); von den Anlandungen: Grundschleppnetze 57%; andere Geräte 43%
TACs (Quote EU/Russland)nicht festgelegt [916]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Flunder in Belten und Sund – wegen der fehlenden Fangmengenlimitierung wäre dies auch kaum erklärlich. [916] [926]

Struktur und Fangmethode

Flunder in Belten und Sund wird hauptsächlich als Beifang in der Schleppnetz-Fischerei auf Dorsch bzw. auf Plattfische und in geringeren Mengen in der gemischten Plattfisch-Fischerei mit Stellnetzen gefangen. 2015 stammten 92% der Anlandungen aus ICES-Gebiet 22. Deutschland hat 2015 mit 679 t den größten Anteil aus diesem Bestand angelandet (60% der Gesamtanlandungen), 39% gingen an Dänemark und 1 % an Schweden. [916] [926]

Beifänge und Rückwürfe

Flunder ist selbst überwiegend Beifang. Die Menge der bekannten Rückwürfe betrug 2014 31% des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht), 2015 waren es 22%. Die Rückwurfraten unterscheiden sich je nach Land, Fanggebiet, Schiff und einzelnem Fang. In der Schleppnetzfischerei sind sie höher als in der passiven Fischerei (z.B. mit Kiemennetzen). Es gibt eine hohe Variabilität zwischen den Jahren; die Rückwurfmenge hängt u.a. von der Größe der gefangenen Tiere und dem Erlös ab. Mit niedrigen Preisen steigt die Rückwurfmenge. Die Überlebensrate der zurückgeworfenen Flundern ist nicht hinreichend bekannt. Frühere Studien ergaben unterschiedliche Überlebensraten in Abhängigkeit u.a. von Fanggerät, -dauer, -größe, -zusammensetzung und Wassertemperatur. Sie variieren zwischen 20 und 100%. [916] [926]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [30] [97] [208]

Biologische Besonder­heiten

Es werden zwei Laichergruppen von Flundern in der Ostsee unterschieden: Eine laicht im flachen Wasser, mit Eiern, die sich mit Bodenkontakt entwickeln (vor allem in der zentralen und nördlichen Ostsee). Die Eier der zweiten Gruppe werden in tieferem Wasser abgelaicht und entwickeln sich in der freien Wassersäule (pelagisch). Die Flunder in Belten und Sund hat freischwebende Eier. Aufwuchsgebiet für die Jungtiere sind die flachen küstennahen Gebiete; hier können sie von den Forschungsreisen kaum erfasst werden. [748] [916] [926]

Zusätzliche Informationen

Flunder ist wegen einer vergleichsweise hohen Toleranz gegenüber variablen Salzkonzentrationen der in der Ostsee am weitesten verbreitete Plattfisch. Die Flunder in Belten und Sund wird hauptsächlich in ICES-Gebiet 22 von Deutschland und Dänemark gefischt. Schweden fischt geringe Mengen in Gebiet 23 (1% der Gesamtanlandungen). [916] [926]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Flunder in der Ostsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]