Pelagischer Rotbarsch, Sebastes mentella, Irmingersee flach
gültig 10/2011 - 10/2012
Zum aktuellen Bestandsdatenblatt
Zugehörige Fischart
Archiv
Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Westgrönlandschelf, Neufundland-Labradorschelf, Ostgrönlandschelf, Färöer-Plateau |
Fanggebiet: | Kanada FAO 21; Island (5.a), ozeanischer Nordostatlantik (12), südöstl. Grönland (14) FAO 27 |
Art: | Sebastes mentella |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Es wird keine analytische Bestandsberechnung durchgeführt und es gibt keine Referenzwerte, da Daten aus der kommerziellen Fischerei, zur Nachwuchsproduktion und aus wissenschaftlichen Forschungsreisen dafür unzureichend sind. Insbesondere ist die vertikale Auflösung der Daten nicht hoch genug, die zur genauen Aufteilung der Bestände erforderlich wäre. Es können daher auch keine Fangmöglichkeiten berechnet werden. Die Bestandsinformationen beruhen auf kommerziellen Fangdaten und dem internationalen Rotbarsch-Survey. Diese Forschungsreise wird seit 1991 mit akustischen Methoden und Schleppnetzfängen durchgeführt. Sie findet seit 1997 alle zwei Jahre statt, zuletzt 2011. [291] [292]
Wesentliche Punkte
2011: Es gibt einen Bewirtschaftungsplan zwischen den Küstenstaaten (Färöer-Inseln, Grönland, Island), der EU und Norwegen. Die Parteien einigten sich für 2011 auf die Schließung der flachen pelagischen Fischerei auf Rotbarsch in internationalen Gewässern der Irmingersee (NEAFC-Gebiet). Russland hat jedoch eine autonome Quote von 29.480t festgelegt (für beide pelagischen Bestände). [201] [292] [261]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Dieser Bestand wurde erst 2009 vom tiefen pelagischen Bestand getrennt. Bis dahin unterschied der ICES in der Irmingersee und angrenzenden Gebieten zwischen einem pelagischen und einem demersalen S. mentella-Bestand (weitere Informationen dazu auf der Seite Rotbarsch: Bestandsstruktur). Die Fischerei auf den Rotbarschbestand „Sebastes mentella pelagisch flach“ begann 1982 durch Flotten des Ostblocks (vor allem der Sowjetunion). Die Anlandungen variierten 1982-1995 meist zwischen 60.000 und 100.000 t, nur 1989-1991 sanken sie auf etwa 30.000 t. Bis 1991 wurde überwiegend im Oberflächenwasser bis 400 m gefischt. Ab 1992 verlagerte sich die Fischerei auch in tiefere Gewässer und nutzte damit nach heutigem Wissensstand einen anderen Bestand. Da sich die verschiedenen Bestände in den Fängen gemischt haben können, ist eine nachträgliche Zuordnung nicht exakt möglich. Ab 1997 werden Logbuchdaten mit Fangtiefenangaben (für EU-Mitgliedstaaten nicht verpflichtend) für die Bestandszuordnung verwendet. Biomasseberechnungen werden mit Hilfe von akustischen Methoden im Oberflächenwasser (bis zur Echo-Streuschicht) durchgeführt. Während die durch Forschungsreisen abgedeckte Fläche immer größer wurde, sank der ermittelte Biomasseindex seit 1991 fast kontinuierlich. Der Index ist 2010 leicht gestiegen, beträgt aber noch immer nur etwa 5% der Bestandsgröße zu Beginn der Datenreihe in den frühen 1990er Jahren. [291] [292] [199] [295] [296]
Ausblick
Aufgrund der unzureichenden Datenlage können keine kurzfristigen Vorhersagen berechnet werden. Rotbarsch ist eine langlebige und spät reproduzierende Art, die Erholung eines überfischten Bestandes wird daher viele Jahrzehnte dauern. [291]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Über spezielle Umwelteinflüsse auf diesen Bestand ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig bekannt. Steigende Wassertemperaturen in den Bereichen flacher als 500 m beeinflussen und verschieben möglicherweise die saisonale Verteilung im Verbreitungsgebiet. [292]
Wer und Wie
Der Bestand ist in verschiedenen Managementgebieten verbreitet. Er kommt vor allem in grönländischen und in internationalen Gewässern vor. Die Nordostatlantischen Fischereikommission (NEAFC) ist die Haupt-Managementorganisation für diesen Bestand. Für das NAFO-Gebiet werden separate Quoten festgelegt. Die Quote der NEAFC-Vertragsparteien für das NAFO-Gebiet soll jedoch mit den Quoten für das NEAFC-Gebiet verrechnet werden. Es gibt jährlich einen Entwurf zur Bewirtschaftung der pelagischen Bestände durch die verschiedenen Vertragsparteien der NEAFC. Über viele Jahre wurde keine Einigung über den Entwurf erzielt, so dass einige Länder autonome Quoten festlegten. Für 2011 erfolgte eine Einigung mit allen Vertragsparteien außer Russland. Die Bewirtschaftung erfolgt außerdem über technische Regularien, wie z.B. minimale Maschenweiten. [291] [292] [204] [201] [261]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Dieser Bestand wurde erst 2009 vom tiefen pelagischen Bestand getrennt. Bis dahin wurden wissenschaftliche Empfehlungen für einen pelagischen und einen demersalen S. mentella-Bestand gegeben. Die Höchstfangmengen (TACs) des Bewirtschaftungsentwurfes lagen meist über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Da seit Jahren keine Einigung mit allen Vertragsparteien erfolgte, wurden autonome Quoten festgelegt, deren Summe meist über dem NEAFC-TAC und weit über den wissenschaftlichen Empfehlungen lag. Für 2011 wurde nun ein abschließendes Übereinkommen (ohne Russland) erreicht. Diese Bewirtschaftungsregelungen der Küstenstaaten (Färöer-Inseln, Grönland, Island) mit der EU und Norwegen sind seit Mai 2011 in Kraft und gelten bis 31. Dezember 2014. Die flache pelagische Fischerei auf Rotbarsch in internationalen Gewässern ist, dem wissenschaftlichen Vorschlag folgend, für 2011 geschlossen. Die weitere Entwicklung der Fischerei von 2012 bis 2014 wird von der Etablierung eines Erholungsplanes sowie den wissenschaftlichen Empfehlungen abhängen. Russland hat eine autonome Quote von 29.480 t festgelegt (für beide pelagischen Bestände, da es die Trennung der Bestände nicht anerkennt). [199] [291] [292] [201] [261]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Managementgebiete für die flache pelagische Fischerei auf Rotbarsch sind Grönland und internationale Gewässer von NEAFC und NAFO (außerhalb des eingezeichneten Vielecks). Für die NAFO-Gewässer gibt es eine separate Quote. Die Verbreitung des Bestandes kann bis in kanadische Gewässer reichen. [199] [291] [292]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2010: 2,4; davon pelagische Schleppnetze 100% |
TACs (bis 2010 Summe autonomer Quoten) | 2009: 72 2010: 72 2011: 0 (+29,5 Russland für beide pelagischen Bestände) [291] [261] [201] [204] [292] |
IUU-Fischerei
Es gibt in dieser Fischerei Probleme mit unberichteten und unregulierten Fängen. Sofern diese in internationalen Gewässern getätigt werden, sind sie nicht illegal. Es gibt Hinweise, dass in einigen Jahren höchstens 80% des tatsächlichen Fischereiaufwandes und damit auch der tatsächlichen Anlandungen gemeldet werden. Für 2009 und 2010 sind keine Daten dazu verfügbar. [291] [292] [203]
Struktur und Fangmethode
Die Fischerei auf diesen Rotbarschbestand wird mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt. Anders als 2009 (87% der Anlandungen aus dem Gebiet südöstl. Grönlands, ICES XIV) kamen 2010 44% der Anlandungen aus dem NAFO-Gebiet 1F, 28% aus ICES Gebiet XII (ozeanischer Nordostatlantik) und nur 21% aus dem ICES Gebiet XIV. Hauptfangnationen 2010 waren Russland, Litauen und die Färöer-Inseln. Die isländische Flotte fängt seit 2007 nur geringe Mengen aus diesem Bestand. Die pelagische Rotbarschfischerei verwendet die größten Schleppnetze, die weltweit in der kommerziellen Fischerei eingesetzt werden: In einem Gloria-Netz finden bis zu 11 Jumbojets Platz, die Netzöffnung entspricht der Fläche von vier bis fünf Fußballfeldern. Die ersten Maschen des Netzes haben Öffnungen von 128 m; wenn sich ein solches Netz verheddert, kann es in der Regel nur mit Hilfe von Mobilkränen auf einem Flugplatz klariert werden. [292] [291] [31]
Beifänge und Rückwürfe
In dieser pelagischen Fischerei gibt es sehr geringe unerwünschte Beifänge und Rückwürfe. [291] [292]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Die pelagische Fischerei hat kaum Einfluss auf den Lebensraum, andere Fischarten oder Wirbellose, mit Ausnahme der Zielart. Der Meeresboden wird durch die Fanggeräte nicht berührt, auch weil dies das riesige Fanggerät unbrauchbar machen würde. [291] [292]
Biologische Besonderheiten
Seit 2009 trennt der ICES drei Bestände und somit auch drei Managementeinheiten von Sebastes mentella in der Irmingersee und angrenzenden Gewässern. Es werden die überwiegend pelagischen Bestände in der Irmingersee S. mentella flach (oberhalb 500 m) und S. mentella tief (unterhalb 500 m), sowie ein bodenlebender Bestand am isländischen Kontinentalabhang unterschieden (weitere Informationen dazu auf der Seite „Rotbarsch Bestandsstruktur“). Die Trennung basiert auf genetischen Daten, sowie biologischen Informationen wie z.B. Befall mit spezifischen Parasiten. Wahrscheinlich ist das Ostgrönlandschelf Aufwuchsgebiet für alle drei Bestände. Russland erkennt die Trennung der zwei pelagischen Bestände nicht an und legt eine autonome Quote für beide fest. Wie alle Sebastes-Arten ist auch S. mentella ovovivipar, also lebendgebärend. Sie ist eine langlebige langsam wachsende Art, die spät geschlechtsreif wird und dadurch sehr anfällig für Überfischung ist. [199] [291] [294] [295]
Zusätzliche Informationen
Die Irmingersee war traditionell einer der Hauptfanggründe für den Rotbarsch, insbesondere für die deutsche Fischerei, nachdem Fangmöglichkeiten auf dem Islandschelf mit Ausdehnung der AWZ wegfielen. Die genaue Unterscheidung zwischen Sebastes marinus (Goldbarsch) und S. mentella ist nicht einfach, da sie vom Habitus sehr ähnlich erscheinen. Sie erfordert häufig die Berücksichtigung vieler Körpermerkmale oder genetische Analysen. Der Handel unterscheidet selten zwischen den Arten. Deutschland ist der größte Abnehmer für Rotbarsch aus isländischen Gewässern. [14] [31]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine pelagische Rotbarschfischerei nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Rotbarschfischerei wird überwiegend mit mittleren bis großen Hochseefahrzeugen durchgeführt. Die Fahrzeuge fahren unter Flaggen der jeweiligen Staaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung folgen daher deren Regeln. [13] [31]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[31] | Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, Island | Informationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries" | government.is | |
[199] | ICES | 2009 | Report of the Workshop on Redfish Stock Structure (WKREDS), 22-23 January 2009, ICES Headquaters, Copenhagen. ICES CM 2009/ACOM: 37. 71pp | ices.dk |
[201] | NEAFC | 2011 | Multi-annual interim conservation and management measure for deep and shallow pelagic redfish in the Irminger sea and adjacent waters to apply from 2011 - 2014 in the NEAFC convention area. Rec pv 2011: Postal Vote on Redfish in the Irminger Sea | neafc.org |
[203] | ICES | 2010 | Report of the North-Western Working Group (NWWG), 27 April - 4 May 2010, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2010/ACOM:07. 751 pp. 20. Deep Pelagic Sebastes mentella | ices.dk |
[204] | Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO) | Northwest Atlantic Fisheries Organization, Conservation and Enforcement Measures: u.a. Quota Table | nafo.int | |
[261] | Europäische Union | 2011 | Verordnung (EU) Nr. 683/2011 des Rates vom 17. Juni 2011 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 57/2011 hinsichtlich der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände | europa.eu |
[291] | ICES | 2011 | Report of the Advisory Committee, 2011. Book 2. Iceland and East Greenland. 2.4.9. Beaked Redfish (Sebastes mentella) in Subareas V, XII, XIV and NAFO Subareas 1+2 (Shallow Pelagic stock | ices.dk |
[292] | ICES | 2011 | Report of the North Western Working Group (NWWG), 26 April - 3 May 2011, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2011/ACOM:7. 975 pp.19. Shallow Pelagic Sebastes mentella | ices.dk |
[294] | ICES | 2011 | Report of the Stock Identification Methods Working Group (SIMWG). By Correspondence in 2011. ICES CM 2011/SSGSUE:06. 91 pp. | ices.dk |
[295] | ICES | 2011 | Report of the Advisory Committee, 2011. Book 2. Iceland and East Greenland. 2.3.3.1. NEAFC request on redfish stock structure in the Irminger Sea | ices.dk |
[296] | ICES | 2011 | Report of the Working Group on Redfish Surveys (WGRS), 2–4 August 2011, Murmansk, Russia. ICES CM 2011/SSGESST:21. 62 pp. | ices.dk |