Echter Bonito im Indischen Ozean
gültig 12/2014 - 12/2015
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Zugehörige Fischart
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Golf von Bengalen, Indonesisches Meer, Arabisches Meer, Somalischer Küstenstrom, Agulhasstrom |
Fanggebiet: | Westlicher Indischer Ozean FAO 51; Östlicher Indischer Ozean FAO 57 |
Art: | Katsuwonus pelamis |
Wissenschaftliche Begutachtung
Indian Ocean Tuna Commission (IOTC), www.iotc.org/English/index.php
Methode, Frequenz
Wissenschaftliche Begutachtungen für Echten Bonito im Indischen Ozean werden seit 2011 mit Hilfe verschiedener Daten aus den verschiedenen Fischereien (Anlandemengen, Längen- und Geschlechterverteilung, Aufwand, Einheitsfänge (CPUEs)) durchgeführt. Dieser Thunfischbestand wird aber zum großen Teil von kleinen handwerklichen oder halb-industriellen Fischereien gefangen, aus denen unzureichende Daten kommen. Diese Bestandsberechnung ist daher sehr unsicher, und die genutzten Indikatoren sind zum Teil widersprüchlich und sehr variabel.
Es sind vorläufige Ziel-Referenzwerte nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages für die Laicherbiomasse (Bmsy) und die fischereiliche Sterblichkeit (Fmsy) definiert. Außerdem sind für beide Parameter Limit-Referenzwerte festgelegt (0,4 Bmsy; 1,5 Fmsy). Auf ihrer Basis wird die Begutachtung des Bestandes vorgenommen und die maximale nachhaltige Fangmenge (MSY) empfohlen. [651] [812]
Wesentliche Punkte
2014: Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit liegen nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) bei allen verwendeten Modellen im grünen Bereich, die Bestandsberechnung ist jedoch weiterhin sehr unsicher. [812]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
---|
Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
angemessen (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Die Fänge von echtem Bonito im Indischen Ozean stiegen seit den 1950er Jahren langsam an. Mitte der 1970er Jahre wurden jährlich 50.000 t mit Handleinen/Angeln und Kiemennetzen gefangen. Mit Beginn der Ringwaden-Fischerei in den frühen 1980er Jahren stiegen die Fänge rapide und Echter Bonito wurde die wichtigste kommerziell genutzte Fischart im Indischen Ozean. Zeitgleich stieg auch die fischereiliche Sterblichkeit schnell an und die Laicherbiomasse nahm ab. 2006 wurden mit 600.000 t die höchsten Fänge erreicht, seitdem nehmen die Fänge ab. Die Entwicklungen in einzelnen Fischereien und Gebieten ist jedoch sehr unterschiedlich und hängt von verschiedensten Faktoren ab. So hat z.B. die Piraterie in einem der wichtigen Fischgründe vor Somalia den Einsatz der Flotten verändert. Die Fangdaten sind aufgrund fehlender Informationen einiger wichtiger nicht-industrieller Flotten unsicher. Laut aktueller Begutachtung von 2014 scheinen Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit im Rahmen des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) zu liegen (B/Bmsy größer 1; F/Fmsy kleiner 1). [812]
Ausblick
Die Bestandsberechnung sagt zumindest kurzfristig ein weiteres Anwachsen des Bestandes voraus. Die empfohlene maximale nachhaltige Fangmenge (nach MSY) liegt außerdem über den derzeitigen Fangmengen, die also mittelfristig nicht reduziert werden müssten. Die Entnahme von Echtem Bonito im Indischen Ozean ist aber ohnehin nicht über Höchstfangmengen (TACs) reguliert. [812]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Die Verbreitung von Echtem Bonito ist unter anderem abhängig von der Wassertemperatur (siehe Artblatt). Echter Bonito scheint häufig in Gebieten mit hydrographischen Besonderheiten wie Fronten zwischen kaltem und warmem Wasser sowie Auftriebsgebieten vorzukommen. [100] [229]
Wer und Wie
Die Bewirtschaftung von Echtem Bonito im Indischen Ozean erfolgt durch die Indian Ocean Tuna Commission (IOTC). Mitglieder sind Küstenstaaten und nicht-Küstenstaaten, die im Indischen Ozean Thunfisch fischen (z.B. die Europäische Gemeinschaft). Die Bewirtschaftung erfolgt nicht durch die Festsetzung von Höchstfangmengen (TACs), aber durch andere bindende Regelungen (z.B. zur Regulierung des Fischereiaufwandes). Außerdem gibt es nicht-bindende Empfehlungen der IOTC und nationale Gesetze und Regularien der Anrainerstaaten. Die Fangmöglichkeiten für tropischen Thunfisch im IOTC-Übereinkommensbereich für EU-Schiffe (Spanien, Frankreich, Portugal, Vereinigtes Königreich) werden in Unionsrecht umgesetzt (Höchstzahl Schiffe bzw. Kapazität). [651] [798]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Die wissenschaftliche Begutachtung errechnet und empfiehlt die maximale Entnahme im Rahmen des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Höchstfangmengen (TACs) werden aber nicht festgelegt. 2010 bis 2013 wurde die empfohlene maximale Fangmenge nicht erreicht. Die Wissenschaft weist darauf hin, dass die Fangdaten aus einigen Flotten sehr unsicher sind bzw. gänzlich fehlen und daher geschätzt werden. Der größte Teil dieser Fänge ohne ausreichende Daten stammt z.B. aus der Kiemennetzfischerei von Iran, Sri Lanka und Pakistan, außerdem aus der Küstenfischerei mit Handleinen/Angeln in Indonesien, Indien und Madagaskar. [812]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Echter Bonito ist im gesamten Indischen Ozean verbreitet und unternimmt hier weite Wanderungen. Er wird für die Begutachtung als ein Bestand betrachtet. Genetische Untersuchungen geben allerdings Hinweise auf eine komplexere Bestandsstruktur im Indischen Ozean. Die Bewirtschaftung erfolgt durch die Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) als ein Bestand im gesamten Verbreitungsgebiet. [611] [812]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | Anlandungen 2013: 424,6 davon etwa 28% Ringwaden mit FADs, 22% Handleinen und Angelleinen, 1% Ringwaden ohne FADs, 49% andere Fanggeräte (z.B. Langleinen, Umschließungsnetze, Kiemennetze) |
TACs | nicht festgelegt [812] |
IUU-Fischerei
Die Indian Ocean Tuna Commission führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste). Maßnahmen zur Unterbindung von IUU-Fischereien durch die Hafenstaaten sind seit 2011 in Kraft. IUU-Fischerei ist aber noch immer ein Problem im Indischen Ozean. [651] [652] [812]
Struktur und Fangmethode
Echter Bonito im Indischen Ozean wird mit Kiemennetzen, Ringwaden, Handleinen und Angelleinen und anderen Fanggeräten gefischt (z.B. Langleinen, andere Umschließungsnetze). Ein großer Teil kommt aus einer kleinen handwerklichen oder halb-industriellen Fischerei. In den letzten Jahren stammten über 90% der Ringwaden-Fänge aus Fischereien mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Etwa 23% der Fänge werden von der EU Flotte getätigt (Spanien und Frankreich), 21 % von Indonesien, 18% von Sri Lanka, 16% von den Malediven und 8% von den Seychellen. Der größere Teil der Fänge von Echtem Bonito kommt aus dem westlichen Indischen Ozean. [812] [813]
Beifänge und Rückwürfe
Die Menge an Beifängen und Rückwürfen ist trotz einer Meldepflicht größtenteils unbekannt. Es wird aber angenommen, dass die Rückwürfe gering sind. Mit Hilfe von Daten aus spanischen und französischen Beobachter-Programmen (2003-2007) wurden Beifänge der Hauptarten bzw. Artengruppen in der gesamten Ringwadenfischerei auf Thunfisch (verschiedene Arten) geschätzt. Insgesamt fielen 3,5% unerwünschter Beifang an. Davon entfielen auf Thunfisch-Rückwurf 54%, Haie 10%, Schwertfisch etc. 1,5%, Rochen 0,7%, andere Fische 34%. Für die Fischerei mit Ringwaden ist ein Rückwurfverbot für Echten Bonito, Gelbflossenthun und Großaugenthun in Kraft. Ausgenommen sind nur Fische, die aufgrund von Beschädigung für den menschlichen Konsum nicht geeignet sind. [651] [812] [813]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Die verschiedenen in dieser Fischerei verwendeten Fanggeräte haben unterschiedlichen Einfluss auf andere Arten. Der Meeresboden wird aber nicht geschädigt, da die eingesetzten Fanggeräte ihn kaum berühren.
Im Indischen Ozean wird Echter Bonito u.a. mit Kiemennetzen gefangen, die zum Teil nicht-selektiv sind (Monofilament-Netze). Beifang-Raten sind nicht bekannt, neben den Zielarten können sich aber andere Fischarten, Meeressäuger, Vögel, Schildkröten und Haie verfangen.
Bei der Fischerei mit Ringwaden kann es zu Beifang von Delfinen kommen, der aber durch verschiedene Techniken reduziert werden kann. In den letzten Jahren stammen über 90% der Ringwaden-Fänge (28% des Gesamtfangs 2013) aus Fischereien mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Neben der Zielart sammeln sich hier auch andere Arten, u.a. auch viele Jungtiere. FADs können daher den Beifang an zu kleinen Fischen, Schildkröten, Haien und anderen Meeresbewohnern erhöhen, die zum Teil (z.B. Schildkröten) aber lebend zurückgesetzt werden können (mehr Informationen). Die IOTC-Mitgliedsstaaten mussten bis Ende 2013 Managementpläne für ihre Fischereien mit FADs (Ringwaden, Handleinen/Angeln) vorlegen, die bestimmten Richtlinien entsprechen. Ringwadenfischereien auf freie Thunfischschulen (ohne FADs) haben kaum Einfluss auf Nicht-Zielarten.
Die Fischerei mit Angeln ist sehr selektiv mit wenig Beifang von nicht-Zielarten. Hier muss aber der Zustand der Köderfisch-Bestände beobachtet werden.
In der Fischerei mit Langleinen können Beifänge von Schildkröten, Haien und Seevögeln auftreten. Insbesondere durch die Form der Haken lassen sich unerwünschte Beifänge bestimmter Arten reduzieren. Verschiedene IOTC-Resolutionen beinhalten Vorgaben zur Vermeidung und Handhabung von beigefangenen Haien, Schildkröten und Seevögeln. [30] [558] [651] [812] [813]
Biologische Besonderheiten
Echter Bonito ist die kleinste der wesentlichen kommerziell genutzten Thunfischarten. Er zeichnet sich durch relativ schnelles Wachstum und hohes Reproduktionspotential aus. Im Vergleich zu anderen Arten wird er früh geschlechtsreif, hat eine kürzere Lebensspanne und eine hohe Fruchtbarkeit bzw. Produktivität. Diese biologischen Charakteristika machen ihn im Vergleich zu anderen Arten weniger anfällig für Überfischung. [812]
Zusätzliche Informationen
Die Fischerei auf Echten Bonito im Indischen Ozean ist mit jährlich 400-600.000 t in den letzten 10 Jahren eine der größten Thunfisch-Fischereien weltweit, und die größte im Indischen Ozean.
Die sogenannten Thunfischabkommen mit Partnerländern (z.B. Komoren, Madagaskar, Mosambik und Seychellen) erlauben es Fischereifahrzeugen aus der EU, wandernde Thunfischbestände entlang der afrikanischen Küsten und im Indischen Ozean zu nutzen. Deutsche Fangschiffe sind in diesen Fischereien nicht aktiv. [185] [812]
Zertifizierte Fischereien
Eine Fischerei auf Echten Bonito im Indischen Ozean ist seit Nov. 2012 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert. Eine weitere Fischerei befindet sich im Bewertungsverfahren. [4]
Siehe
www.msc.org/track-a-fishery/fisheries-in-the-program/certified/indian-ocean/maldives_pole_line_tuna
www.msc.org/track-a-fishery/fisheries-in-the-program/in-assessment/Indian-ocean/echebastar_indian_ocean_purse_seine_skipjack_yellowfin_and_bigeye_tuna/
Soziale Aspekte
Die Fischerei auf Echten Bonito ist die Hauptquelle für tierisches Protein in vielen Küstengemeinden der Anrainerstaaten des Indischen Ozeans (oft Entwicklungsländer). Sie sorgt außerdem für Beschäftigung und Existenzgrundlage in vielen armen Gemeinden. Echter Bonito wird mit Fahrzeugen aller Größen von verschiedenen Nationen gefischt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind daher sehr unterschiedlich, und richten sich nach den Regeln der jeweiligen Staaten [611]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[4] | Marine Stewardship Council (MSC) | Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei | msc.org | |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[100] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO, Fisheries and Aquaculture, Search resources factsheets, Aquatic species | fao.org | |
[185] | Europäische Kommission | Europäische Kommission, Fischerei, Homepage | europa.eu | |
[229] | Froese, R. and D. Pauly. Editors. | 2011 | FishBase. World Wide Web electronic publication. www.fishbase.org, version (06/2011). | fishbase |
[558] | Kelleher K | 2005 | Discards in the world\'s marine fisheries: An update | FAO fisheries technical paper 470, Rome, 154 pp |
[611] | Dammannagoda ST, Hurwood DA, Mather PB | 2011 | Genetic analysis reveals two stocks of skipjack tuna (Katsuwonus pelamis) in the northwestern Indian Ocean. | Can. J. Fish. Aquat. Sci. 68: 210–223 |
[651] | Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) | Collection of Active Conservation and Management Measures for the Indian Ocean Tuna Commission. | iotc.org | |
[652] | Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) | Homepage der Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) | iotc.org | |
[798] | Europäische Union (EU) | 2015 | Verordnung (EU) 2015/104 des Rates vom 19. Januar 2015 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2015) und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 43/2014 sowie zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 779/2014 | europa.eu |
[812] | Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) | 2014 | Report of the Seventeenth Session of the IOTC Scientific Committee, Seychelles, 8–12 December 2014, IOTC–2014–SC17–R[E]: 357pp | iotc.org |
[813] | Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) | 2014 | Report of the 10th Session of the IOTC Working Party on Ecosystems and Bycatch, Yokohama, Japan, 27–31 October 2014, IOTC–2014–WPEB10–R[E] | iotc.org |