DE: Ringwaden, Umschließungsnetze mit Schließleine/Schnürleine
EN: Purse seines, surrounding nets with purse lines
FAO-Alpha-Code: PS
ISSCFG: 01.1
Dieses pelagische Umschließungsnetz ist am Netzboden mit einer Schnür- bzw. Schließleine ausgestattet, mit der es unter Wasser zugezogen wird. Durch das Zuziehen bildet sich ein Beutel, in dem der eingekreiste Fischschwarm gefangen ist. Ringwaden werden ohne oder mit Fischkonzentrationsvorrichtungen (Fish Aggregation Devices, FADs) von einem oder zwei Schiffen eingesetzt. FADs sind künstliche Objekte (z.B. Bambusflöße mit Netzmaterial), die für die Fischerei (z.B. auf Thunfisch) ausgebracht werden und an der Oberfläche oder in einer bestimmten Wassertiefe schwimmen (meist frei, manchmal verankert). Das Netzmaterial verringert die Verdriftung des FAD und erhöht wahrscheinlich die Attraktivität als Aggregationsort. FADs können zum leichteren Auffinden mit Signalgebern ausgestattet werden; einige werden auch mit Echolot versehen, um die Menge an Fisch unter dem FAD festzustellen. Bei der Fischerei um FADs, aber auch um natürliche schwimmende Objekte (z.B. Baumstämme oder Algenansammlungen), wird das Verhalten vieler Hochsee-Fischarten ausgenutzt, sich um bzw. unter schwimmenden Objekten zu konzentrieren. Die schwimmenden Objekte bieten wahrscheinlich u.a. Schutz und/oder ein erhöhtes Nahrungsangebot. Thunfische nutzen die Objekte möglicherweise auch als „Landmarken“ bzw. „Treffpunkte“, um sich zu Schulen bzw. größeren Schulen zusammenzufinden. Die Fischerei um natürliche schwimmende Objekte wird schon lange durchgeführt, der Einsatz künstlicher Objekte (FADs) begann in den 1980iger Jahren und entwickelte sich in den frühen 1990er Jahren schnell weiter. In der Statistik wird meist zwischen Fischereieinsätzen „auf frei schwimmende (Thunfisch)-Schulen“ (nicht assoziiert) und auf „schwimmende Objekte“ (assoziiert) unterschieden. Letztere differenzieren in der Regel nicht zwischen natürlichen und künstlichen Objekten.
Zielarten
In der Wassersäule schwimmende (pelagische) Schwarmfische, von kleinen Sardinen, Heringen, Makrele und Sardellen bis zu großen Thunfischen.
Einsatzgebiete
Weltweit in Meer und Binnengewässern mit ausreichender Wassertiefe.
Umwelteinflüsse
Im normalen Fischereiprozess berührt kein Fanggeräteelement den Meeresboden.
In einigen Fanggebieten kann es bei der Fischerei mit Umschließungsnetzen zum Beifang von Delfinen kommen. Spezielle Techniken sollen den Delfin- Beifang reduzieren. Durch Absenken der Schwimmleine können eingekreiste Delfine lebend aus dem Netz entkommen. Netzbereiche aus kleinmaschigem Material (Medina panel) im oberen Bereich der Netze verhindern, dass sich Delfine im ansonsten großmaschigen Netz der Umkreisungsnetze verfangen und ertrinken.
Um die Fangmengen zu erhöhen, werden teilweise Fischkonzentrationsvorrichtungen (Fish Aggregation Devices, FADs) und/oder Lock-Lichter eingesetzt, bzw. um natürliche schwimmende Objekte gefischt. Neben der Zielart (meist Skipjack) sammeln sich hier auch andere Arten, u.a. auch viele Jungtiere (z.B. Gelblossen- und Großaugenthune). FADs können daher den Beifang an zu kleinen Fischen (u.a. auch Thunfischen), Schildkröten, Haien und anderen Meeresbewohnern erhöhen. Das Ausbringen großer Mengen an FADs kann das natürliche Verhalten von Thunfischen verändern. Es gibt Hypothesen, nach denen die Tiere durch die Assoziierung mit den künstlichen Objekten in Gebieten bleiben, die sie normalerweise verlassen würden, oder dass sie in Gebiete gelangen, in die sie natürlicherweise nicht schwimmen würden. Hierzu muss aber weitere Forschung betrieben werden.
Der Einsatz von FADs wird in den verschiedenen Managementgebieten unterschiedlich reguliert. In einigen Gebieten gibt es saisonale Sperrzeiten für die Ringwadenfischerei mit FADs.
Zurzeit wird eine intensive Forschung zum Einsatz von FADs im Thunfischfang betrieben. Mit einem angemessenen Management könnte die Fischerei mit FADs eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Fangmethode sein.
Fischereifahrzeuge
Ringwaden können von kleinen offenen Booten bis zu großen Hochseeschiffen (Seiner, Purse seiner) eingesetzt werden (<12 bis >45 m Länge). Auf größeren und großen Schiffen kann ein Jagdboot den Fischereiprozess unterstützen. Als Seiner werden Fahrzeuge bezeichnet, die Umschließungsnetze und Waden einsetzen. Sie können verschiedene Größen von kleinen offenen Booten bis hin zu großen hochseegängigen Schiffen umfassen. Letztere gehören zu den modernsten und effektivsten Fangschiffen der Welt. Während der Fang bei großen pelagischen Fischen (wie Thunen) mit Haken oder Keschern an Bord gebracht wird, wird er in der Fischerei auf kleine pelagische Fische (Heringe, Makrelen, Sardellen) üblicher Weise aus der enger gezogenen Ringwade an Bord gepumpt – oft direkt in gekühlte Seewassertanks.
Einschiff-Ringwaden
Von einem größeren Schiff (Seiner) wird ein kleineres Boot oder Floß ausgesetzt, an dem die Ringwade befestigt ist. Das kleine Boot bleibt liegen, der Seiner umkreist den Fischschwarm mit der Ringwade und schließt diese am Ende. Diese Methode kann auch ohne zweites Boot eingesetzt werden, die Ringwade wird dann an einer Boje befestigt und ringförmig ausgefahren.
Zweischiff-Ringwaden
Zwei Schiffe (Seiner) umkreisen den Fischschwarm mit der Ringwade und schließen das Netz am Ende. [Literatur]
Zusätzlich
Dagorn L, Holland KN, Restrepo V, Moreno G, 2012, Is it good or bad to fish with FADs? What are the real impacts of the use of drifting FADs on pelagic marine ecosystems?, Fish and Fisheries, DOI: 10.1111/j.1467-2979.2012.00478.x
Dagorn L, Restrepo V, 2011, Questions and answers about FADs and bycatch, ISSF Technical Report 2011-03, International Seafood Sustainability Foundation, McLean, Virginia, USA