Eismeergarnele
Pandalus borealis
gültig 07/2023-10/2024
Hier finden Sie allgemeine Informationen zur Art Eismeergarnele.
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Biologische Charakteristika
Die Eismeergarnele ist ein Krebstier aus der Gruppe der Zehnfußkrebse (Decapoda), zu der viele bekannte und wirtschaftlich bedeutende Krebsarten gehören (z.B. Hummer, Langusten, Nordseegarnelen, Kaisergranat). Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung wird sie, obwohl kein Fisch, auf Fischbestände online geführt. Als Handelsnamen sind in Deutschland neben Eismeergarnele die Bezeichnungen Kaltwassergarnele, Grönlandgarnele (wenn aus Grönland), bzw. jeweils die Kombination mit -shrimp statt -garnele sowie die Bezeichnungen Shrimp und Garnele zugelassen. Im Englischen wird die Art als „northern shrimp“ bzw. „northern prawn“, „cold water prawn”, „deep-sea prawn“ oder „pink shrimp“ bezeichnet.
Die Eismeergarnele gehört zur Familie der Tiefseegarnelen (Pandalidae). Als übliche Verbreitungstiefe werden 50 bis 500m über weichem, schlammigen Grund angegeben, sie werden aber auch in erheblich größeren Tiefen bis zu 1450 m angetroffen. Nachts steigen sie zum Fressen auch in geringere Wassertiefen auf.
Das Alter von Garnelen kann nicht wie bei Fischen mittels Wachstumsringen bestimmt werden, andere Methoden der Altersbestimmung sind entweder sehr aufwändig oder unsicher. Durch den jährlichen Rhythmus des Längenwachstums kann man jedoch zumindest die Alterszusammensetzung im Bestand abschätzen, wenn auch eine Zuordnung von Individuen zu einer Altersklasse nicht möglich ist.
Eine weitere Komplikation für die Begutachtung und die Bewirtschaftung der Bestände ist eine Besonderheit im Lebenszyklus der Eismeergarnelen: Sie sind sogenannte protandrische Zwitter. Aus den Larven reifen in den meisten Fällen zunächst Männchen heran, die sich als solche fortpflanzen. Nach einiger Zeit entwickeln sie sich zu Weibchen, die sich ebenfalls fortpflanzen. Das Alter bei der Geschlechtsumwandlung variiert mit dem Breitengrad. In relativ warmem Wasser, wie im Skagerrak, geschieht die Umwandlung mit 1,5 bis 2,5 Jahren. Bei nördlicheren Populationen, z.B. in der Barentssee, geschieht dies erst nach 5 Jahren. Im Skagerrak entwickeln sich einige Individuen auch direkt zu Weibchen, ihr Anteil variiert von Jahr zu Jahr.
Eismeergarnelen ernähren sich von Plankton und kleinen benthischen Tieren, aber auch von den Resten abgestorbener Pflanzen und Tiere (Detritus). Sie selbst sind wichtige Beute für viele Grundfische, insbesondere Kabeljau, aber auch für Meeressäuger und Seevögel. [2] [13] [37] [538] [591]
Maxima: |
Länge: bis 16 cm, Alter: 4-6 Jahre in Norwegischer Rinne, Skagerrak und an der Küste, 10 Jahre im Barentsmeer, Masse: bis 20 g [37] |
IUCN-Status: | nicht bewertet (NE) [384] (Zugriff 11. Juli 2023) |
CITES-Status: | nicht gelistet |
Widerstandsfähigkeit (resilience): | k.A. |
Fruchtbarkeit (fecundity): | 1.000 – 3.000 Eier pro Weibchen, werden während des Winters getragen. [2] |
Trophische Ebene: | k.A. |
Die Eismeergarnele ist eine zirkumpolar verbreitete Art. Sie kommt im Nordatlantik von Nordamerika, Kanada, Grönland über Island, die Nordsee Norwegen und Russland vor. Bei dem Vorkommen im Pazifik ist das Verwandtschaftsverhältnis zu Pandalus borealis jedoch nicht eindeutig geklärt. Lange als gleiche Art behandelt, wurde sie 1992 als eigene Art P. eous neu klassifiziert. Einige Taxonomen halten sie hingegen nur für eine Unterart (P. borealis eous). Ihre Verbreitung im Nordpazifik reicht von Japan und Russland über Alaska und Kanada bis zum US-Bundesstaat Washington. [37] [538] [591]
Eismeergarnelen sind typische Garnelen, lang und schmal mit nahezu rundlichem Querschnitt und langen Antennen. Die zweite Antenne ist deutlich länger als der gesamte Körper. Ihre Färbung ist rosarot (daher im Englischen auch „pink shrimp“ genannt). Der Stirnfortsatz (Rostrum) ist lang ausgezogen und besitzt an Oberseite 12 bis 16 und an der Unterseite 6 bis 8 Zähne. [37] [591]
Krebsfleisch gilt als Delikatesse und deshalb sind auch die Eismeergarnelen ein wertvolles und hochpreisiges Fischereiprodukt. Hauptproduzent (nach Fangmengen) war lange Kanada, gefolgt von Grönland, seit 2017 ist Grönland Hauptproduzent und Kanada an zweiter Stelle. Größere Mengen werden außerdem von Norwegen und Russland gefangen. Im Ranking der in Deutschland bedeutendsten Fische, Krebs- und Weichtiere finden sich Garnelen (alle Arten und Produktionsmethoden gemeinsam, also auch tropische Arten aus Aquakultur) unter den Top-Ten, derzeit auf Platz fünf (2021). [13] [14] [1254]
Eismeergarnelen werden bei uns lose in der Fischtheke oder abgepackt als geschältes, konserviertes Garnelenfleisch oder als Salatzubereitung vermarktet. Außerdem sind sie gelegentlich ungeschält gefroren erhältlich. In skandinavischen Ländern erhält man sie oft lose und ungeschält als frisch gekochte oder eingefrorene Ware. Außerdem werden sie zu Konserven verarbeitet. [14] [37]
Marktdaten: Alle Garnelenarten und Produktionsmethoden auf dem deutschen Markt zusammengefasst.
2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 99.707 t (2021: 97.412), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 8,7 % (2021: 8,7 %). [13] [14]
Anlandungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicherbiomasse (in 1.000 t) | Laicherbiomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
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Eismeergarnele Nordost-Arktis | 56,8 | 56,8 | - | Biomasseangabe nur relativ |
03/2023 - 12/2023 | ||
Eismeergarnele Skagerrak/Kattegat & Norw. Rinne | 8,2 | 8,6 | - | Biomasseangabe nur relativ, Anl. & Fänge für Kalenderjahr |
06/2023 - 06/2024 |
Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:
Symbol | Biomasse | Bewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit) |
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innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | angemessen oder unternutzt | |
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | übernutzt | |
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten |
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
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[2] | Muus BJ, Nielsen JG | 1999 | Die Meeresfische Europas | Franckh-Kosmos Verlag |
[3] | CITES | Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and III | cites.org | |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[37] | Havforskningsinstituttet, Norwegen | Online Portal des Havforskningsinstituttet (Institut für Meeresforschung), Norwegen | imr.no | |
[384] | IUCN | IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012 | iucnredlist.org | |
[538] | Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) | Homepage: Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) (englisch) | adfg.alaska.gov | |
[591] | Palomares MLD, Pauly D, Herausgeber | SeaLifeBase. World Wide Web electronic publication. www.sealifebase.org, version (12/2012). | sealifebase.org | |
[1254] | Food and Agriculture Organization (FAO ) | Homepage: Fishery Statistical Collections, Global Capture Production | fao.org |